Das Schwert des Königs

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2012
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Das Schwert des Königs
Das Schwert des Königs
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Carsten Kuhr
75°1001

Phantastik-Couch Rezension vonApr 2012

Ein alternder Held, oder doch eher ein alter Fuchs?

Eine archaische Welt. Ein junger, natürlich hervorragend aussehender Held macht sich zusammen mit - Moment mal, das war jetzt ein anderes Buch.

Also nochmals von vorne - eine archaische Welt. Ein älterer Mann, inzwischen mit einem kleinen Bäuchlein bedacht, sitzt in einem heruntergekommenen Herbergszimmer und wartet angesichts Überschwemmung und Dauerregen auf einen möglichst lukrativen Auftrag. Er verdingt sich als Mann fürs Grobe. Ob es um das Aufspüren von verlorengegangenen Waren oder Personen geht, um Schutz oder darum, einen unliebsamen Konkurrenten einzuschüchtern, Eddie LaCrosse ist der Mann, an den man sich wendet. Wo er herkommt, weiß hier keiner, seine Narben zeigen allen, dass er als Söldner sein Handwerk gelernt und - was wichtiger ist - es auch überlebt hat.

Was keiner ahnt, ist, dass Eddie einst Baron Edward LaCrosse und der beste Freund des Königs von Arentia war. Doch das ist lange her und mit dem Tod der Prinzessin belastet. Seitdem ist Eddie auf der Flucht - mehr vor sich selbst, vor seinen Erinnerungen an die Prinzessin, die er geliebt hat, und deren Ermordung er nicht verhindern konnte.

Eines Tages ereilt ihn der Ruf seines alten Freundes. Er, der alle Brücken hinter sich abgebrochen hat, der sie nie mehr wirklich gebunden hat, soll dem König bei der Aufklärung eines Verbrechens helfen. Die Indizien scheinen eindeutig - die allseits beliebte Königin hat den Thronfolger in einem magischen Ritual getötet und verzehrt. Das Volk tobt und schreit nach Rache, der König ist verzweifelt - und Eddie macht sich auf, das Mysterium aufzulösen.

Weg vom Einheitsbrei

Bei all den austauschbaren High-Fantasy Romanen, die die Verlage jeden Monat auf die Tische der Buchhandlungen werfen, ist man als Leser beglückt, wenn man einmal auf einen Roman trifft, der ein wenig anders daherkommt.

Geschickt spielt der Autor in seinem Debütwerk mit der Erwartungshaltung der Fantasy-erprobten Leserschar. Statt eines charismatischen Jungspunds stellt er ganz bewusst einen schon etwas gereiften Protagonisten in den Mittelpunkt seiner Handlung. Gerade dessen Erfahrung aber hilft ihm, nicht nur mit den Fährnissen des Lebens, mit Überfällen und Verlockungen fertig zu werden, sondern auch das Verbrechen aufzuklären.

Hier begegnet uns ein Mann, der vom Leben gezeichnet ist. Er hat schmerzliche Erfahrungen sammeln, Niederlagen einstecken und sich von Träumen verabschieden müssen. Gelernt hat er dabei, dass der direkte Weg oftmals nicht der beste ist, dass ein kühler Kopf und etwas Nachdenken nie schadet, bevor man blindwärts vorwärtsstürmt. Dabei hat er aber auch nicht vergessen, dass so manches Mal ein geschickt platzierter Schlag in die Weichteile einen schneller ans Ziel bringt als lange Diskussionen. Ganz Pragmatiker weiß er, welcher Weg ihn am schnellsten ans Ziel bringt.

Verpackt hat der Autor diese interessante Gestalt in eine spannende Detektivhandlung. Was passierte in dem eigentlich keinem Fremden zugängigem Raum, in dem die Königin nackt und voller Blut ohne ihren Säugling aufgefunden wurde? Hat sie den Thronerben tatsächlich gemeuchelt und gegessen, was steckt hinter dem Verbrechen?

Auf der Suche nach Antworten lernen wir in Erinnerungen an die Vergangenheit nicht nur unseren Erzähler näher kennen, sondern erfahren auch, dass er ganz persönlich einen Bezug zu den aktuellen Vorgängen und der Königin hat. Mit ihm zusammen bereisen wir die unterschiedlichen Reiche, die in ihrer Ausgestaltung relativ oberflächlich bleiben. Der Autor konzentriert sich ganz auf seine Hauptperson und die Suche nach dem Täter. Beide, Ermittler und Schuldiger haben ihre Geheimnisse, ähneln sich vom Wesen her und gingen dann in ihrem Leben doch ganz unterschiedliche Wege.

Auch wenn das Finale ein wenig zu gekünstelt und kitschig daherkommt, erwartet den Leser ein spannender Roman voller unerwarteter Wendungen und faszinierender Figuren.

(Carsten Kuhr, April 2012)

Das Schwert des Königs

Alex Bledsoe, Heyne

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