Den Teufel im Blick
- -
- Erschienen: Januar 2012
- 1
Der Dämonenbanner begegnet dem organisierten Verbrechen
Felix Castor gehörte einmal einer Elite an. Nicht etwa, dass er zu den Reichen und Schönen, den Glamourösen oder Strippenziehern gehörte, doch seine Profession machte ihn zu etwas Besonderem. Seitdem die Existenz von Geistern, Loup-Garous und Zombies nicht länger zu leugnen war, gehörten Frauen und Männer, die diese Wesen mittels ihrer Gaben bannen können, zu den angesehensten Mitgliedern der Gesellschaft.
Felix war einmal einer der besten Exorzisten Londons. Doch dann machte er einen Fehler, einen bitteren Fauxpas, seitdem sitzt sein Freund in einer aus Silber-Stahlmischung extra angefertigten Zelle in einer geschlossenen Anstalt und teilt sich nicht nur seinen Körper, sondern auch seine Seele mit einem Dämon.
Eigentlich wollte Felix nie mehr seinem Beruf, ja seiner Berufung nachgehen, doch Geldnöte - Sie ahnen nicht einmal, was die Herstellung eines Silber-Stahl-Käfigs kostet - verleiten ihn dazu, einen vermeintlich leichten Auftrag anzunehmen. Schnell verdientes Geld, mit dem er seine seit langem fällige Miete endlich begleichen könnte.
Ein öffentliches Archiv wird von einem Geist heimgesucht. Mittels seine Flöte - Felix arbeitet mit Musik, um den Geist zu bannen - sollte die Frau mit dem roten Schleier vor dem Gesicht eigentlich einfach und schnell gebannt werden. Nur, einfach und schnell ist nicht, ganz im Gegenteil stößt unsere magische Spürnase auf immer neue Ungereimtheiten und Hinweise, die ihn selbst, sein Leben und seine Seele in Gefahr bringen ...
Gelungener Mix aus Krimielementen und phantastischem Setting
Dem Klappentext folgend machte ich mich mit der Erwartung an die Lektüre, einen Handlungsträger präsentiert zu bekommen, der ein wenig an Jim Butchers Harry Dresden erinnern würde. Nun, der Held ist ähnlich hemdsärmelig unterwegs, aber da hörten die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Wo Harry mit einer gehörigen Portion Selbstironie und Sarkasmus daher kommt, da präsentiert sich Felix zunächst unnahbarer, ein wenig unterkühlt-britisch, aber nichts desto trotz interessant und nach ein wenig Anlaufproblemen sympathisch.
Mike Carey benötigt ein wenig Zeit und Platz, um uns wirklich in seine Handlung zu ziehen. Gleich einem Puzzle präsentiert er uns seine Figuren, fügt Rätsel und Geheimnisse hinzu und lässt uns an der Seite des Protagonisten das Knäuel aufdröseln. Dabei sind es insbesondere die Figuren, deren Zeichnung uns an die Seiten bannt. Geschickt spielt er hier mit bekannten Versatzstücken, nur um uns diese dann ein ums andere Mal um die Ohren zu hauen. Die karrieregeile, rationale Blondine, der Computer-Nerd - vorliegend ein Jazz- und Weinbegeisterter Geist - der weltscheue Wissenschaftler, die hilfreichen tüchtigen Mitarbeiter, sie alle nehmen vor unserem inneren Auge plastisch Gestalt an, bevor es der Autor dann in einem einzigen Satz versteht, ihnen ein komplett anderes Wesen zu geben.
Die übernatürliche Welt, die Carey uns präsentiert, baut zwar auf Bekanntem, wandelt dies aber durchaus eigenständig um und dient lediglich als Kulisse für eine Handlung, die Elemente des Kriminalromans mit phantastischen Wesen vereint. So erinnert das Buch auch eher an einen übernatürlichen Detektivroman, bleibt die Spannungskurve hoch und der Leser bis zum packenden Finale an die Seiten gebannt.
(Carsten Kuhr, November 2012)
Mike Carey, -
Deine Meinung zu »Den Teufel im Blick«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!