Im Zeichen des Bösen
- Goldmann
- Erschienen: Januar 1995
- 9
Eine Neuauflage des lange vergriffenen Romans ´Im Zeichen des Bösen´
1995 erschien der Roman "Im Zeichen des Bösen" im Goldmann-Verlag und war recht bald vergriffen beziehungsweise nur noch zu völlig überzogenen Preisen zu bekommen. Da der im Jahr 2001 verstorbene Autor Richard Laymon vor geraumer Zeit wiederentdeckt wurde, kommt nun sein Werk unter dem verkaufsträchtigeren Titel "Der Ripper" erneut in den Buchhandel. Doch Vorsicht ist geboten, denn dieser Roman sorgt für Verwirrung, was bereits beim Titel anfängt. Aber schauen wir zunächst auf den Inhalt...
Trevor Wellington Bentley schreibt "seine Geschichte" nieder, die im Jahr 1888 in London begann und später im Wilden Westen Amerikas enden soll. Eines Abends bringt seine Mutter den stark alkoholisierten Barnes mit nach Hause, um ihm eine Unterkunft für die Nacht zu geben. Als dieser gewalttätig wird, gelingt es Trevor nur mit Mühe, ihn niederzuschlagen und zu fesseln. Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, macht sich der 15-jährige Trevor auf den Weg, um seinen Onkel William, einen Konstabler, zu holen. Leider ohne Erfolg, denn dieser ist nicht wie erwartet zuhause, sondern im Einsatz auf der Jagd nach Jack the Ripper, der seit Tagen ganz London in Atem hält.
Trevor will nicht ohne seinen Onkel zurückgehen und macht sich auf die Suche. Dabei gerät er in eine der unrühmlicheren Ecken Londons, wo er von einer Prostituierten in eine Falle gelockt wird. Als deren Kumpane ihn berauben wollen, sticht er einen der Männer nieder und ergreift die Flucht. Mit Mühe kann er dem Mob entkommen und sich in einer kleinen Wohnung verstecken. Wie sich bald herausstellt, gehört die Wohnung der Prostituierten Mary, die wenig später mit einem "Gast" zurückkehrt. Trevor gelingt es gerade noch, sich unter ihrem Bett zu verstecken, doch was dann passiert, verschlägt ihm den Atem. Der vermeintliche Gast ist kein Geringerer als Jack the Ripper höchstpersönlich und dieser begibt sich sogleich an sein grausames Werk.
Als es Trevor wenig später gelingt, die Wohnung zu verlassen, erkennt er in einer Gasse den gesuchten Mörder wieder, der bereits ein neues Opfer gefunden zu haben scheint. Mit einem Messer bewaffnet stürzt sich Trevor auf ihn, wobei es ihm gelingt, dem Ripper einen Großteil seiner Nase abzuschneiden. Nach kurzem Kampf ergreift Trevor die Flucht und springt letztlich in die Themse, um sich zu retten. Wenig später besteigt er eine Yacht, an deren Bord er niedergeschlagen wird. Als er aufwacht befindet er sich in einer Kabine. Gleich neben ihm liegt eine gefesselte Frau in den Armen von Jack the Ripper, der angesichts seiner markanten Gesichtsverletzung ins Ausland fliehen muss. In Amerika möchte er sein blutiges Handwerk fortführen...
Überwiegend Abenteuer- und Westernroman
Mary (Jane Kelly) war angeblich das fünfte und letzte Opfer des realen Jack the Ripper, dessen Identität von Richard Laymon gelüftet wird. Auf Seite 69 erfahren wir, dass dieser in Wahrheit Roderick Whittle heißt, womit die Parallelen zum echten Fall auch gleich wieder verschwinden. Aufgrund seiner auffälligen Gesichtsverletzung kann Whittle nicht in London bleiben und so entschließt er sich zum Aufbruch in den Wilden Westen, wo er unbekannt sein Werk fortsetzen will. Kaum in Amerika angekommen, gelingt es Trevor, dem Ripper zu entkommen. Danach findet er zunächst Unterschlupf bei einer Familie, doch nachdem er von weiteren bestialischen Morden aus der Zeitung erfährt, will er den Mörder zur Strecke bringen. Schließlich kennt nur Trevor dessen wahre Identität.
So macht sich der 15 (!) Jahre alte Trevor auf den Weg quer durch Amerika nach Tombstone, von wo zuletzt von brutalen Morden an Frauen berichtet wurde. Was folgt ist eine mehrere hundert Seiten lange Passage, in denen der Ripper allenfalls namentlich erwähnt wird. Tatsächlich taucht er in Person erst wieder zum Finale auf (wie sollte es auch anders sein?), so dass wir hier überwiegend einen Abenteuer- und Westernroman lesen. Der Titel ist insoweit ein klein wenig irreführend und ob sich die vorliegende Mischung aus Wild West und Jack the Ripper großer Beliebtheit erfreuen wird, darf zumindest bezweifelt werden. Für echte "Ripperologen" ist die Geschichte zu abgefahren und überdreht, für Laymonfans könnte sie hingegen einige Längen zu viel haben.
Sprachlich ist Laymon überschaubar wie immer. Explizite Gewaltexzesse gibt es vor allem dann, wenn der Ripper selbst in Aktion tritt, dafür ist der für Laymon typische "Sexfaktor" im vorliegenden Band verschwindend gering. Insgesamt ist "Der Ripper" ("Im Zeichen des Bösen") ein untypischer Laymon-Roman, dessen eher langwieriger Mittelteil vom Titel gebenden Hauptthema zu sehr ablenkt. Folglich wird nach starkem Auftakt die Story alsbald deutlich schwächer. Die Figurenzeichnung ist blass wie immer und etliche Dialoge sind in ihrer Banalität kaum zu übertreffen. Fans des Kultautors werden aber vermutlich einmal mehr auf ihre Kosten kommen, der übrigen Welt wird sich die große Begeisterung für Laymon wohl nie erschließen.
Richard Laymon, Goldmann
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