Der Mond ist nicht genug
- Piper
- Erschienen: Januar 2013
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Der Kultautor der humorvollen Fantasy ist zurück - mit einer skurrilen Horrorkomödie der besonderen Art
Ein alles verschlingendes Monster namens Vorm der Hungrige im Schrank des neuen Apartments, ein Kühlschrank, der sämtliche Essenswünsche erfüllt und ein beinahe endloses Leben. So lange, wie man es eben aushält, als Wächter einer interdimensionalen Kreatur. Ohne den Verstand zu verlieren. Für Diana stehen nicht sehr viele Optionen offen: Entweder sich fressen lassen oder das Beste aus der Situation machen. Diana entscheidet sich für Letzteres.
Mit diesem bizarren Stand der Dinge beginnt A. Lee Martinez Roman Der Mond ist nicht genug, ein buntes Sammelsurium von Absonderlichkeiten und seltsamen Erlebnissen quer durch alle Dimensionen folgt. Sowohl für die Protagonistin als auch für den Leser.
Nicht ist, wie es scheint. Und selbst das ist anders.
Damit muss man erst einmal klarkommen. Die Welt, wie man sie kennt, läuft nur für den Uneingeweihten in den üblichen Bahnen. Doch hat man einen unfreiwilligen Blick durch das Fenster geworfen, so wie Diana, dann dürfte der Verlust des eigenen Verstandes unweigerlich erklärtes Ziel werden. Denn wann wird man schon mit der unangenehmen Wahrheit konfrontiert, dass das Universum, wie man es ein Leben lang erfährt, nur ein unbedeutender Fleck der Multidimensionen ist. Der jederzeit, im Zuge eines Wimpernschlags, von außerirdischen Rieseninsekten oder aufgrund einer ausbleibenden Opferung ausgelöscht werden könnte. Nicht gerade leicht, wenn man es recht bedenkt. Aber Martinez wäre nicht Martinez, würde sich sein Hauptcharakter nicht überzeugend und mit viel Charme und Witz der Herausforderung stellen. Selbst, wenn er sich mit weiteren Monstern wie dem Unendlichen Smorgaz, der sich ständig vervielfältigt oder Zap, dem schwebenden Riesenauge, der verheerende Strahlen verschießt, verständigen muss, die sich um ihn scharen.
Den Untergang vor Augen
Damit nicht genug. Einer der neuen Bekannten, die Diana im Zuge ihres geänderten Lebens kennenlernt, ist niemand geringer, als der Aspekt eines Gottes, der genau das vorhat. Nämlich Dianas Welt zu verschlingen. Und da sie nun mal schon mitten drin steckt, beschließt sie, gleich etwas dagegen zu unternehmen. Ob es ihr gelingt?
Martinez Figuren sind skurril, abgedreht und zudem noch sympathisch. Sofern das zum Beispiel bei einem Allesverschlinger namens Vorm ohne Augen und dafür jeder Menge mit Reißzähnen gefüllter Münder funktionieren kann. Ja, das geht. Eine gelungene Mischung mit der richtigen Portion Humor. Die normalste Person, wen wundert es, ist und bleibt Diana, die mal mit mehr, mal mit weniger nervlicher Gelassenheit durch die Geschichte läuft.
Zugegeben, streckenweise verharrt die Story etwas auf der Strecke und wird eher gemächlich vorangetrieben. Das mag einfach an dem unglaublichen Umfang der Absurditäten liegen, die der Autor auspackt. Action-Szenen sind selten gesät, werden aber auch nicht wirklich benötigt. Zu bunt ist jede neue Seite, jede bevorstehende Konfrontation mit dem Universum. Humor ohne Ausreizen jeglicher Klischees. Wer glaubt, alles schon einmal gelesen zu haben, der wird hier definitiv eines Besseren belehrt.
Die Welt, die Martinez zum Leben erweckt, bleibt dabei jedoch weiterhin glaubhaft. Naja. Gut. Das ist vermutlich Geschmacksache und bedarf einer reichlich vorhandenen offenen Einstellung für andere Entitäten. Dann aber klappt es vorzüglich.
Fazit
Der Mond ist nicht genug ist ein mit schrulligem Humor und außergewöhnlichen Weltanschauungen angefüllter Roman, der für sich zu überzeugen weiß. Ganz klar nicht für jeden geeignet. Aber zweifellos großartig.
A. Lee Martinez, Piper
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