Den Luzifer schön trinken nützt auch nichts
Joana und Nicholas sind zurück in Portugal. Sie arbeiten einen genauen Verhaltensplan aus, für den Fall, dass der Luzifer auftaucht, aber insgeheim hoffen sie auf eine längere Atempause. Während Joana sich mit dem unerwarteten Ergebnis eines Tests auseinandersetzt, besorgt Nicholas Waffen. Leider schlägt der Luzifer allzu schnell zu und wie befürchtet kann Nicholas sich seiner Macht nicht entziehen. Der erste Fürst verschleppt den Nybbas nach New York, während Joana wie vereinbart flieht. Allerdings ist sie nicht bereit, ihren Geliebten dem ersten Fürsten kampflos zu überlassen und ersinnt einen Ausweg.
Jennifer Benkau geht im abschließenden Teil ihrer Schattendämonen-Trilogie konsequent den eingeschlagenen Weg weiter. Im Tempo eines ICEs mit kurzen Zwischenstopps nimmt das Unheil seinen Lauf und die beiden Helden, der Dämon und seine Clerica-Frau, durchleiden die härteste Prüfung ihre Liebe. Mit flapsigen Sprüchen, in verspieltem Stil, mit emotionalen Liebesszenen und spannender Action, mit bösen Wendungen und wundervollen Haupt- und Nebendarstellern werden alle losen Fäden verknüpft und man sinkt zufrieden zurück im Lesesessel und genießt den Abspann, der sieben Jahre später stattfindet.
Das Monster wird verteidigt, auch wenn die Welt dabei untergeht
Beide Protagonisten erleben einen Reifeprozess. Joana wächst an ihren Aufgaben und entwickelt eine Härte, die erschreckend, wenn auch verständlich wirkt. Der Verzicht auf ihr Lebensglück zugunsten dem Wohl der Allgemeinheit steht nicht zur Debatte. Sie benutzt andere Menschen, wirft ihre letzten moralischen Bedenken über Bord und geht buchstäblich über Leichen, um ihren Nybbas zurückzubekommen. Diese Entwicklung geschieht nicht von jetzt auf gleich, sondern wird nachvollziehbar unterlegt und Stück für Stück aufgebaut. Am Anfang des Romans heißt es, dass Joana möglichst nicht über Nicholas Nahrungsaufnahme nachdenkt, sie verdrängt einfach, dass ihr Geliebter anderen Menschen Emotionen aussagt, etliche Ereignisse später denkt sie, Fairness bedeutet nichts mehr. Sie wütet, sie leidet, sie kämpft, sie ist eifersüchtig und begeht Fehler, die katastrophale Folgen haben. Als sie mit ihrem Latein am Ende ist und erkennt, was es wirklich bedeutete, Menschen Gefühle zu stehlen und sie gleichgültig zu machen, empfindet sie trotzdem keine Reue. Sie stellt sich den Tatsachen und kämpft weiter.
Nicholas durchläuft alle Stadien der Verzweiflung, erleidet Folter und begegnet seinem größten Albtraum. Er verliert das kostbare Gut der Selbstbestimmung, und erkennt verbittert den Wert von echten Gefühlen, als er alles verloren glaubt.
Wie schon in den Vorgängern sind auch die Nebenfiguren interessant gestaltet.
Der Luzifer ist in seiner Menschengestalt kein Mann sondern eine Frau. Eine blonde Giftbombe mit riesigen Unschuldsaugen, geformter Sex in Perfektion. Am reizvollsten empfinde ich die Gestaltung der Todesfürstin, der Vanth, aber auch Tomte und die Nabeshima liefern herrlich unterhaltsame Szenen.
Das gelieferte Weltuntergangsszenario läuft ein wenig nebenher, aber das wiederum passt, denn es gibt exakt Joanas Gefühlslage wieder. Wenn im privaten die Welt zerbrochen ist, dann ist es vorstellbar, dass ein drohender Atomschlag, Erdbeben, Flutwellen und sonstige Naturkatastrophen ihren Schrecken als reale Bedrohung verlieren.
Nybbas Blut ist ein passender Abschluss einer eigenständigen Urban-Fantasy-Trilogie aus deutschen Federn und ein Muss für jeden Nybbas-Fan.
(Anja Helmers, September 2012)
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