Der Feenturm

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 2012
  • 0
Der Feenturm
Der Feenturm
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Eva Bergschneider
57°1001

Phantastik-Couch Rezension vonFeb 2012

Eine Rucksacktour in die Zeit der Kelten

Eine junge Frau verbringt ihren Urlaub in Schottland und wird in die Vergangenheit geschickt, wo sie ihrer großen Liebe begegnet. Das Thema kommt Ihnen bekannt vor? Richtig, Diana Gabaldon beschrieb eine solche Zeitreise in ihren "Feuer und Stein- Büchern. Aileen P. Roberts hat für ihren Roman "Der Feenturm" eine neue Variante erdacht. Sie schickt ihre Protagonistin nicht in das 18. Jahrhundert, sondern in die Zeit der Kelten, also über 2000 Jahre zurück.

Die Geister, die mich riefen

Dana und Marita, beide 24 Jahre alt, machen eine Rucksacktour durch Schottland. Auf dem Weg zur Isle of Skye nehmen zwei angehende Ärzte die beiden Frauen im Auto mit. Die vier verstehen sich auf Anhieb und beschließen zusammen eine Ferienwohnung zu mieten. Gemeinsam erkunden sie die herrliche Landschaft und die Sehenswürdigkeiten, wie z.B. die beiden Brochs in Glendale ´Dun Troddan´ und ´Dun Telve´. Scherzhaft hecken die vier eine Mutprobe aus, Dana wettet, eine Nacht allein im Broch Telve zu verbringen. Mit dem Erscheinen eines Geistes mit Namen Rionach hatte sie allerdings nicht gerechnet. Der behauptet, Dana sei eine Druidin und könne in die Zeit der Kelten zurückreisen. Rionach bittet sie, ihre Tochter Mael in das 21. Jahrhundert zu holen, weil sie in ihrer Zeit von Feinden verschleppt werde. Am nächsten Tag glaubt Dana geträumt zu haben, doch das Gesehene lässt sie nicht los. Sie kehrt zum Broch zurück und entschließt sich, das Experiment der Zeitreise zu wagen. Tatsächlich bringt Rionach Dana in die Vergangenheit, wo sie zur Magie und die Liebe findet. Doch dann holt sie die unheilvolle Vorhersage der Geist-Druidin wieder ein.

Ein Ferienerlebnis wandelt sich zum Abenteuer im Altertum

Der Einstieg von "Der Feenturm" liest sich zunächst wie ein Ferienabenteuer für Mädchen, ein wenig kitschig. Zwei Freundinnen reisen durch die wilde schottische Landschaft und lernen zwei smarte Ärzte aus Glasgow kennen. Dana ist der natürlich-bodenständige Typ, sie versucht über den Fehltritt ihres Ex-Freundes hinwegzukommen. Marita wäre eigentlich in einem All-Inclusive Hotel besser aufgehoben und nutzt diesen Trip für eine Affäre. So könnte auch ein Liebesroman beginnen und eine Weile verbleibt "Der Feenturm" in dieser Atmosphäre einer leichten Urlaubslektüre.

Im weiteren Verlauf der Geschichte stellt sich heraus, dass Aileen P. Roberts eine profunde Schottland-Kennerin ist, die viel über die eindrucksvolle Landschaft, das typisch raue Wetter und die Charakteristika von Land und Leute zu erzählen hat. Schade nur, dass sie anfangs zu wenig Gebrauch von diesen Kenntnissen macht, etwas mehr Schottland-Spirit hätte gerade den Einstieg aufgewertet. Stattdessen erleben wir einen zu sehr auf den Dialog fokussierten Schreibstil, mit viel naivem Mädchengeplauder, das eher zu 16 Jährigen passt. Zudem hat man oft Mühe sich vorzustellen, dass die Geschichte im englischsprachigen Raum spielt. Da wird der Vorname Marc auch einmal mit -k am Ende geschrieben [S. 49] oder die Anredeformen "Du" und "Sie", die in der englischen Sprache nicht unterschieden werden, munter gemischt [S. 116]. Erst als die Hauptprotagonistin Dana ihre Zeitreise in das Schottland der Kelten antritt, kann die Autorin ihre Stärken ausspielen. Hier erschafft sie eine fiktive historische Welt, mit so vielen Details angereichert, dass sie absolut authentisch wirkt. Vor den Augen der Leser baut sich eine altertümliche Welt vor eindrucksvoller Highland Kulisse auf, in der glücklicherweise nicht so viel geredet wird. Auch die in ihrer Zeit eher blasse Dana blüht auf, wandelt sich zu einer geschickt taktierenden Persönlichkeit, die eigene Entscheidungen trifft. Fingerspitzengefühl beweist Aileen P. Roberts auch bei der Wahl der magischen Elemente. Ein unheilvoller Rabe entpuppt sich als origineller Zaubertrick, der der naturverbundenen keltischen Mythologie entsprungen erscheint. Das Abenteuer einer modernen Frau, die im Reich der Kelten zur Kriegerin wird, überzeugt und man fiebert mit Dana mit, ob sie den Lauf des prophezeiten Schicksals ändern kann. Die aufkeimende Lovestory mit dem unnahbaren Krieger bereichert die Geschichte, das Intermezzo mit dem Schmied hätte man sich dagegen sparen können. Hier wurde die Chance vertan, etwas mehr aus dem Feenreich zu erzählen, das ein passendes Bindeglied zwischen Realität und Metaphysis darstellt, oder Danas Entwicklung zur Druidin eingehender zu beschreiben.

Unterm Strich schwächelt "Der Feenturm" in der Moderne, am Ende auch mit einem unausgegorenen Plot um einen Geheimbund, der zu aufgesetzt wirkt, um die erhoffte Spannung zu erzeugen. Punkten kann die Geschichte dagegen mit einem rasanten und mystischen Abenteuer in der kaum bekannten, lebendig gestalteten Welt der Kelten. Mit der Ähnlichkeit zu "Feuer und Stein" kokettiert Aileen P. Roberts auf charmante Art, indem sie ihre Hauptfigur das Buch im Urlaub lesen lässt. "Der Feenturm" setzt sich jedoch mit phantastischen Elementen und einer Gegenüberstellung unserer Zeit und der vor 2000 Jahren klar von Diana Gabaldons Epos ab.

(Eva Bergschneider, Dezember 2012)

Der Feenturm

Aileen P. Roberts, Goldmann

Der Feenturm

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