Was macht den Schwanenrittermythos aus?
Jasmyn hat es nicht leicht. Geboren als Albino, wird sie bereits als Kind gehänselt, Freundschaften zu schließen fällt ihr schwer. Doch Liam gelingt es, sich mit Jasmyn anzufreunden. Die beiden verstehen sich auf Anhieb und verbringen ihre Freizeit miteinander. Wen wundert es also, dass die beiden heiraten? Doch leider ist dieses Glück nicht von langer Dauer. Die junge Jasmyn verliert ihren geliebten Ehemann. Als wäre das nicht schon schlimm genug, wendet sich auch noch Liams Familie von Jasmyn ab. Für die junge Witwe bricht eine Welt zusammen und sie glaubt, mit ihrem Schmerz ganz allein zu sein. Die vom Himmel fallenden Schwäne bei der Beerdigung von Liam sind erst der Anfang von Merkwürdigkeiten, die Jasmyn durchleben muss. So wirken ihre Hochzeitsbilder verändert, ein Fremder bricht in ihr Haus ein, ohne etwas zu stehlen. Immer wieder erscheinen ihr Knochen und schwarze Rosen, die zu Staub zerfallen, wenn sie diese berührt. Jasmyn fragt sich, warum das ihr passiert und was hat das alles mit Liam zu tun? Auf der Suche nach Antworten bekommt sie unerwartete Hilfe durch Liams Bruder Ben. Doch warum tut Ben das? Irgendetwas scheint nicht zu stimmen. Immer weiter begibt sich Jasmyn in eine Welt, die magisch auf sie wirkt. Sie reist mit Ben nach Deutschland zum Schloss Neuschwanstein, um das Rätsel zu lösen. Doch sie merkt schnell, dass sie hier nicht weiter kommt. Die Reise führt Jasmyn in die Katakomben von Paris. Dort muss sie feststellen, dass ihr Leben nicht das zu sein scheint, was sie bisher geglaubt hat.
Deutsche Mythen in moderner Fantasy eingebunden
Von der jungen britischen Autorin Alex Bell ist bisher nur das Buch "Jasmyn" in Deutschland erschienen. Die Geschichte beginnt mit der Beerdigung von Liam. Doch wer denkt und hofft, es handelt sich hier um einen "Herz-Schmerz-Roman", der wird eines Besseren belehrt. Dieser Fantasy-Roman unterscheidet sich doch sehr von anderen derzeitig modernen Fantasy-Romance Romanen. So sind die Protagonisten normale Menschen und werden auch während der Geschichte nicht zu übernatürlichen Superhelden. Auch bleibt Brutalität und Sexualität, wie sie gerne in anderen Büchern bis ins kleinste Detail beschrieben wird, außen vor. Leider schafft es Alex Bell nicht gleich zu Beginn Spannung aufzubauen. Im ersten Teil wird die Trauer von Jasmyn ausführlich beschrieben, so dass der Roman erst einmal Anlass zum Nachdenken gibt. Leid und Kummer, den die Hauptprotagonistin erlebt, sind so nachvollziehbar und verständlich. Die Autorin hat sich ein ungewöhnliches Thema für ihre Geschichte ausgesucht und deutsche Mythen um König Ludwig II., den Märchenkönig, einfließen lassen. Bereits zu Beginn des Romans baut die Autorin immer wieder Zeitsprünge in die Handlung ein, um den Lesern die Geschichte von Liam und Jasmyn verständlicher zu machen. Man gewinnt den Eindruck, die Autorin hat ausgiebig recherchiert. Denn durch die bildhafte Beschreibung der Landschaft hat man das Gefühl, man erlebt die Handlung ein stückweit selber mit. Bell hat die Begabung, durch detaillierte Feinheiten ihre Geschichte auszuschmücken. Allerdings rückt dadurch die Handlung etwas in den Hintergrund und erst auf den letzten Seiten der Geschichte steigt die Spannung an.
Dieser Roman eignet sich für einen lauen Sommerabend. "Jasmyn" ist eine bezaubernde Geschichte mit einem überraschenden Ende. Wer märchenhafte Urban Fantasy mag, sollte diesen Roman auf jeden Fall lesen. Lesern mit einem Hang zu tiefgründigen Geschichten, ausgeprägt beschriebenen Protagonisten und fortlaufenden Handlungssträngen ist von diesem Buch allerdings abzuraten.
(Nadine Zelmer, Februar 2012)
Alex Bell, Rowohlt
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