Wie das Universum und ich Freunde wurden
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- Erschienen: Januar 2011
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Eine Sammlung vielseitiger Science-Fiction-Stories aus einer Feder
Mit Kurzgeschichten hat man in Deutschland keinen leichten Stand. Mit Science Fiction auch nicht. Mit einer Kombination daraus - wie Andreas Eschbach in dem Vorwort zu Wawerkas Science-Fiction-Kurzgeschichten-Band "Wie das Universum und ich Freunde wurden" zurecht betont erst recht nicht. Umso schöner, dass es die zwölf Kurzgeschichten, von denen viele vorher in Zeitschriften veröffentlicht wurden jetzt gemeinsam mit einer Novelle als 260-Seiten-dicke Paperback-Sammlung das Licht der Welt erblicken und Andreas Eschbach dem Band ein enthusiastisches Vorwort mitgibt.
Facettenreich der SF-Tradition verhaftet
Die Kurzgeschichten sind unter mehreren Themen eingeordnet: Unter dem Kapitel "Groteske Gestalten" die Geschichten: "Die Mutter des Abends" "Hippokratisches Gleichnis", "Wie das Universum und ich Freunde wurden" und "Begegnung auf Golgatha." Der zweite Teil des Sammelbandes heißt "Das Ende von "Etwas" und vereint "Die Göttin des Überflusses", "Gezählte Tage", "Advent: Ankunft" und "Der alte Mann und das Glück." Im dritten Teil "Ausschau nach Alternativen" sind die Kurzgeschichten "Wir könnten Kolumbus fragen", "Animal Farm" , "Auf der höchsten Stufe" und "Routinejob" zu finden und im letzten Teil "Auf der anderen Seite" eine gleichnamige, sechzig Seiten lange Novelle. Die Titel spiegeln gut die Vielfalt und die Themen wider, die den Autor inspirierten. Wer durch die Namensgebung neugierig gemacht wird, wird sicher nicht enttäuscht.
Ausschnitte statt Effekthascherei
Das Gute an diesem Band ist, dass jede Kurzgeschichte den Leser in eine vollkommen andere Welt eintauchen lässt. Ohne viel Federlesens wird man in eine Situation hineingestoßen und erst nach und nach versteht man, wo und wann man sich so ungefähr befindet und was das Thema der Kurzgeschichte ist. Dabei wechseln Szenarien und Situation komplett. Die Urmutter und Religion sind genauso Thema wie Zeitreisen, Augmentation, Dystopien, Fur Fiction oder die Entdeckung einer anderen Welt in "Auf der anderen Seite", deren Thematik an die Ideen großer SF-Autoren wie Wells und Verne erinnert. Es sind von der Herangehensweise traditionelle Science-Fiction-Geschichten, die ein Szenario entwerfen, weiterspinnen und dann den Leser für einige Seiten und Szenen daran teilnehmen lassen. Dementsprechend ist das Genre Kurzgeschichte hierfür ideal gewählt.
Der Autor hat sich was dabei gedacht
Man kann Wawerka kein "Schema F" seiner Geschichten vorwerfen oder dass sie sich wiederholen oder langweilen würden. Der Schreibstil ist sicher und Wawerka entwickelt - egal ob Ich-Erzähler oder dritte Personen seine Story berichten - die intelligente Handlung jeweils zügig und sicher. Teilweise wirken die Geschichten sehr klassisch, ein weit früheres Entstehungsdatum hätte nicht verwundert, da sie weit mehr durchdachte Literatur als schnelllebige Unterhaltung sind und auch sein wollen. Anders als Eschbach im Vorwort angibt, endeten mir allerdings viele der Kurzgeschichten zu irritierend plötzlich und unvorhersehbar, ohne dass ich die angebliche Wendung bemerkte. Jeder Kurzgeschichte ist ein Kommentar des Autors vorangestellt, der teilweise spoilert. Die Gedanken des Autors sind interessant und geben den Geschichten einen zusätzlichen, intellektuellen Überbau, der den Zugang zu den Geschichten rational auflädt. Lustigerweise durchbricht gerade die älteste Kurzgeschichte "Wie das Universum und ich Freunde wurden", die dem Band seinen Namen gab, dieses Muster, da sie bei aller Tiefe am modernsten wirkt und eine intellektuelle, humorvolle Einzigartigkeit hat, bei der einfach alles passt.
Mit dem Sammelband "Wie das Universum und ich Freunde wurden" kann man einen deutschen Science-Fiction-Autor entdecken, der dem ernsthaft an dem Genre Science-Fiction interessierten Leser nachdenkliche Kurzgeschichten mit Substanz und Nachhall bietet.
(Verena Wolf, Januar 2012)
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