Department 19 - Die Mission
- Bastei-Lübbe
- Erschienen: Januar 2012
- 3
Dracula, Frankenstein und der Sohn des Verräters
Seit zwei Jahren ist im Leben des mittlerweile 16-jährigen Jamie Carpenter nichts mehr wie es einmal war. Einst, in besseren Zeiten, waren sie eine glückliche Familie. Mit seinem für das britische Verteidigungsministerium arbeitenden Vater unternahm er Ausflüge, besuchte Fussballspiele, seine Mutter umsorgte Sohn und Mann. Eines Abends änderte sich alles. Eine Spezialeinheit erschoss Jamies Vater vor seinen Augen. Ein Verräter, der Staatsgeheimnisse an eine Terrorgruppe verraten haben soll, sei er gewesen. Seitdem ziehen Mutter und Sohn laufend um, wird Jamie in der Schule angefeindet und gemobbt.
Eines Nachts wird Jamie von Kreaturen angegriffen, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Geschöpfe der Nacht, Vampire versuchen ihn zu ermorden. Nur dem beherzten Eingreifen eines riesigen Mannes ist es zu verdanken, dass er nicht getötet wird. Was bei ihm noch glimpflich ausging, ein Anschlag von Vampiren, bedeutete für seine Mutter die Gefangennahme durch Alexandru Rusmanov, den zweitältesten Vampir der Welt. Während seine Mutter als Geisel verschleppt wird, bringt ihn sein Retter in eine streng geheime Basis des Department 19, eine im 19. Jahrhundert von Prof. van Helsing gegründete staatliche Geheimorganisation.
Im weiteren Verlauf erfährt Jamie nicht nur, dass es sich bei seinem Retter um Frankenstein, einen alten Freund seiner Familie handelt, sondern auch, dass die Geschehnisse, die Bram Stoker literarisch ausgeschlachtet hat, Wirklichkeit waren. Einst war sein Vater gefeierter Agent des Departments, hat Jagd auf Vampire und Werwölfe gemacht, bis er seine Kameraden an Alexandru verriet.
So stößt der junge Mann, der nichts unversucht lassen will, seine Mutter zu retten auch hier auf Abneigung und Misstrauen. Zwar erweist er sich als talentierter Kämpfer wider Vampire und Werwölfe, ja er hat sogar die Unterstützung eines gefangen genommenen Vampir-Mädchens, zu der er sich hingezogen fühlt, allein niemand will ihn wirklich akzeptieren, geschweige denn in die Suche nach Alexandru und seine Mutter einbinden.
Schnell wird deutlich, dass im Department ein Verräter sein Unwesen treibt - und dass Jamie bei der Rettung seiner Mutter relativ auf sich gestellt ist. Nur mit Hilfe Frankensteins, dem Vampir-Mädchen und einiger Agenten macht er sich auf die Suche - und tappt in die Falle, die ihm Alexandru gestellt hat ...
Packender Action-Knaller mit Schwächen in der Charakterzeichnung
Will Hills Auftaktband einer neuen - tja, was ist das nun, was er uns hier vorlegt? Urban Fantasy, Horror, Abenteuerbuch - stellt zunächst die Prämisse in den Vordergrund, dass literarische Figuren Wirklichkeit sind. Dracula hat ebenso gelebt wie Frankenstein oder van Helsing, und alle haben ihre Spuren hinterlassen.
Das Department 19 erinnert ein wenig an eine Mischung aus Sanctuary (TV-Serie mit Amanda Tapping), Warehouse 13 und Vampir-Action. Das kommt gerade bei jungen Lesern an, zumal sich der Verlag große Mühe auch mit der äußeren Gestaltung des Buches gegeben hat. Die Szenen, die in der Vergangenheit spielen, wurden auf farblich gebräuntes, auf alt getrimmtes Papier gedruckt, so dass der Leser mühelos erkennen kann, dass ein weiterer erhellender Ausflug in der Historie des Departments ansteht.
Der Plot selbst läuft tempo- und actionreich ab, der Handlungsbogen ist straff konstruiert und bietet eine Mischung aus abwechslungsreichen Geheimnissen, Kämpfen und markanten Wesen. Das alles wurde sehr bildreich aufgearbeitet, so dass man so manches Mal den Eindruck hat, eher ein PC-Spiel oder einen Film anzuschauen als ein Buch zu schmökern.
Allerdings gelingt es dem Autor nicht, seine Gestalten plastisch und nachvollziehbar zu gestalten. Während Jamie zu Beginn noch überzeugend als gemobbter, frustrierter ja verlassener Jugendlicher gezeichnet wird, passt er sich den Geschehnissen dann schnell, viel zu schnell und unproblematisch an. Statt mit Verleugnung und Furcht nimmt er die Herausforderungen im Department aktiv an, entpuppt sich als genialer Kämpfer und furchtloser Anführer - wir sprechen wohlgemerkt von einem 16-jährigen traumatisierten Jungen, dessen Vater öffentlichkeitswirksam regelrecht hingerichtet wurde!
Auch bei der Beschreibung der Örtlichkeiten bleibt mein inneres Auge leer. Weder die Basis selbst noch Lindisfarn, die Nordsee-Insel auf der es letztlich zum Show-Down kommt, nehmen wirklich Gestalt an oder wirken realitätsnah. Letztlich konzentriert sich der Autor fast ganz auf seinen rasanten Plot, der zu einem befriedigenden Abschluss gebracht wird. Insoweit ein angenehm und spannend zu lesender Action-Knaller, der versiert mit bekannten Figuren spielt, der seine Leser packt ohne aber letztlich voll zu überzeugen.
(Carsten Kuhr, September 2012)
Will Hill, Bastei-Lübbe
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