Der Hexenladen
- Feder & Schwert
- Erschienen: Januar 2012
- 1
Schön abgedrehte Urban-Fantasy
"Der Brief ist von Oma. Hier steht, wenn ich ihn lese, ist sie tot." [..]
"Sie ist nicht tot" [..]
"Hier steht doch aber, dass sie tot ist: Wenn Du dies liest, Alysha Catherine, bin ich tot. Mach keinen Aufstand darum - irgendwann einmal sterben wir alle. Bis auf Jane vielleicht, der könnte man zutrauen, das sie selbst dazu zu gemein ist. Jetzt, wo es passiert ist musst Du mir einen Gefallen tun."
Alysha Gale findet sich nach dem Verlust ihres Jobs unvermittelt im Schoße ihrer großen und mehr als exzentrischen Familie wieder. Eingebunden in die familiären Pflichten bei der Vorbereitung eines magischen Rituals fühlt sie sich der kritischen und gängelnden "Fürsorge" ihrer zahlreichen Tanten ausgesetzt. Da trifft es sich allerdings gut, dass sie unmittelbar nach den familiären Feierlichkeiten einen Brief ihrer Großmutter erhält. Inhalt dieses Schreibens - eine Erbschaft. Die Hinterlassenschaft ihrer Oma beinhaltet einen kleinen Laden im Herzen von Calgary nebst darüber liegender Wohnung.
Alysha tritt ihr Erbe an und findet sich in einem Trödelladen vollgestopft mit magischen Artefakten und Kuriositäten wieder. Mit Hilfe des Leprechauns Joe, den sie kurzerhand als Angestellten rekrutiert, sowie ihrer Cousine Charlie und ihrem besten Freund Michael versucht Alysha Ordnung in das Chaos zu bringen und dabei herauszufinden, was mit ihrer Großmutter eigentlich geschehen ist. Hierbei geraten die vier ungewollt in den Zwist, den ein ortsansässiger Magier mit Wesen des Unterreichs hat. Als sich ein Tor zum Unterreich öffnet und dessen Bewohner in Calgary einfallen, wird es Zeit die Familie um Hilfe zu bitten. Hier ist die geballte Magie des Gale-Clans gefragt.
Tanja Huff legt mit dem "Hexenladen" wirklich etwas Besonderes vor, diese Geschichte hat es in sich: geballte Magie, sprühender Wortwitz, liebenswerte, exzentrische Charaktere und eine immer wieder mit unerwarteten Wendungen aufwartende, spannende Handlung.
Dabei stürzt Huff den Leser zu Beginn in eine mehr als beträchtliche Verwirrung. Unvermittelt befindet man sich inmitten der Vorbereitungen eines nicht näher erklärten magischen Rituals. Steht man den magischen Fähigkeiten und Eigenheiten des Gale-Clans schon hilflos gegenüber, so gibt einem die schier endlose Anzahl an auftretenden Personen den Rest. Zahllose Cousins, Cousinen und Tantchen geben sich ein Stelldichein.
Hier heißt es für den Leser durchzuhalten. Zwar werden Informationen über die magischen Belange des Gale-Clans auch im weiteren Verlauf der Geschichte nur am Rande vermittelt, doch immerhin reduziert sich die Zahl der agierenden Personen nach Alyshas Ankunft in Calgary deutlich.
Hier hat man nun Gelegenheit, die einzelnen Protagonisten näher kennenzulernen. Dies fällt umso leichter, da sich Huff einer immer wieder wechselnden Perspektive bedient. Zwar liegt der Schwerpunkt der Erzählperspektive bei Alysa Gale, doch ihre Mitspieler sind weit mehr als nur Rahmenfiguren. Alle Charaktere sind so vielschichtig und detailliert gezeichnet, das jeder davon eine eigene Geschichte tragen könnte.
Ein Potpourrie der Magie
Tanja Huff bedient sich einer leichten flüssigen Sprache, wobei sie das Tempo der Erzählung bisweilen durch gut gesetzte, prägnant kurze Abschnitte rasant anzieht. Die Handlung ist durchweg spannend aufgebaut und bietet interessante Wendungen, sowie ein rasantes und actionreiches Ende.
Das Besondere der Geschichte liegt jedoch nicht in der Handlung an sich, sondern im perfekten Zusammenspiel der auftretenden Protagonisten. Huff versteht es wirklich, die einzelnen Charaktere schillernd in Szene zu setzen und mit einer gehörigen Portion an Ironie, witzigen Dialogen und schwarzem Humor miteinander agieren zu lassen. Abgerundet wird diese gelungene Mischung durch eine lockere Liebesgeschichte frei von Prüderie oder romantischer Verklärung.
Nach einem etwas erschwerten Einstieg erwartet den Leser Urban-Fantasy vom Feinsten. Diese Geschichte ist nicht nur voll von Hexen, Magiern, skurrilen Artefakten und magischen Ritualen, dazu gesellen sich eine temporeiche und spannende Handlung mit einer gehörigen Portion Ironie und bissigem Humor. Rundum ein echtes Lesevergnügen.
(Heike Salzmann, November 2012)
Tanya Huff, Feder & Schwert
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