Ein Glanzlicht der Superhelden-Romane
"Hinter dem Zifferblatt der großen, beleuchteten Uhr konnten Jason, Doctor Camelot und Bedlam das ausgehdehnte Panorama von Devil´s Cape bewundern. Die verschlungenen Straßen. Den eigenartigen Mischmasch der Gebäude, die aus allen von den Piraten erbeuteten Baumaterialien zusammengeschustert waren. Das Dach der Stadtbücherei von Devil's Cape mit seiner Mischung aus Engeln und Wasserspeiern. Das Castelo-Branco-Gerichtsgebäude der Stadt mit seinen Buntglasfenstern, welche die Sintflut darstellten. Und weit entfernte Boote auf dem Lake Pontchartrain, die einander passierten."
Seit seiner Gründung als Piratennest ist die Geschichte von Devil's Cape von Kriminalität und Korruption geprägt. Der Robber Baron schickt sich mit wenig zimperlichen Methoden an, als Verbrecherboss die Stadt zu übernehmen. Im Weg stehen ihm dabei noch die "Storm Raiders", die - mit übermenschlichen Kräften ausgestattet -, dem Verbrechen Einhalt gebieten. So heuert der Robber Baron den berüchtigten "Cirque d'Obscurite" - eine Vereinigung von Freaks, denen Moral so fremd ist wie Mitleid - an, um die unliebsamen strahlenden Helden zu vernichten.
Doch im Erbe der Storm Raiders erhebt sich nach und nach eine Reihe neuer Helden, die bereit ist, die Ordnung in Devils Cape wieder herzustellen.
"Jason nahm seine Brille ab und starrte sie an. Die Storm Raiders hatten Vanguard City über Jahrzehnte hinweg verteidigt. Devil's Cape hatte sie binnen Sekunden ermordet. In vielerlei Hinsicht, überlegte er, waren sie in eine Stadt gekommen, die für sie so fremd war wie nur irgendwas. Sie hatten nicht gewusst, wie Devil's Cape funktionierte."
Den Beginn seiner Geschichte legt Autor Bob Rogers relativ weit in der Vergangenheit, wo die Heroen von heute noch Kinder sind. Bereits hier legt er den Grundstein für das spätere schicksalhafte Heldentum. In der Folge verwendet der Autor sehr viel Mühe und Papier erfolgreich darauf, all seine Charaktere durch entsprechende Hintergründe glaubhaft und vielschichtig zu machen. Auch die Ereignisse, die schließlich zum Tod der "Storm Raiders" führen werden ausführlich und nachvollziehbar geschildert. Entsprechend ausgedehnt ist die Vorgeschichte geraten, die dann letztendlich nahtlos in die Gegenwartshandlung einschwenkt, wo sich nun langsam aber sicher ein neues Heldenteam formiert.
Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und gleichzeitig die Initialzündung für die Genesis eines neuen Heldenteams ist dabei die Vernichtung der "Storm Raiders" durch den sinisteren "Cirque d'Obscurite". Dies wird besonders in den Kapitelüberschriften deutlich, die zusätzlich zur Kapitelnummer noch den zeitlichen Abstand zum Tod der "Storm Raiders" angeben.
In fesselnden Episoden verfolgt Rogers die Wege seiner sehr unterschiedlichen neuen Helden vom ersten Aufflackern ihrer Kräfte bis hin zu ihrem mehr oder weniger zufälligen Zusammentreffen, wo sie sich im Angesicht eines gemeinsamen Feindes zu einer kampfstarken Gruppe formieren.
Mit "Devil´s Cape" gelang Rob Rogers ein Glanzlicht auf dem (zumindest in Deutschland) bisher wenig beackerten Feld der Superheldenromane, das z.B. Alan Moores "Watchmen" in nichts nachsteht, auch wenn "Devil´s Cape" deutlich realitätsverbundener ausgefallen ist. Obwohl die Handlung allseits bekannten Mustern folgt, kann sich die Ausführung mehr als sehen lassen. Rogers schafft es nicht nur, sich neue, glaubhafte Helden auszudenken, sondern diese so menschlich und mit Schwächen auszustatten, wie sonst nur die Marvel-Helden. Außerdem schafft er mit der Stadt Devil's Cape eine originelle Bühne, auf der noch viel mehr möglich ist. Jüngst hat Bob Rogers für die Anthologie "The Improbable Adventures of Sherlock Holmes" den berühmtesten Detektiv der Welt nach Devils Cape geschickt ("The Adventure of the Pirates of Devil's Cape").
Die Piper-Ausgabe von "Devil´s Cape" zeigt auf dem Cover in "Sin City"-Optik das Teufelswesen, in das sich Cain Ducett verwandelt unter einem erhabenen, ziemlich cool-comichaft gestalteten Titelschriftzug.
"Devil´s Cape" stellt ein beachtliches Debüt dar. Für das Genre außergewöhnlich komplex, frisch und originell erzählt und souverän geschrieben.
(Elmar Huber, September 2012)
Rob Rogers, Piper
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