Die Stille nach dem Ton
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- Erschienen: Januar 2012
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So muss Science Fiction!
Wer Bücher in ausgefallenen Formaten sammelt, wird an der von Ralf Boldt und Wolfgang Jeschke herausgegebenen Anthologie "Die Stille nach dem Ton" (Höhe am Rücken in Zentimetern gemessen: Dreißig! Seitenbreite: Fünfzehn Zentimeter) kaum vorbeikommen.
Wer herausragende Science-Fiction-Kurzgeschichten mag, kommt um diesen Band jedoch auf gar keinen Fall herum, enthält er doch, außer der Titel-Story, noch "die anderen preisgekrönten SF-Kurzgeschichten des SFCD-Literaturpreises 1985-1998 und des Deutschen Science-Fiction-Preises 1999-2012" (so der Untertitel): in Summa 28 Erzählungen.
Und was für Erzählungen!
Wobei es unsinnig wäre, die einzelnen Geschichten hier nochmals vorzustellen: zu homogen ist ihre stilistische Brillanz, bei gleichzeitig größtmöglicher inhaltlicher Vielfalt und thematischer Breite. (Selbst die Stories der Mehrfachpreisträger bilden Solitäre in deren literarischem Schaffen.) Einige der Geschichten erfuhren im Lauf der Jahre Nachdrucke, einige erreichten fast schon Kultstatus bei den Lesern - für alle aber gilt, dass ihre Lektüre (ja selbst ihre "Wiederentdeckung") den Leser / die Leserin begeistert, berührt, bereichert.
Und was für Autoren!
Da ist natürlich - Ehre wem Ehre gebührt - zuallererst Mitherausgeber und Science-Fiction-Urgestein Wolfgang Jeschke zu nennen, der als dreifacher Preisträger der Jahre 1986, 1994 und 2011 dem Inhaltsverzeichnis einen würdigen "Rahmen" und eine "tragende Mittelsäule" verleiht.
Ebenfalls dreimal bekam Michael K. Iwoleit die Siegerkrone verliehen, während Rainer Erler, Michael Marrak und Marcus Hammerschmitt je zweimal in die Annalen eingingen. Ansonsten ist alles was in der deutschen Science Fiction Rang und Namen hat dabei: von Thomas R. P. Mielke (1985) über Andreas Eschbach (1998) und Karl Michael Armer (2005) bis zu den beiden, bisher einzigen, Autorinnen Karla Schmidt (2009) und Heidrun Jänchen (2012).
Der »SFCD-Literaturpreis« beziehungsweise der »Deutsche Science-Fiction-Preis« werden von einem Literaturpreiskomitee in wechselnder Zusammensetzung vergeben und sind (Alleinstellungsmerkmal!) mit einem Preisgeld verbunden. Dabei werden Jahr für Jahr die besten Neuerscheinungen in den Sparten Roman und Kurzgeschichte bewertet und obwohl - wie es der Klappentext sehr schön formuliert - "in manchen Jahren die Liste der Nominierten lang, in anderen Jahren sehr kurz" war, waren "die Preisträger mit ihren Werken immer herausragend und überzeugend".
Fast 400 großformatige Seiten voll mit Weltklasse-Science-Fiction: mehr kann man von einer Kurzgeschichtensammlung gar nicht erwarten. "Die Stille nach dem Ton" ist zweifellos die - in jedem Sinne des Wortes - herausragende Anthologie des Jahres 2012.
(Horst Illmer, November 2012)
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