Altmodische Sternenoper für Actionfreunde
Nach der Ermordung ihres kleinen Sohnes durch einen Roboter ruft die Salusanerin Serena Butler zum Heiligen Krieg, dem Djihad, gegen alle Denkmaschinen und Roboter auf. Nach der Vernichtung der Erde und des dortigen Zentralcomputers Omnius breitet sich der Djihad auf die gesamte besiedelte Galaxis aus. Eine Welt nach der anderen wird in Mitleidenschaft gezogen, bis nach zwanzig Jahren die Verluste auf beiden Seiten in die Millionen gehen. Kann es ein Ende des Djihad geben?
Der kluge Leser beginnt seine Lektüre nicht mit Kapitel 1, sondern mit der Chronologie aus dem Anhang. Hier sind jene Ereignisse aufgelistet, die sich in den Jahren 201-177 V.G. (vor Gründung der Gilde) nach dem Angriff auf Terra zugetragen haben. Achtung: Diese Chronologie findet sich nur in diesem Band der Legenden-Trilogie! Die Romanhandlung setzt dann im Jahr 177 V.G. ein und bezieht sich rückblickend auf diese Zeit. Die einzelnen Teile des Buches verteilen sich auf die folgenden wenigen Jahre bis 170 V.G.
Salusa Secundus
Die Schlacht um Terra markierte den Beginn eines neuartigen Krieges gegen die Denkmaschinen: einen Djihad. Die allgemein akzeptierte, aber nicht ganz korrekte Übersetzung ";heiliger Krieg"; (eigentlich müsste es ";heiliger Weg"; heißen) rührt von der Tatsache, dass Serena Butler nach ihrer Rückkehr quasi zu einer Priesterin dieses Kreuzzuges gemacht worden ist. Ihr ermordeter Sohn Manion jr., dessen Leiche sie mitbrachte, ist im Verlauf von 25 Jahren zu einem Märtyrer geworden, der unschuldig für die freien Menschen geopfert wurde. Er wird auf allen Liga-Welten verehrt wie ein am Kreuz hingerichteter Jesus.
In seinem und Serenas Namen wird der Djihad gegen die Maschinen begonnen und unter Millionen von Verlusten an Menschenleben weitergeführt. Erst jetzt, 23 Jahre später, erheben sich kritische Stimmen gegen die hohen Verluste.
Der ehemalige irdische Sklavenaufseher Iblis Ginjo, der mit Serena nach Salusa Secundus gekommen ist, hat sich eine herausragende Stellung als Großer Patriarch erarbeitet – oder erschlichen, wie böse Zungen zischeln. Sie tun das meist nicht sehr lange, denn die für den Schutz des Djihads gegründete Polizeitruppe ";Djipol"; verfolgt nicht nur echte Verräter, sondern räumt auch diskret die Opposition aus dem Weg. Niemand ahnt, dass die Djipol auch die ";Seraphim"; ausgebildet hat, Leibwächter, die Serena vor Attentaten schützen sollen (die mitunter von Ginjo inszeniert sind). Und keiner außer Ginjos Assistent Thurr weiß, welche miesen Geschäfte die Djipol mit den Organhändlern des Planeten Tlulaxa macht. Erst Feldherr Xavier Harkonen wird die entsetzliche Wahrheit aufdecken.
Desaster
Der Djihad tobt zwischen den Liga-Welten und den Synchronisierten Welten, so dass es zu Massakern und Schlachten im Weltraum wie am Boden kommt. Die Denkmaschinen versuchen die Hauptwelt Salusa Secundus zu umzingeln, indem sie Stützpunkte auf Unverbündeten Planeten einrichten. Da heißt es aufpassen. Verheerende Folgen kann aber auch die Verteidigung angegriffener Welten haben, wie sich herausstellt.
Auf der Welt IV Anbus beispielsweise lässt sich die anrückende Roboterarmee erst dadurch aufhalten, dass Liga-Flotte in letzter Sekunde die Dämme einer Talsperre sprengt. Die den buddhislamischen Zenschiiten heilige Stadt Darits versinkt in den darüber hereinbrechenden Wassermassen. Primero Xavier Harkonnen hat diese Maßnahme nur als letzten Ausweg gewählt, weil die einheimische Bevölkerung seine Truppen sabotiert hatte. Nun müssen die Mullahs einen hohen Preis dafür zahlen, vor den Maschinen gerettet zu werden. Sie verfluchen die Harkonnens. Kein Wunder, dass es Stimmen gibt, die den heiligen Krieg beendet sehen wollen.
Intermezzo
(Corrin)
Der Roboter Erasmus führt seine Experimente an Menschen inzwischen auf der Welt Corrin durch. Er zieht sich einen Menschenjungen heran, dem er nach einem antiken Gelehrten den Namen Gilbertus Albans gibt. Erasmus ist es, der die Welt Corrin davor bewahrt, im Chaos zu versinken, als die von Vorian Atreides mit einem Virus programmierte Omnius-Kopie von Terra auf Corrin eintrifft – nach fast 25 Jahren! Niemand unter den Denkmaschinen wundert sich über diese beträchtliche Verspätung, doch der brave Roboter Seurat, den Vorian unbemerkt reaktiviert hat, tut seine Pflicht: Der von ihm unwissentlich eingeschleppte Computervirus zerstört die vorhandene Omnius-Kopie beinahe, wodurch alles zum Stillstand kommt. Und das ist bereits die achte Welt, die Seurat auf diese Weise ";beglückt";.
(Caladan)
Vorian Atreides, aufgrund einer Behandlung seines Vaters langlebig und ewig jung aussehend, findet auf der Wasserwelt Caladan die wahre Liebe seines Lebens. Leronica ist die Tochter eines redlichen Fischers und arbeitet in seiner Taverne. Vorian erobert und schwängert sie, bevor er wieder in den Krieg muss. Doch er hat einen Liga-Stützpunkt hinterlassen, zu dem er zurückkehren kann – und noch etwas anderes. Leronica heiratet einen anderen braven Mann und bekommt Vorians Zwillingssöhne, die sie mit dem neuen Gatten aufzieht. Von Vor, der ihr seine Identität unter dem Siegel der Verschwiegenheit enthüllt hat, erzählt sie ihrem Mann nur das Nötigste. Gewisse Umstände sorgen zehn Jahre später für ein Wiedersehen…
(Poritrin)
Auf der Sklavenwelt Poritrin ist es mittlerweile zu dramatischen Veränderungen gekommen. Tio Holtzman hat Norma Cenva, seine frühere Assistentin, praktisch degradiert – sie habe eh nur an ihrem eigenen unverständlichen und unnützen Zeug gearbeitet. Sie wendet sich an Aurelius Venport, der die Vision, die sie zeichnet, mit etwas Mühe begreift: Raumschiffe, die sich ohne Zeitverzug quer durch die Galaxis bewegen können, nur indem sie den Raum falten! Der Handel, in dem er sein eigenes Imperium errichtet hat, würde sehr viel schneller ablaufen. Er finanziert ihr sowohl ein abgelegenes Labor als auch den Prototyp eines Raumfaltschiffes.
Wie vorauszusehen, ist Holtzman auch hinter dieser Erfindung her und nimmt sie Norma weg, die er ins Exil schickt. Doch etwas macht ihm einen Strich durch die Rechnung: ein neuer Sklavenaufstand. Allerdings bleibt es diesmal nicht dabei. Als der Rebellenführer eine Laserpistole auf Holtzmans Körperschild abfeuert, ereignet sich eine nukleare Explosion, die die Hauptstadt in weitem Umkreis einäschert!
(Arrakis)
Die einzigen überlebenden Sklaven sind die hundert Zensunniten um Ishmael, der stets Frieden gepredigt hat. Sie müssen Poritrin schnellstens verlassen – nur wie? Das einzige Gefährt, das zur Verfügung steht, ist das unerprobte Raumfaltschiff. Nur Venports Kompagnon Keedair, den sie kidnappen, kann es fliegen, und die einzigen Koordinaten, die er kennt, sind die von Arrakis, von wo er Spice-Melange importiert. Die Zensunniten stranden auf dem Wüstenplaneten, wo die einheimischen Rebellen sie vor dem Verdursten und den Sandwürmern retten.
(Bela Tegeuse)
Unterdessen erobern die Titanen-Cymeks die Welt Bela Tegeuse und bauen sie zu ihrer Festung aus. Von hier aus greifen sie die Synchronisierten Welten an, denn sie haben Omnius die Gefolgschaft aufgekündigt. Das aber macht sie noch lange nicht zu Freunden der Freien Menschen. Nachdem sie sich bei ihren Attacken auf Menschen verschätzt haben, sind nur noch drei der Titanen übrig: Agamemnon, Juno und Dante. Fieberhaft arbeiten sie daran, freiwillige Menschen zu Neo-Cymeks zu verwandeln. Sie versprechen ihnen Unsterblichkeit.
Showdown auf Corrin
Es gibt nichts Schlimmeres für die Aufrechterhaltung der Kriegsanstrengungen als die Hoffnung auf Frieden. Als ein Dutzend weltfremde und naive Philosophen Serena und Ginjo die Nachricht überbringen, Omnius habe ihren Friedensvorschlag angenommen und erwarte die zustimmende Antwort der freien Menschen, sind die beiden Herrschergestalten gelinde gesagt etwas irritiert. Tatsächlich sind sie reichlich geschockt, und Serena wäscht den idiotischen Philosophen erst einmal den Kopf. Aber was soll sie tun? Die Menschen auf Salusa Secundus dürsten nach dem Ende des Blutvergießens.
Wie so oft weiß auch diesmal der durchtriebene Ginjo Rat. Allerdings ist er darauf aus, den Machtverlust, den ihm Serena durch ihre Eigeninitiative jahrelang zugefügt hat, wieder wettzumachen. Dennoch erscheint Serena sein Vorschlag sehr verlockend: Was könnte ein überzeugenderes Signal dafür sein, dass die Maschinen nur die Vernichtung aller Menschen im Sinn haben, wenn sie ausgerechnet die Parlamentärin der freien Menschen umbringen würden?
Niemand ahnt, dass es beim kommenden Märtyrertod Serenas nicht mit rechten Dingen zugehen wird. Am wenigsten Serena selbst. Sie fliegt mit ihren Leibwächterinnen zu Omnius und Erasmus nach Corrin. Dort erlebt sie eine böse Überraschung, die dem Djihad eine neue Wendung gibt.
(Dieser Handlungsabriss ist eine Annäherung, die nur den Roten Faden wiedergibt. Das Schicksal von Norma Cenva und das Auftauchen der Titanin Hekate erscheint mir nicht so wichtig.)
Die Überraschung vorbereiten…
Wie schon im ersten Band der Legenden-Trilogie, ";Butlers Djihad";, haben die beiden Autoren alle Mühe, die weitverzweigte Handlung mit dem vorrangigen Ziel jeder Romanhandlung in Einklang zu bringen: dem menschlichen Drama, das den Leser in erster Linie für die Figuren und deren Entwicklung interessieren soll. Um sich alle Figuren und Schauplätze überhaupt merken zu können, hilft dem Leser in Ermangelung eines Personalverzeichnisses nur die zügige Lektüre. Die erweist sich denn auch als gar nicht so schwierig. Die Kapitel sind kurz, meist nur fünf Seiten, und die Schrifttype ist so groß, dass man die Augen kaum überanstrengt. 250 Seiten pro Tag zu schaffen, ist nicht unmöglich. Wie man sieht, ist die Handlung nicht gerade von Tiefgang geprägt.
Wie jeder Science-Fiction- und Fantasyroman gibt es zudem die Herausforderung, den Leser überraschen und erstaunen zu müssen. Die Kunst dabei besteht darin, die Überraschung sowohl unerwartet erscheinen zu lassen, als auch sie irgendwie vorzubereiten, so dass sie nicht völlig an den Haaren herbeigezogen erscheint.
Hekate
Wie schon oben angedeutet, gibt es zwei solche Überraschungen. Vielleicht ist es bezeichnend, dass sie für den Roten Faden kaum eine Rolle spielen. Das Auftauchen der abtrünnigen Titanin Hekate beispielsweise gibt dem Djihad keine neue Wendung, doch für zwei der bisherigen Hauptfiguren bedeutet die Begegnung mit der drachenähnlich auftretenden Androidin das Ende. (Ich werde nicht verraten, um wen es sich handelt.) Im letzten Achtel des Romans werden eine ganze Reihe von ";Spielfiguren"; vom Schachbrett genommen. Nicht nur um den Eindruck von Schicksalhaftigkeit zu vermittel, sondern auch um das Schachbrett für den Auftritt neuer Figuren freizumachen.
Norma Cenva
Das unerwartete Schicksal von Norma Cenva ist da schon etwas folgenreicher, denn es steht in direktem Zusammenhang mit der späteren Entwicklung der Bene Gesserit. Zur Erinnerung: Norma Cenva ist die zwergwüchsige Mathematikerin, die vom Erfinder Tio Holtzman als Assistentin angenommen wird und die Störschildtechnik so ausbaut und anwendbar macht, dass ganze Raumschiffe und Planeten dadurch geschützt werden, von Körperschilden ganz zu schweigen. (Siehe dazu David Lynchs Verfilmung von DUNE, wo Paul einen Körperschild einsetzen muss. Doch langsame Waffen durchdringen den Schild, und ein Laserstrahl verursacht eine Atomexplosion – Vorsicht ist also angebracht.)
Nun enteignet Holtzman seine Assistentin, die ein eigenes, geheimes Ziel verfolgt: Raumfaltschiffe. Aurelius Venport, der ihr einen Heiratsantrag macht, will für Norma eine Werft bauen, wo sie diese Schiffe in großen Mengen bauen kann. Er sieht als Händler in erster Linie die Möglichkeit, den handel enorm zu beschleunigen, doch sie will den Schiffstyp in erster Linie, um den Djihad zu einem Erfolg zu machen. (Das sehen auch Serena und Ginjo so, die die Schiffe am liebsten beschlagnahmen und auf der Stelle einsetzen würden.) Solche Schiffe könnten urplötzlich über einer Welt der Denkmaschinen auftauchen und den dortigen Einrichtungen erheblichen Schaden zufügen, um sofort wieder zu verschwinden, wenn sie angegriffen werden. Es gibt nur ein schwerwiegendes Problem: die Navigation ist äußerst unzuverlässig, und es ist schwer gesundheitsschädigend, mitten in einer Sonne zu materialisieren…
Holtzman hat also Norma rausgeworfen und in die Wüste geschickt, also zurück nach Rossak, Normas Mutter Zufa, die Zauberin, lebt. Doch die Tiefen des Weltraums sind tückisch – Normas Schiff wird von dem Titanen Xerxes gekapert, sie selbst wird gefoltert, damit der Sadist sein Späßchen hat. Nun haben wir uns schon die ganze Zeit gewundert, dass Norma als Zufas Tochter nicht über die gleichen telekinetischen Fähigkeiten verfügt.
In der Folterszene wird dieser Zweifel endlich beseitigt: ";Das Schlafende muss erwachen";, würde Paul sagen. Norma verfügt über die gleichen Kräfte wie ihre Mutter und über noch viel mehr. Statt nun aber weiterhin eine Zwergin zu bleiben, verwandelt Norma ihren Körper auf atomarer Ebene in den einer wunderschönen Göttin. Das ist allerdings Kitsch as Kitsch can. Und es verwundert, wenn sie anschließend von dem überhaupt nicht verblüfften oder geschickten Aurelius einen ebenso wunderschönen Sohn empfängt. Die Zukunft der Cenva-Dynastie ist gesichert. Und da Norma auch noch durch das von Arrakis importierte Spice einer umfassenden Vision teilhaftig geworden ist, weiß sie auch, in welche Richtung sie den Zirkel der Zauberinnen ihrer Mutter entwickeln muss – so entsteht der Orden, der im ";Wüstenplaneten"; Bene Gesserit genannt wird.
Diese Kapitel sind ohne Zweifel die schwächsten, weil unplausibelsten in einem an unwahrscheinlichen Ereignissen reichen Roman. Wer nicht bereits ein Anhänger des DUNE-Zyklus ist, wird es durch solche Mätzchen ganz bestimmt nicht werden.
Die Übersetzung
Auf Seite 759 verblüffte mich die Bezeichnung ";Pax Galacticus";. Bisher habe ich ";pax"; – das lateinische Wort für Frieden – immer für weiblichen Geschlechts gehalten, wie in ";Pax Americana";. Auf Seite 849 fehlt in der letzten Zeile das Wort ";Leben";. Aus dem nächsten Satz ergibt sich, dass es sich um dieses Wort handeln muss. Ansonsten gibt es die bei Heyne üblichen Schlampereien wie etwa falsche Wortendungen durch -m statt -n bzw. umgekehrt. Die üblichen Flüchtigkeitsfehler eben.
Faltschiffe – die große technische Neuerung
Warum der Originaltitel ";The machine crusade"; lautet, erschließt sich mir aus dem Gelesenen überhaupt nicht. Denn es sind ja die Menschen, die den Kreuzzug gegen die Maschinen führen, im Zeichen von Manion dem Unschuldigen. Allenfalls könnte ich mir den Titel so erklären, dass damit der Aufstand der Titanen gemeint ist, die sich gegen Omnius stellen und ihren eigenen Minikrieg führen. (Dass Roboter überhaupt auftauchen, ist ein großer Unterschied zu Frank Herberts ursprünglicher Vision der Zukunft. Ähnlich wie Asimov in der Foundation-Trilogie werden Roboter zwar für möglich gehalten, treten aber nicht auf. Und in der Zeit, in der DUNE spielt, sind sie längst durch Butlers Djihad ausgerottet – wie komfortabel.)
In erster Linie Actionfreunde kommen in diesem Band auf ihre Kosten, denn immer wieder gibt es Raumschlachten, Überfälle auf Raumschiffe, Sklavenaufstände und jede Menge persönliche Zweikämpfe. Letztere liefert vor allem ein Sldnerkämpfer, der von der Inselwelt Ginaz stammt. Die tapferen Ginazsöldner spielen in den Romanen des ersten DUNE-Zyklus fortwährend eine Rolle.
Technische Entwicklungen kommen ebenfalls nicht zu kurz: Raumfaltschiffe sind die große technische Neuerung dieses Zeitabschnitts. Aber Technik ist irrelevant, wenn ihr nicht der entsprechende gesellschaftliche Rahmen zugeordnet wird. Statt für den Handel werden Faltschiffe daher für den Djihad requiriert – alles andere betrachten Serena und Ginjo als Verrat. Nie hat man Aurelius Venport in einer solchen Klemme gesehen: Alles, was er in diese technik investiert hat, wird ihm mit einem Federstrich genommen. Aber ein weiterer Federstrich von Serena Butler tilgt alle seine Schulden – zack, ist’s getan! Aurelius staunt. So eine Diktatur der Priester ist manchmal echt praktisch.
Die Gretchenfrage
Doch das geistige Gegengewicht zu Technik und Wissenschaft ist nicht etwa Philosophie – diese wird auf Corrin desavouiert -, sondern Religion. Der Djihad wird als religiöser Krieg gegen das Böse in Gestalt der Denkmaschinen geführt. Auch der erneute Aufstand der Sklaven auf Poritrin hat religiöse Wurzeln. Bzeichnend ist, dass diesmal die Sklaven eine Alternative zur gewalt haben: die Flucht mit Ishmael. Er ist so eine Art biblischer Urvater à la Abraham oder Noah.
Und wie Noah steht ihm eine Arche zur Verfügung. Während die Hauptstadt von Poritrin einem Atomschlag zum Opfer fällt, verschwindet Ishmaels kleiner Stamm mit seiner Arche der allgemeinen zerstörung – nur um auf einer Welt zustranden, die etwas gegen menschliches Leben zu haben scheint. Auf Arrakis scheint nichts außer den Sandwürmern existieren zu können. Bis ein Wunder geschieht. Es erstaunte mich nicht, dass aus der Verschmelzung der Ishmaeliten mit den Rebellen Selim Wurmreiter die Free Men alias Fremen entstehen.
Zwischenstation
Dieser Mittelband der Legenden-Trilogie ist eine Zwischenstation auf dem Weg zum Finale – und also solche ein ";Buch der Wandlungen";. Immer deutlicher schält sich jene Version der Zukunft heraus, die wir das im ersten Band des DUNE-Zyklus zu sehen bekommen. Die Auseinandersetzungen zwischen den Häusern Atreides, Harkonnen und Corrino bilden dann die Substanz in den ";Frühen Chroniken";, die einen weiteren Trittstein auf dem Weg zu Frank Herberts Roman bilden.
Meine Schreckensvision
Ich hoffe sehr, dass nach ";Die Schlacht von Corrin"; die Zeit Prequels vorüber ist. Natürlich können Herbert und Anderson tonnenweise Geschichten für den Zeitrahmen von 10.000 Jahren erfinden, aber was soll das noch bringen? Nach vernünftigen Maßstäben ist das Mögliche ausgeschöpft, denn in jeden Mammutroman passen nur eine begrenzte Menge von Zwischenstationen auf dem Weg zur Vision von DUNE. Doch es könnte den Verlagsmarketiers einfallen, was auch dem Star-Trek- und Star-Wars-Universum passiert ist: Eine Aufsplitterung in mehrere abzweigende Szenarien, sozusagen in Unteruniversen, in denen begrenzte Handlungsstränge angesiedelt werden können. Das Ende vom Lied bestünde dann im Auftreten von jungen Jedi-Rittern auf Arrakis. Hoffentlich machen ihnen dann die Sandwürmer schnellstens den Garaus.
Brian Herbert, Heyne
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