Dämon, Dämon an der Wand
- Bastei-Lübbe
- Erschienen: Januar 2012
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Schneewitchen, Dornröschen und Aschenputtel gehen in ihre vierte Fantasy-Runde
Trauer am Königshof zu Lorindar. Königin Beatrice erliegt schlußendlich doch den Verletzungen, die der magische Dolch ihr zugeführt hat. Selbst alle Heilkunst der Priester und Schnees konnten ihr Leiden letztlich nur verlängern, kurieren konnten sie die tödliche Wunde nicht. Einen letzten, waghalsigen Versuch hat Schnee noch in Petto - mit Hilfe des Zauberspiegels ihrer Mutter will sie die Seele Beatrices einfangen und in einen künstlichen Körper locken.
Der Plan misslingt, schlimmer noch, der Zauberspiegel zerspringt und setzt etwas frei, das Schnees Mutter in diesem gefangen setzte. Ein Dämon bemächtigt sich Schnees, verführt sie zum Bösen und verleitet sie, mit ihren Freundinnen zu brechen, ja den Thronerben Jakob zu entführen.
Zuvor aber gelingt es ihr noch, in einem letzten Akt des Aufbäumens, einen Teil ihrer Seele abzuspalten und in den von ihr dazu geschaffenen Körper ihrer imaginären Schwester zu versetzen.
Auf der Suche nach Rache begibt sie sich zurück in ihre Heimat Allesandria aus der sie einst unter Androhung ihres Lebens verbannt wurde. Ihr auf dem Fuße folgend, die beiden Gefährtinnen und ihre Kunstschwester, die das Kind und ihre Freundin retten wollen - doch der Preis ist hoch, vielleicht zu hoch, denn dazu benötigen sie die Hilfe der Feen-Herzogin ...
Spieglein, Spieglein an der Wand - wer schreibt die beste Märchen-Fantasy im Land?
Seit einigen Jahren mehren sich Fantasy-Romane mit einem Märchenhintergrund. Verfasser aller Couleur nehmen die Vorlagen der Gebrüder Grimm oder H. C. Andersens auf und setzen diese in ein zeitgemäßes Fantasy-Ambiente. Bedingt auch durch entsprechende Kino-Blockbuster aus Hollywood erfreuen sich diese Werke immer größeren Zuspruchs.
Jim C. Hines hat sich früh mit Märchenmotiven beschäftigt. Anders als viele seiner Kollegen aber erzählt er nicht einfach das Märchen in neuem Gewand nach, sondern nutzt nur Gestalten aus bekannten Sagen, um diese dann auf neue, ganz eigene Abenteuer auszusenden.
Mit der Triumvirat aus Märchenheldinnen - Aschenputtel, Schneewitchen und Dornröschen - hat er dabei ebenso schlagfertige wie emanzipierte Heldinnen kreiert. Zwischenzeitlich sind uns diese ans Herz gewachsen, haben wir ihre Stärken, Schwächen und Probleme verinnerlicht. Geschickt lässt der Autor hier auch Probleme wie etwa die unerfüllte lesbische Ausrichtung Talias zu Schnee einfließen, wobei das Abenteuer klar im Vordergrund steht.
Im umfangreichsten und abschließenden Band der Tetralogie fährt er noch einmal alles auf, was den Leser an die Seiten fesselt. Feen dürfen intrigieren, Dunkelmänner und Hexen, Zauberer und Paladine kämpfen miteinander.
Mit Allesandria hat Hines ein faszinierendes Setting beschaffen. Ein Land besiedelt von Zauberern mit Festungen, die von Magie durchdrungen sind. Befestigungen, die im ewigen magischen Feuer brennen und magisch animierten Tieren wirkt der Text fast wie ein in Buchstaben gegossener Film.
Erstaunlich dabei, dass bei Hines eben nicht alles Friede,Freude, Eierkuchen ist, dass es schmerzhafte Verluste gibt, seinen Protagonisten nichts geschenkt wird. Wer meint, sich hier gemütlich zurücklehnen zu können und abzuwarten bis sich alle Fährnisse in Wohlgefallen auflösen, der sieht sich überrascht im kalten Allesandria um. Das hat, gerade weil es sich weit von den Märchenvorgaben entfernt, viel Tempo, jede Menge Action und bietet so Lesespaß ohne großen Tiefgang.
(Carsten Kuhr, Juli 2012)
Jim C. Hines, Bastei-Lübbe
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