Fraktal

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2013
  • 1
Fraktal
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Horst Illmer
70°1001

Phantastik-Couch Rezension vonDez 2012

Gentleman-Gauner und Götterbote

"Dieses Buch war aus vielen Gründen ein hartes Stück Arbeit." So viel Selbsterkenntnis zeigt Hannu Rajaniemi immerhin in seiner Danksagung am Ende seines zweiten Romans um den Meisterdieb und Gentleman-Gauner Jean le Flambeur - und er hat damit vollkommen recht.

Für sich allein stehend wäre "Fraktal" ein etwas über dem Durchschnitt angesiedelter Science-Fiction-Roman, Marke Space Opera, mit dem man sich als Leser ein oder zwei Nachmittage ganz gut unterhält und ihn dann vergisst. So aber muss sich "Fraktal" als zweiter Band einer (momentan) auf drei Bände angelegten Reihe mit Geschichten aus dem Leben von Jean la Flambeur nicht nur an seinem zu recht hochgelobten Vorgänger "Quantum" (2011) messen lassen, sondern auch mit dem Schicksal eines typischen "Mittelbandes" einer Trilogie fertig werden. Und das ist fast ein wenig viel für dieses Werk.

Die Handlung beginnt und endet an einem virtuellen Strand, an dem sich die fast allmächtigen Superintelligenzen des Sonnensystems vergnügen. Aufgrund ihrer hochentwickelten Zivilisation können sie nicht ohne Gesichtsverlust so profane Dinge tun wie einander bestehlen. Deshalb erteilt eines dieser Wesen dem interstellaren Meisterdieb Flambeur den Auftrag, einem anderen Halbgott ein Artefakt zu entwenden. Und natürlich geizt man "da oben" mit Informationen und möchte keinesfalls, dass die Spur zum Auftraggeber zurückverfolgt werden kann.

Also muss Flambeur ganz tief in die Trickkiste greifen, um auch nur in die Nähe seines Ziels zu kommen. Als sich dann herausstellt, dass der "Schatz" (ähnlich wie bei einer russischen Matroschka) als Traum in einem Traum von einem Traum verborgen liegt, steht seine Mission kurz vor dem Scheitern. Doch dann erweisen sich ausgerechnet die "Märchen aus 1001 Nacht" als möglicher Schlüssel zum Erfolg.

Unterstützung erfährt Jean le Flambeur erneut durch die Raumpilotin und Söldnerin Mieli, die es mit ihrem KI-Raumschiff Perhonen gleich mit einer ganzen Armee aufnehmen muss. Allerdings stellt sie dabei äußerst schmerzhaft fest, dass so etwas nur im Märchen gut ausgeht - und muss am Ende noch froh sein, ihr bloßes Leben gerettet zu haben.

In "Fraktal" verwischt der Autor durchgängig die erzählerischen Grenzen zwischen "Inner"- und "Outer"-Space, die Handlung springt ständig zwischen "realen" Gefechten im Weltraum und auf den Oberflächen von Planeten und "geträumten" Konflikten im virtuellen Bewusstsein einer Superintelligenz hin und her - nicht immer zur Freude des Lesers.

Zwar gibt es durchaus packende und spannende Momente, interessante Beziehungen zwischen den Protagonisten und amüsante Dialoge zwischen Jean und der Perhonen-KI, alles in allem fällt der Roman jedoch deutlich ab im Vergleich zu "Quantum".

Es bleibt die Hoffnung, dass sich Rajaniemi für den dritten Teil etwas mehr Zeit lässt und zur früheren Leichtigkeit und Frische zurückfindet.

(Horst Illmer, März 2013)

Fraktal

Hannu Rajaniemi, Piper

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