Schattenprinz
- Heyne
- Erschienen: Januar 2011
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Die alte Welt stöhnt unter der eisernen Knute der Vampire
Vor zwei Jahrhunderten wurden die damaligen Machtzentren der Welt in einem Handstreich erobert. Europa, Russland und Nordamerika fielen dem Angriff der Vampire zum Opfer, nur die Äquatorialgebiete der Erde boten aufgrund ihrer klimatischen Begebenheiten Schutz vor den wärmeempfindlichen Bestien.
Die Menschen haben sich in die Gebiete um den Äquator geflüchtet und dort neue Reiche aufgebaut. Während die Amerikanische Republik von Panama aus regiert wird, haben das Empire in Alexandria und der japanische Tenno in Malaysia eine neue Heimat gefunden.
Nun aber soll ein Krieg gegen die Vampire ausgerufen werden, ein Krieg, der die beiden größten menschlichen Reiche nicht nur im Kampf, sondern auch im Hochzeitsbett vereinen soll. Kronprinzessin Adele soll den Amerikaner Clark heiraten, ihre verbündeten Luftschiffe London, die unerklärte Hauptstadt der Vampir-Clans, erobern.
Was von Diplomaten monatelang ausgehandelt worden war, droht zu scheitern. Auf einem Goodwillbesuch Adeles in Marseille wird ihre Flotte überfallen, sie selbst nach London, der Hauptstadt der Vampire, verschleppt. Auf der Flucht begegnet ihr zuerst eine Legende - Greyfriar, eine mystifizierte Heldenfigur, die sich selbstlos und heroisch den Kampf gegen die Bluttrinker auf die Fahnen geschrieben hat. Doch auch er kann nicht verhindern, dass sie im Tower von London eingesperrt und zum Pfand der Vampire im Kampf gegen die Menschen eingesetzt wird.
Während der Vampirfürst Gareth sie respektvoll und zuvorkommend behandelt, will dessen Bruder Cesare nur eines - die Menschen ausrotten und sich zum Herrscher aufschwingen. Kann der Rettungsversuch Clarks gelingen, findet Adele in sich selbst die Kraft, dem Gefängnis zu entkommen, und was verbirgt Greyfriar?
Interessante Ausgangssituation, letztlich aber zu vorhersehbare Umsetzung
Vampirserien gibt es viele, und die Szenarien wiederholen sich zusehends. Manch einer munkelt gar, dass der Hype um die Nosferatu am abflauen ist, dass die grossen Verkaufserfolge mittlerweile auf der Steampunk-Bühne erzielt würden.
So ist es nur folgerichtig, dass das Autorenpaar Griffith Elemente der geläufigen Vampir-Epen mit - allerdings sehr dezent eingesetzten - Steampunk-Versatzstücken anreichert.
Das Gebotene liest sich dann auch durchaus spannend und flüssig auf einen Rutsch durch. Man könnte meinen, einen zukünftigen Beststeller, einmal mehr natürlich den Start einer neuen Reihe in Händen zu halten, wenn, ja wenn die Handlung nicht so vorhersehbar wäre.
Die zugrundeliegende Idee, den Norden und Süden der Weltkugel von Vampiren erobern zu lassen, die aufgrund ihrer Aversion gegen Wärme die tropischen Gebiete meiden, klingt an sich ist nicht uninteressant. Den Autoren eröffnen sich hier Chancen, Themen wie Ausbeutung, Kolonialismus und Sklaverei einzubauen, die sie, wenn auch zunächst nur am Rande angedeutet, nutzen.
Ohne hier zu viel preiszugeben ist aber schnell klar, in welche Richtung die Reise geht. Das Geheimnis um Greyfriar lösen die Autoren viel zu früh ohne wirkliche Not auf, auch das Schicksal Adeles scheint vorhersehbar.
Interessanter war für mich da die Helferin Caesars, die Vampirin Flay, die mysteriös gezeichnet viel Flair ausstrahlt.
Potential für eine faszinierende Entwicklung ist vorhanden, allein, ob die Autoren es zu nutzen wissen, oder ob sie es sich, was zu befürchten ist, leicht machen und in den nächsten Bänden eine gewohnte Story ohne große Überraschungseffekte und Ideen präsentieren werden, bliebt abzuwarten.
(Carsten Kuhr, Januar 2012)
Clay Griffith, Heyne
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