Der Widerstand
- Bastei-Lübbe
- Erschienen: Januar 2012
- 5
Abenteuer-SF mit Horror-Elementen oder hanebüchener Unsinn?
Wir befinden uns in einem Raumschiff. Von dort erkundet eine Gruppe von Wesen einen Planeten - den Planeten KU-197-20. Dort auf diesem Planeten befinden sich zwei Streitmächte in einem erbitterten Kampf. Die Beobachter sind entsetzt über die Grausamkeiten in dem Gemetzel, welches unter ihnen tobt. Nun, schnell wird klar, dass Planet KU-197-20 kein anderer als unsere Erde ist und dass wir einen Krieg zwischen Engländern und Franzosen im 15. Jahrhundert miterleben.
In den folgenden Jahrhunderten werden die "Menschen", wie sich die Bewohner des observierten Planeten nennen, weiter erkundet. Man stuft die Zivilisation der Menschen in Stufe Sechs ein - eine Kultur, die primitiv genug ist, um ihre Kolonisierung zu autorisieren. Es bleibt jedoch ein wenig Unsicherheit, denn angesichts der Tatsache, dass die Spezies bereits über die Fähigkeit der Kernspaltung verfügt, müsste sie eigentlich in Stufe Drei einzuordnen sein. Doch warum sollte eine Zivilisation mit diesen Fähigkeiten so dumm sein, den größten Teil ihrer Stromerzeugung durch die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen zu bilden?
Schließlich wird das Volk der Shongairi, die einzige carnivore Spezies der Hegemonie, ermächtigt, den Planeten KU-197-20 einzunehmen und zu annektieren. Zunächt sorgt man für Verwirrung, indem man die Kommunikationsverbindungen lahmlegt und dies dem Iran in die Schuhe schiebt. Kurze Zeit später werden in einem Erstschlag die wichtigsten Metropolen dem Erdboden gleich gemacht. Das Militär ist versprengt und nahezu handlungsunfähig...
Ein typischer Weber im Mittelteil
Doch die menschliche Zivilisation lässt sich so schnell nicht unterkriegen. Einzelne Gruppierungen leisten erbitterten Widerstand. Und schnell merkt man, dass man den Invasoren waffentechnisch gar nicht so hoffnungslos unterlegen ist.
Und nun ist der Waffennarr David Weber ganz in seinem Element. Jetzt kriegt jeder, der es wissen will und auch der, der es nicht wissen will, erzählt, welch gewaltigen Rückstoß eine 120-Millimeter M256 Rheinmetall hat und dass das panzerbrechende Subkaliber M829A3 mit einer Geschwindigkeit von über achtzehnhundert Metern pro Sekunde doppelt so schnell ist wie die um ein Vielfaches leichtere Kugel aus einem M16-Sturmgewehr.
Im Mittelteil des Romans erleben wir einen typischen David Weber. Das ist routinierte Military-SF a la "Independence Day" mit allem, was dazugehört. Aber eben nur routiniert runtergeschrieben und nicht mehr, ohne große Überraschungen. Mal wird hier gekämpft, mal dort, mit der Logik muss man es nicht allzu genau nehmen. Mit den Protagonisten werden wir nicht so richtig warm, denn die bleiben alle sehr oberflächlich. Die letzten Krieger verausgaben sich in erbitterten Kämpfen, bei denen die Außerirdischen schwere Verluste einstecken müssen. Dennoch scheint unsere Zivilisation auf verlorenem Posten zu stehen.
Doch wie wird jetzt der Autor diese verfahrene Situation zu einem halbwegs gelungenen Abschluß bringen? Leider gar nicht. Das Ende des Romans erinnert sinngemäß an die Szene mit dem Raumschiff aus Monty Pythons "Life of Brian" getreu dem Motto: wenn nichts mehr sinnvolles geht, denk ich mir halt den größtmöglichen Quatsch aus, der kommt vielleicht an. Mit diesem Abschluß hat David Weber sich und seiner Fangemeinde nun wirklich keinen Gefallen getan. Da hilft es auch wenig, wenn der Verlag auf der Buchrückseite textet, hier werde "auf geniale Weise grandiose Abenteuer-SF mit Horror-Elementen vereint".
Was also bietet David Webers neuestes Werk? Einen guten, einfallsreichen Beginn, der die Beweggründe der außerirdischen Spezies ausgezeichnet aufarbeitet und der zeigt, mit welchen Augen uns eine fremde Kultur betrachten könnte. Im Mittelteil genau das, was man von David Weber erwartet - nicht mehr und nicht weniger - und ein hanebüchenes Ende, das sich am besten als grober Unfug bezeichnen lässt.
(Peter Kümmel, September 2011)
David Weber, Bastei-Lübbe
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