Spannender Auftakt der Trilogie - beileibe nicht nur für Eifel- und Wanderfans!
Fiona hat prophetische Träume, und schickt die Nerds Dora, Edi und Gregor aus, um sich dieser anzunehmen. Was seltsam, aber harmlos klingt, verwandelt sich in mystischen Ernst: Denn die drei Jugendlichen stehen bald echten Geistern und Göttern gegenüber. Damit haben die versierten Rollenspieler nicht unbedingt gerechnet. Vor allem nicht tief in der deutschen Eifel. Doch die Sagenlandschaft zwischen Köln, Bonn und der französischen Grenze ist reich an seltsamen Gestalten. Hier vermischen sich Lokalgötter mit römischen und keltischen Verwandten und bilden eine wild anmutende, übernatürliche Flora und Fauna, die die Jugendlichen erst einmal in Schock und Schreck versetzt. In ihrem kleinen Heimat-Kaff Nöthen passiert sonst eher wenig.
Und die Lokalgötter der Eifel sind wütend. Das lassen sie die Jugendlichen auch spüren. Die bekommen zum Glück Hilfe der geheimnisvollen Frau Wolter, die mehr über die Geister und Götter zu wissen scheint. Und sie können jede Hilfe gebrauchen, denn schnell wird klar, dass die übernatürliche Landschaft stark aus dem Gleichgewicht gebracht wurde.
Judith C. Vogt legt mit Das Erwachen einen spannenden Auftakt zu ihrer Trilogie "Die Geister des Landes" vor. Obwohl Cover und Aufmachung nicht gerade vielversprechend sind, kann der Inhalt schnell überzeugen. Die Sagen und Mythen, an denen sich Vogt orientiert, stammen aus der Eifel (auch wenn sie leicht abgewandelt sind), und verleihen dem deutschen Landstrich einen neuen, übernatürlichen Lokalkolorit. Es ist schön zu lesen, dass man nicht nach London oder in den Amazonas reisen muss, um eine fesselnde Fantasy-Geschichte zu erzählen. Das ist nämlich auch direkt vor unseren Türen möglich. So ist das Zusammentreffen der vermeintlichen Kleinstadtidylle und der Götter auch noch mal stark hervorgehoben, und verbindet Heimatliebe mit gruseligen Monstern.
Doch es ist nicht nur das Setting, das dieses Buch so "heimisch" macht. Auch die Hauptcharaktere sind liebenswert und durchlaufen eine ruhig erzählte Charakterentwicklung. Fiona, in der Schule beliebt und eigentlich kein Freund der drei Nerds, wird durch ihre prophetischen Träume eine Verbündete auf der Jagt nach dem Übernatürlichen. Edi ist russischer Einwanderer zweiter Generation und muss sich mit Geldsorgen und Kleinstadtrassismus herumschlagen. Doras Mutter ist alleinerziehend und Wicca, was natürlich in der Schule nicht gut ankommt. Außerdem merkt Dora schnell, dass sie Talent hat, mit den Göttern zu kommunizieren. Gregors Vater ist Chef der örtlichen Bankfiliale und hat mir dem Spießertum seiner Eltern zu kämpfen, vor allem, weil er gern Rollenspiele spielt und sich auf Mittelaltermärkten rumtreibt. Jeder, der seine Jugend auf dem Land verbracht hat, kann sich hier schnell in die Geschichte und Charaktere einfinden.
Mit den vier Hauptfiguren hat Vogt eine dynamische Gruppe geschaffen, der man gerne folgt. Sie sind unterschiedlich, aber nicht extrem, und gewinnen im Laufe des Buches langsam an Tiefe. Nur die Figur der Frau Wolter bleibt bis zum Schluss es ersten Bandes ein wenig rätselhaft, ihre Motivation ist noch ungeklärt.
Die Geschichte selbst wird in hohem Tempo erzählt, lange Stellen gibt es keine. Da das Buch und gleich in die Mitte der Handlung katapultiert, sind die ersten paar duzend Seiten ein wenig verwirrend. Doch hat man sich erst einmal herangelesen, kann man dem Tempo gut folgen. Die Story ist aufgebaut in einer Serie von Ermittlungen im Eifler Umland, welche oft mit einem prophetischen Traum Fionas beginnen. Dadurch kann die Story sind schnell entwickeln.
Die Geister des Landes ist solide, spannend und hat tiefgründige Charaktere, die einen nicht gleich mit ihren Problemen überhäufen, sondern die Beziehung zum Leser langsam aufbauen. Die Sagen und Mythen sind niedlich bis gruselig und schön transformiert. Damit ist das Buch sicher nicht nur etwas für Eifel- und Wanderfans!
Judith Vogt, -
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