Die brennende Stadt

  • Goldmann
  • Erschienen: Januar 1983
  • 1
Die brennende Stadt
Die brennende Stadt
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Lars Hermanns
80°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJun 2006

Leicht chaotische, unabhängige Fortsetzung

Skar, der kampferprobte Satai, muss diesmal ohne seinen Schüler Del in ein großes Abenteuer ziehen. In Ikne lernt Skar die Errish Vela und Gowenna kennen, die ihn für ihre Zwecke gewinnen wollen. Als Skar sich weigert, werden er und Del Opfer eines Komplotts. Vela, die Herrin der Errish, lässt Skar und Del vor den Augen der Könige wie Betrüger dastehen, als sie bei einem Arena-Kampf gegen vermeintlich schwächere Gegner unterliegen. Was keiner ahnt: Die Gegner von Skar und Del sind nicht, was sie zu sein vorgeben. Als sich die beiden Satai ihrem Schicksal fügen wollen, werden sie kurzerhand von Velas Leuten befreit. Während Del Velas unfreiwilliger Gast wird, muss sich Skar mit Gowenna und einigen Getreuen der Errish auf den Weg nach Combat machen, der brennenden Stadt. Und unterwegs muss er erkennen, dass die Grenze zwischen Freund und Feind hauchdünn gezogen ist. Und zuletzt erlebt er eine böse Überraschung...

Der Stoff, aus dem Heldenmärchen geboren werden

Bei ";Die brennende Stadt"; handelt es sich um den zweiten Teil der Enwor-Saga. Erneut steht der Satai Skar im Mittelpunkt, und erneut beginnt die Geschichte mittendrin, ohne sich groß mit Erläuterungen aufzuhalten. Dadurch wird es zum einen ermöglicht, auch ohne weitere Vorkenntnisse quer einzusteigen, andererseits muss man aber auch warten, bis man die Hintergrundinformationen bröckchenweise vorgeworfen bekommt.Entgegen dem ersten Teil ";Der wandernde Wald"; zieht sich bei diesem zweiten Teil kein roter Faden durch die Geschichte. Vielmehr handelt es sich um zwei getrennte Geschichten, die erst gegen Ende zu einem großen Ganzen werden. Die Geschichte beginnt mit Skars Truppe auf dem Weg nach Combat, und Rückblenden zeigen einem immer wieder auf, wie er sich in diese Lage gebracht hat. So dauert es eine ganze Weile, ehe man die Hintergründe erkennt und erfährt, weshalb Del diesmal nicht mit von der Partie ist. Dieses mag zwar zum einen ganz interessant vom Aufbau her sein, doch stört es irgendwann auch den Lesefluss. Denn kaum glaubt man, dass ein neues Ereignis auf unseren Helden wartet, schon wird man durch eine Retrospektive in die Vergangenheit geholt, wo man Skars Zusammentreffen mit Vela verfolgen kann.

Die Geschichte an sich erinnert einen erneut an ";Conan der Barbar";. Sowohl Skars Gestalt als auch die Waffen und Wesen um ihn herum lassen darauf schließen, dass wir uns entweder in einer phantastischen Vorzeit oder gar auf einem anderen Planeten befinden. Zwerge, Schneespinnen und Drachen sind der Stoff, aus dem Heldenmärchen geboren werden. Dadurch kann man sich die Abenteuer nahezu visuell vor Augen führen. Wolfgang Hohlbeins Detailverliebtheit erleichtert einem dies zusätzlich. Dabei spielt es keine Rolle, ob er auf Narbengebilde auf menschlicher Haut oder auf  sonstige körperliche Details eingeht. Dies ermöglicht einem vorzüglich, sich die Personen vor dem geistigen Auge vorzustellen.

  • SKAR wird immer wieder als ein großer, muskulöser Krieger mit langer Narbe auf der einen Gesichtshälfte beschrieben. Durch zahlreiche Schlachten gereift und gestählt, ist er der perfekte Krieger in diesem Abenteuer. Weise auf der einen Seite, gnadenlos im Kampf auf der anderen.

  • DEL findet diesmal leider nur kurz Erwähnung. Er ist Skars deutlich jüngerer Schüler, der sich vor allem durch die Unbesonnenheit der Jugend auszeichnet. Dennoch wird er als hünenhafter Krieger beschrieben, der es im Kampf mit jedem Gegner aufzunehmen versteht.

  • VELA ist die Errish, eine der weisen Frauen, die Skar für ihre Zwecke gewinnen wollen. Sie strebt nach Macht und ist bereit, alles dafür aufs Spiel zu setzen. So liebevoll Wolfgang Hohlbein die Errish auch beschreiben mag, so schwer fällt es einem dann aber doch, sie sich richtig vorzustellen.

  • GOWENNA ist eine Amazonenkriegerin der Errish, die im Auftrage Velas mit Skar und der Truppe nach Combat zieht. Ihr Hass auf Männer ist es, der es vor allem zwischen ihr und dem als unbesiegbar geltenden Satai Skar knistern lässt. So wird sie zumeist als arrogant und herablassend beschrieben. Doch es gibt auch immer wieder Momente, in denen ihre Menschlichkeit die Oberhand gewinnt.

  • EL-TRA sind die drei Sumpfmänner, die sich immer in Gowennas Nähe befinden. Knallharte Kämpfer mit einem gemeinsamen Geist und einer gemeinsamen Intelligenz, die einen irgendwie an die Borg aus ";Star Trek"; erinnern. Ein kollektives Bewusstsein, das folglich schon im Jahre 1983 durch Wolfgang Hohlbein entstanden ist.

  • TANTOR ist der Zwerg aus Gowennas Gefolgschaft, mit dem sich Skar immer wieder anlegt. Seine magischen Fähigkeiten sind es, die dem Trupp bei seiner schier unlösbaren Aufgabe unterstützen sollen. Doch Verschlagenheit dürfte wohl seine größte Eigenschaft sein.

Detailtreue bei den KampfszenenWie auch im ersten Band sind in diesem zweiten Buch wieder ein paar Illustrationen enthalten, die einem zusätzlich eine Visualisierung vor dem geistigen Auge ermöglichen. Dadurch wird zudem deutlich, dass es sich weniger um einen Roman für Erwachsene denn vielmehr um einen Roman für Jugendliche handelt.

Bedenkt man jedoch, wie brutal manche Kampfszenen beschrieben sind, fragt man sich doch automatisch, ob es Wolfgang Hohlbein dann nicht vielleicht doch ein wenig mit seiner Detailliebe und -treue übertreibt. Sei es nun, dass er beschreibt, wie unter einem gewaltigen Tritt die Knochen brechen oder wie sich ein Schwert in einen Körper frisst. Auch die diversen Verletzungen während des Marsches durch die Feuersglut sind nicht unbedingt schon für jedermanns Nerven ausgelegt. Hier hätte ich einen Hinweis à la ";für Jugendliche ab 14 Jahren"; für angemessen gehalten.

Alles in allem kann dieses zweite Enwor-Abenteuer aber auf jeden Fall überzeugen. Bemängeln muss ich aber dennoch immer wieder das Chaos, das durch die ständigen Zeitsprünge in die Vergangenheit erzeugt wird. Dies mindert den Lesefluss und ist daher nicht wirklich dienlich. Hier hätte ich es für deutlich besser befunden, wenn die Geschichte in der Arena begonnen hätte, damit man die Hintergründe erfährt, ehe man Skar auf dem Weg nach Combat sieht. Auch halte ich die teils zeilenlangen Schachtelsätze, derer sich Hohlbein bedient, bei einem Jugendroman für nicht allzu angebracht.

Für sehr gut gelungen halte ich hingegen erneut die Art und Weise, wie man immer wieder auf Begebenheiten aus dem ersten Buch hingewiesen wird, die einem auch einen Quereinstieg in die Buchreihe ermöglichen. Somit muss man nicht notgedrungen Band 1 kennen, um bei Band 2 den Durchblick zu wahren. ";Die brennende Stadt"; ist daher erneut als vollkommen eigenständig zu betrachten. Allerdings lässt das Ende vermuten, dass sich der dritte Band eventuell übergangslos an den zweiten anschließen wird. Denn auch wenn die Geschichte an sich abgeschlossen wirkt, weiß man doch förmlich, dass es eine Fortsetzung geben muss.

Die brennende Stadt

Wolfgang Hohlbein, Goldmann

Die brennende Stadt

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