Das Spiel von Licht und Schatten
Nando Baldini arbeitet nebenher als Tellerwäscher und "Mädchen für alles" im Restaurant von Signor Bovini. Nando lebt seit dem tragischen Tod seiner Eltern bei seiner Tante Mara und leistet mit seiner Arbeit einen Teil zum Lebensunterhalt. Er schenkt den Obdachlosen des Viertels gerne etwas zu Essen.
Eines Tages wird er von einem Fremden angesprochen, Antonio Montanaro, der Nando erzählt, er komme aus Bantoryn, einer Stadt in der Schattenwelt. Nando erfährt, dass er ein Nephilim ist, halb Mensch halb Engel, und dazu der Sohn des Teufels. Luzifer will mit der Hilfe seines Sohnes die Hölle verlassen und über die Erde herrschen. Die Engel wollen Nando deshalb töten, ebenso die Dämonen, sollte er sich gegen seinen Vater stellen.
In der verborgenen Stadt Bantoryn leben Nephilim, sowie friedliche Engel und Dämonen. Nach einer Zeit der Besinnung und einer Begegnung mit dem Dämon Bhrorok, Luzifers Oberstem Krieger, ist Nando bereit, sich in Bantoryn für den Kampf gegen das Böse ausbilden zu lassen. Er allein kann Luzifer und Bhrorok besiegen.
Gefallene und aufsteigende Engel
Mit "Nephilim" beginnt Gesa Schwartz nach "Grim" eine neue Trilogie. Darin erweckt sie Engel, Dämonen und, in der Warteschleife, Satan zum Leben. Sie erzählt eine Geschichte, in der es um die Rettung der Welt vor dem Bösen geht. Wie im Film Das Omen ist Satans Sohn herangewachsen, um seinem Vater die Rückkehr in die Welt der Menschen zu ermöglichen. Wie in dem Horrorfilm Die Fürsten der Dunkelheit scheint "Nephilim" davon auszugehen, dass es wohl Satan, nicht aber Gott gibt.
In der Exposition wird die Stadt im Regen beschrieben, zwei übernatürliche Wesen führen einen Kampf auf Leben und Tod. Die Stimmung und die Aktion sind symptomatisch für das, was folgt.
Die Welt ist in Gefahr, ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten, in "Grim" Mia, in "Nephilim" Nando, ist auserwählt, die Rettung zu bringen. Beide verloren zuvor ihre Familie. Mias Vater hat sich selbst getötet, Nandos Eltern sind bei einem Unfall ums Leben gekommen. Beide sind in der Welt der Menschen nicht wirklich heimisch geworden. "Nephilim" liest sich in Momenten wie eine Improvisation über Themen aus "Grim".
Anders als in "Grim", in dem die Vergangenheit der Hauptfigur und die sich daraus ergebende Rolle im Abenteuer erst spät bekannt werden, liegen die Karten bei "Nephilim" schon zu Beginn offen. Des Weiteren ist die Spielwelt bevölkert mit unterschiedlichsten Figuren, die Freunde oder Feinde sind. So kommt Unterstützung von einem Menschen im mit Plüsch ausgestatteten Taxi und an Naturgötter angelehnte Gestalten. Seine Stärken hat das Buch im Weltenbau, die Autorin buchstabiert ihre Fantasywelt detailliert durch.
Die Ausbildung Nandos ist weitgehend eine Marginalie, ihre Ergebnisse äußern sich in Kämpfen, deren Abfolge den Roman weitgehend determiniert. Die Kämpfe sind spannend, wenn Nando daran nicht beteiligt ist, weil man ja weiß, dass ihm nichts geschehen kann. Bisweilen muss er gegen übermächtige Gegner antreten und droht zu unterliegen, nur um im nächsten Moment durch Reflektion auf eine höhere Bewusstseinsebene zu gelangen, auf der er über verstärkte Kräfte verfügt, die es ihm ermöglichen, doch noch zu siegen. Das kommt ein wenig oft vor, wie auch der Einsatz vielfältiger Heilzauber durch Dritte, wenn jemand schwer verletzt ist. Zudem meldet sich immer, wenn Nando in eine Grenzsituation gerät, Luzifer und versucht seinen Sohn für sich zu gewinnen.
Im letzten Viertel des Romans wird bruchstückartig Nandos Programm für die Zukunft formuliert. Das berühmte Schwert der Macht, Excalibur, hat in "Nephilim" einen Verwandten, ebenso der Eine, der in der Lage ist, es zu führen. Am Ende hat Nando die erste große Schlacht durchgestanden und einen furchtbaren Gegner besiegt. Im zweiten Band dürfte ihm ein stärkerer Widersacher als Bhrorok das Leben schwer machen.
(Almut Oetjen, Dezember 2011)
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