Genom

  • Bastei-Lübbe
  • Erschienen: Januar 2012
  • 2
Genom
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Carsten Kuhr
68°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJun 2012

Skurrile Zukunftsvision von Altmeister der SF

Willkommen im Amerika der Zukunft. Die globale Erwärmung hat dafür gesorgt, dass weite Landstriche ehemaligen Siedlungsraumes überflutet wurden. Mithilfe der hochgezüchteten Technik wurden ganze Städte auf hydraulische Bühnen gesetzt und angehoben. Die Menschen haben sich aber nicht nur die Natur untertan gemacht, auch in die Schöpfung wird eingegriffen. Kaum ein Mensch verzichtet auf Melds, genetisch-biologische Manipulationen die den Körper verändern. Ein weiteres Herz, Federn statt Haare, oder vielleicht ein riesenhafter Körper - es gibt nichts, was nicht gemacht wird. Menschen verwandeln sich in Tiere, Tiere werden menschlich aufgepeppt, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

In dieser Welt fristet Whispr sein Dasein als Dieb. Natürlich hat auch er seinen Körper modifizieren lassen - er ist unnatürlich dünn, passt durch engste Zwischenräume und wiegt gerade noch einmal knapp 50 kg. Whispr ist kein netter Mensch. Um seine Raubzüge erfolgreich durchzuführen, scheut er sich nicht, Menschen zu ermorden. Um an eine künstliche und sehr teuer aussehende Hand zu gelangen, wird kurzerhand das Meld-Herz des Opfers zum Stillstand gebracht, schon können er und sein Partner in Ruhe die Hand abmontieren und die Brieftasche an sich nehmen. In letzterer findet er einen fadenförmigen Datenträger - und schon beginnt eine Jagd auf ihn, die er sich nicht erklären kann. Was nur ist auf dem Datenträger, den es physikalisch eigentlich nicht geben kann, gespeichert, dass sämtliche Polizeikräfte und die besten Attentäter der Welt gemeinsam hinter ihm her sind? Zusammen mit einer Natural-Ärztin, die ihn von lästigen Nanosonden der Polizei befreit, macht er sich an die Aufklärung der Mysterien ...

Tolle Kulisse, aber gewöhnungsbedürftige Figuren

Altmeister Alan Dean Foster schildert uns eine faszinierende Welt der Zukunft. Nicht nur die überschwemmten Bereiche und die Art, wie die Menschen mit der Umweltkatastrophe fertig wurden, begeistert den Leser, die genetischen Manipulationen sind bei all ihrer schrillen Ausprägung nur allzu gut vorstellbar. Was wäre, wenn man sich wirklich in alles und jeden verwandeln, sich aufrüsten und verändern könnte - wo würde die Grenze des guten Geschmacks liegen? Fragen, die sich aufdrängen, die Foster nebenher einfließen lässt, deren Beantwortung er aber dann seinen Lesern selbst überlässt. So wertet er nicht, beschreibt nur Menschen mit Federkleid oder Frauen mit diversen Brüsten und Vaginas, Alligator-Menschen oder Fischer mit Kiemen, drei Meter große Basketballspieler oder tonnenschwere Mechaniker, ohne hier den Stab über diese zu brechen.

In diese faszinierende Kulisse hat er dann seine spannende Handlung eingebaut. Manko des Romans - einnmal mehr der Auftakt einer Serie von Romanen - sind dann aber die Charaktere. Whispr selbst irrt getrieben und hilflos durch seine Welt, weiß nicht warum man ihn nun mit allen Mitteln jagt, was hinter der Treibjagd wirklich steckt. Zudem ist er nicht eben ein angenehmer Protagonist. Ein Mann ohne große Skrupel oder Moral, der sich nicht scheut, seine Opfer mitleidlos umzubringen, um sich zu bereichern. Das ist nicht unbedingt stromlinienförmiges Heldenmaterial. Zwar ermöglicht er uns einen direkten Einblick in diese uns fremde Welt, doch wird man mit ihm als Erzähler nicht warm.

Selbst die Einführung der weiblichen Begleiterin und der Konzentration auf einen sie verfolgenden Schurken sorgt hier nicht für viel Abhilfe. Zwar zieht das Tempo immer weiter an, konzentriert sich das Geschehen auf die beiden Parteien, die sich einen packenden Wettlauf liefern, dennoch fehlt dem Roman hier etwas.

Insofern bleibt mir insbesondere das faszinierende Umfeld mit dem Meld-Erweiterungen im Gedächtnis, in dem sich aber leider Personen tummeln, mit denen ich zumindest nicht richtig warm geworden bin.

(Carsten Kuhr, November 2012)

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Alan Dean Foster, Bastei-Lübbe

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