Unnatural History - Pax Britannia (1)

Wir schreiben des April des Jahre 1997. Queen Victoria steht kurz vor ihrem 160. Thronjubiläum, das Britische Weltreich regiert unangefochten die Welt, mechanische Polizisten und Arbeiter kümmern sich um Sicherheit und Wohlstand der begüterten Klasse, das Proletariat aber darbt im Elend und Hunger vor sich hin. Es liegt der Duft von Revolution in der Luft, Magna Britannia mit den Kolonien auf Luna und dem Mars könnte durch Anschläge der Darwinian Dawn Terroristen ernsthafte in Gefahr, doch davor ist der angehende Premierminister und sein bester Agent.

Vorhang auf für Ulyssis Quicksilver, ein Mann der Frauen, ein Stutzer und Dandy doch auch ein unerschrockener Abenteurer und der Mann, der immer dann gerufen wird, wenn die Sicherheit Magna Britannias in Gefahr ist.

Zusammen mit seinem Butler Nimrod soll er eigentlich nur das Verschwinden eines Professors untersuchen – und stößt dabei nicht nur auf die Anarchisten Darwinian Dawns, sowie auf eine gigantische Intrige sondern auch auf eine Erfindung, die die Evolution rückgängig macht.
Während aus dem Zoo ausgebrochene Saurier die Straßen der City unsicher machen, steigt unser Filou in die Tiefen der Kanalisation und der gefluteten U-Bahnstrecken hinab auf der Suche nach einem alten Feind ...

Der in Deutschland eher gemäßigte Hype um Steampunk neigt sich seinem baldigen Ende entgegen. In den Vorschauen der großen Publikumsverlage sucht man entsprechende Werke vergebens, selbst begonnene Reihen werden, dem mangelnden wirtschaftlichen Erfolg folgend, nicht fortgesetzt.

Um so wichtiger dass hier, wie schon im Bereich der Weird Fiction und der Kurzgeschichte die rührigen Kleinverlage in die Bresche springen und den Leser mit entsprechendem Futter versorgen.

Auch der eigentlich auf Horror spezialisierte Luzifer Verlag hebt hier seine Hand – und, das ist bemerkenswert, er tut dies mit der ersten Übersetzung im Verlagsprogramm.

Mittlerweile sind auf der Insel bereits acht Romane um Ulyssis Quicksilver erschienen, an Nachschub dürfte es daher nicht unbedingt mangeln.
Den Leser erwartet, in einer vorzüglichen Übersetzung von Rona Walter, ein wahres Feuerwerk an bekannten und nicht so geläufigen Steampunk Motiven. Natürlich darf eine künstlich am Leben erhaltene Monarchin ebenso wenig fehlen, wie dampfbetriebene Roboter und Zeppeline, dazu gesellen sich aber auch Saurier, Marsbewohner und Anarchisten der besonders fiesen Art. Das ist von der Zusammenstellung erfrischend ungewöhnlich, negiert bewusst jede Menge unlogischer Entwicklungen bietet dafür dann aber stattdessen eine Menge Tempo und Abenteuer pur.

Es macht einfach Spaß zusammen mit unserem Helden ins Geschehen einzutauchen, den Bösen zu zeigen, was eine Harke ist und das Empire vor seinem Fall zu retten. Bunt, abwechslungsreich und voller rasanter Kämpfe erwarten den Leser zwar keine wirklich weltbewegenden Messages, bleibt auch der Ort der Handlung noch relativ diffus, dafür aber jede Menge packender Entwicklungen. Bitte mehr davon!