Shakespeare Undead. Der Untoten Zähmung
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- Erschienen: Januar 2012
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Der Dichterfürst und die verkaufte Braut
Zombies bevölkern die dreckigen Straßen Londons im Jahre des Herrn 1616. Nur ein Vampir-Nekromant kann derartig viele Tote wecken und seinen Befehlen folgend agieren lassen.
William Shakespeare, wie sich der uralte Vampir nennt, der dereinst Caesar mit einem Zombieheer versorgte, Cleopatra mit seinen Liebeskünsten beglückte und Gedichte und Sonaten für den Circus verfasste, ist ein solcher Vampir-Nekromant. Doch er steckt nicht hinter dem massenhaften Auftauchen der Gehirn-Gourmets. Wer aber dann und was bezweckt dieser mit der Heimsuchung der Stadt an der Themse?
Vorhang auf für Katherine Dumont, eine junge Dame mit zu kleinen Brüsten, zu dunkler Haut und schwarzen Haaren, die so gar nicht in das Modediktat der Zeit passen will. Ihr Vater, ein reicher Händler, hat sie an einen despotischen Mann wie ein edles Zuchtpferd verschachert, der hofft, dass ihm sein Schwiegervater einen Adelstitel kauft, seine Frau ihm Erben schenkt und die Plantage in den Kolonien Profit abwirft. Doch die so erniedrigte junge Dame hat einen Ausgleich für all den Frust, den das Leben für sie bereit hält. Sie ist ein Chasseur, ein Zombiejäger.
Ist es Schicksal, dass die beiden so Ungleichen einander treffen, sich verlieben, oder hat die Muse des Dichterfürsten da ihre grazile Hand im Spiel?
Gemeinsam begeben sie sich auf die Pirsch nach dem Vampir-Necro, der wirklich hinter der Ausbreitung der Plage steckt, denn es geht um Verrat an Queen Elizabeth - und da hört dann wirklich der Spaß auf ...
Munter geschriebener, aber auch oberflächlicher Roman
Zombies all überall. Welches Verlagsprogramm man auch aufschlägt, überall dürfen die unappetitlichen Leichen ihre Spuren hinterlassen, dürfen durch Romane torkeln und sich nach Gee-hirn verzehren.
Lori Handeland geht ihren wohltuend kurzen Roman ein wenig anders als gewohnt an. Zum einen situiert sie ihre Handlung im London des Jahres 1616, dann übernimmt ein gewisser Will Shakespeare auch noch eine Hauptrolle. Geschickt lässt sie Erkenntnisse über das Leben des Dichters und Schauspielers einfließen, präsentiert uns diesen zu Beginn nicht nur als Vampir, sondern auch als einsames Wesen, dessen Muse ihn verlassen hat.
Erst die Begegnung mit der Zombiejägerin reißt diesen aus seiner Schaffenskrise, ja beflügelt ihn, von hormoneller Hochstimmung erfüllt, zu neuen literarischen Ergüssen.
Dass Handeland dabei Geister auftreten lässt, die Will ihre jeweilige Geschichte erzählen, die dieser dann in wohlfeile Verse gießt, ist eine der interessantesten Ideen des Buches. So weiß ein dereinst von Will gemeucheltes Opfer von einer gewissen Julia zu berichten, die in Italien zwei Freunden den Kopf verdreht.
Darüber hinaus zitiert die Autorin immer wieder an passender Stelle aus dem Oeuvre des Meisters, bietet dem Leser aber auch jede Menge packender Kämpfe.
Auch wenn der Roman selbst oberflächlich, die Figuren unscharf und der Handlungsort austauschbar bleiben, liest sich der Plot locker und flüssig, leidlich amüsant und romantisch an einem Stück durch. Sicherlich keine große Literatur und auch nicht Handelands bestes Werk, aber zum Überbrücken einer Bahnfahrt oder zum Entspannen im Urlaub nette Lektüre für nebenbei.
(Carsten Kuhr, Februar 2012)
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