Robocalypse
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2011
- 3
Asimovs Robotergesetze sind Geschichte
Roboter sind nichts anderes als Computer. Und Computer sind Maschinen, die das tun, was der Mensch ihnen gesagt hat - nicht mehr und nicht weniger. Doch bereits seit den 1950er Jahren forscht man auf dem Gebiet der "Künstlichen Intelligenz", einem Teilgebiet der Informatik, welches sich mit der Automatisierung intelligenten Verhaltens befasst.
Daniel H. Wilson ist selber Informatiker und Doktor für Robotik. Insofern scheint seine Vision eines Roboteraufstands nicht völlig aus der Luft gegriffen zu sein. Stellen wir uns vor, ein entsprechend programmierter Roboter lernt stetig hinzu. Irgendwann ist er seinem Erschaffer ebenbürtig, dann sogar überlegen. Und diese Überlegenheit spielt er mit Hilfe anderer Roboter aus und beginnt einen Vernichtungsfeldzug gegen die Menschheit.
An die berühmten und vielzitierten von Isaac Asimov postulierten Robotergesetze halten sich die Maschinen in Wilsons "Robocalypse" nicht mehr. Zunächst sind es nur einzelne Störfälle: ein Roboter in einer Fast-Food-Kette hat eine Fehlfunktion, die zum Tod eines Mitarbeiters führt. Ein älterer Japaner, der seine verstorbene Ehefrau durch eine Roboterpuppe ersetzte, wird von dieser verletzt. Ein militärischer Roboter begeht Selbstmord durch einen Kopfschuss. Die Spielzeugpuppe eines kleinen Mädchens macht diesem Angst. Zwei Flugzeuge drohen zusammen zu stoßen, weil sich ihr Kurs nicht regulieren lässt.
Im Stil einer Dokumentation
Dass der Roman mit dem Ende beginnt und man dadurch schon vorab weiß, wie es ausgeht, tut der Spannung keinen Abbruch. Was mich mehr stört, ist das Fehlen von glaubhaften und tiefgründigen Charakteren. Obwohl Wilson einen Ich-Erzähler nutzt - der in den Kapiteln ohne ihn nur als Chronist fungiert -, bleibt der Roman bis kurz vor Schluß ohne wirkliche Sympathieträger und ohne wirkliche Protagonisten.
Die Grundidee selber ist nicht neu. Doch die Art der Aufbereitung ist ungewöhnlich. Im Stile einer Dokumentation schildert Wilson die Geschehnisse. Zunächst wird von "vereinzelten Zwischenfällen" berichtet. Danach zeigt er, was zur "Stunde Null" an ebendiesen Schauplätzen geschieht. Nun geht es ums "Überleben", bevor es bei den Überlebenden zu einem "Erwachen" kommt, was schlußendlich zu einer "Vergeltung" führt.
Der Autor zeigt uns deutlich, wie abhängig wir bereits heute von Maschinen sind. So viele Handgriffe lassen wir von Automaten erledigen, vertrauen in vielen alltäglichen Dingen auf Computer. So bekommen wir immer mehr automatisierte Unterstützung, die unser Leben zugegebenermaßen bequemlicher macht. Vor diesem Hintergrund erscheint die fiktive Entwicklung also gar nicht mal so unrealistisch. Letztlich ist aber der menschliche Überlebensinstinkt das Herz der Geschichte, welcher nach dieser Katastrophe sehr schnell zu Tage tritt. Man besinnt sich auf seine Wurzeln, bildet kleine Gemeinschaften. Wenige Personen treten als Führungspersönlichkeiten in Erscheinung, Aus einzenen Ideen werden gemeinsam Strategien entwickelt, um die Krise zu meistern.
Doch nicht nur stilistisch bietet "Robocalypse" ungewöhnliches, sondern auch optisch. Dabei fällt nicht nur das relativ einfach gehaltene Cover auf, sondern vor allem die abgerundeten Ecken, die ich funktionell für äußerst gelungen halte. Ein Lob dafür an den Droemer-Verlag.
Steven Spielberg hat sich übrigens schon die Rechte für die Verfilmung des Stoffes gesichert. Der Streifen soll voraussichtlich 2013 in die Kinos kommen.
(Peter Kümmel, November 2011)
Daniel H. Wilson, Droemer-Knaur
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