Die dunkle Schwinge

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2006
  • 2
Die dunkle Schwinge
Die dunkle Schwinge
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Peter Kümmel
76°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMai 2006

Military-SF der nicht so stupiden Art

In Romanen aller Genres unterscheiden sich die ";Guten"; von den ";Bösen"; eigentlich hauptsächlich dadurch, daß sich die ";Guten"; an die Menschenrechte halten, die ";Bösen"; dagegen nicht. Denn getötet und vernichtet wird auf beiden Seiten gleichermaßen. Menschenrechte – geschrieben und ausformuliert oder auch nur als feststehende Grundsätze in den Köpfen – hat es seit der Antike gegeben und es gibt sie auch noch in Science Fiction-Romanen, die in ferner Zukunft angesiedelt sind. Als Untergruppe der Menschenrechte existiert das Völkerrecht, was unter anderem besagt, im Krieg zu versuchen, Grausamkeiten einzudämmen und die Zivilbevölkerung zu schützen und das als absolute Priorität einen Völkermord verdammt.

In Walter H. Hunts Roman ";Die dunkle Schwinge"; kämpfen im 24. Jahrhundert wie so oft die ";Guten"; gegen die ";Bösen";. Die Kampfhandlungen erstecken sich dabei über viele Lichtjahre auseinander liegende Planeten, deren riesige Entfernungen sich durch Raumsprünge überwinden lassen. Die ";Guten";, das ist die imperiale Flotte der Menschen, die ";Bösen"; sind die Zor, eine Spezies mit Flügeln, die von den Menschen bereits mehrmals besiegt wurden, die jedoch immer wieder von Neuem angreifen, obwohl sie wissen, daß sie unterlegen sind. Seit sechzig Jahren dauern die Kämpfe an und bereits zweimal haben die Parteien einen Friedensvertrag geschlossen, den die Zor gebrochen haben. Nun starten sie erneut einen Überraschungsangriff, der auf der Seite der imperialen Flotte für große Verluste sowohl an Menschen als auch an Raumschiffen sorgt. Letztendlich kann man den Feind jedoch zurückschlagen.

Es geht nicht ohne Klischees und Pathetik ab

Als neuer Befehlshaber der Flotte soll nun der Stabsoffizier Lord Marais dafür sorgen, daß der Feind ein für allemal besiegt wird. Aufmerksam wurde man auf Lord Marais durch ein von ihm verfasstes Buch, in dem beschrieben wird, auf welche Weise die Zor zu besiegen sind. Bis zur totalen Vernichtung des Gegners soll der Krieg geführt werden. So ganz ernst haben die verantwortlichen Politiker die theoretischen Betrachtungen von Lord Marais wohl nicht genommen. Als die Flotte sich nun über alle Regeln hinwegsetzt und zivile Einrichtungen des Feindes dem Erdboden gleichmacht, bekommt man Skrupel und versucht, den Befehlshaber zurückzurufen. Doch dieser beruft sich auf seinen Befehl, der ihn mit umfangreichen Befugnissen ausgestattet hat und ignoriert sämtliche von der Erde kommenden Weisungen. Nun will er den Krieg solange führen, bis der Feind ausgerottet ist.

Die Aussage ";Walter H. Hunt ist der legitime Nachfolger von John Ringo"; auf dem Rückseitentext ließ banale Military-SF erwarten. Zwar gehen auch Hunts Kämpfe nicht ganz ohne Klischees und Pathetik ab, doch bietet er in seinem Roman alles andere als stupide Action und betrachtet die kämpferischen Auseinandersetzungen sowohl aus Sicht der teilnehmenden Soldaten beider Seiten sowie Politikern als auch des Geheimdienstes. Dabei wird ersichtlich, daß alle beteiligten Parteien im Prinzip verschiedene Zielsetzungen verfolgen und das Erreichen dieser Ziele gar nicht mal klar definiert werden kann. Denn wie – außer durch die komplette Auslöschung des Gegners – lässt sich ein Krieg überhaupt gewinnen? Nur einzelne Schlachten oder partielle Erfolge lassen sich positiv verbuchen, ohne daß sich grundsätzlich an der Gesamtlage etwas ändert.

Hunt kann mit seinem Debüt einen Überraschungserfolg landen

Die bei Space Operas oft vernachlässigte Darstellung einzelner Charaktere lässt sich mit einem ";noch befriedigend"; beurteilen. Die Beschreibungen der treuen Gefolgsleute des Lord Marais, allen voran die des als Protagonist ausgebildeten Commodore Sergei Torrijos, dessen ihm zugedachte Rolle der Autor ihn jedoch nicht gerade überzeugend ausfüllen lässt, weisen teilweise mehr Tiefgang auf als Soldaten eines Romans im Allgemeinen zugedacht wird. Dagegen hinterlassen die politische Führungsfiguren beider Völker kaum einen bleibenden Eindruck.

Mit dem ersten Band seiner Dark Wing-Reihe kann der amerikansiche Autor durchaus einen Überraschungserfolg landen und das doch stark vernachlässigte Genre der intellektuellen Space Opera etwas beleben. Moralische Betrachtungsweisen des Krieges sowie die Einbeziehung religiöser Vorstellungen fremder Kulturen heben ";Die dunkle Schwinge"; aus dem breiten Mittelmaß der Military-SF heraus.

Die dunkle Schwinge

Walter H. Hunt, Heyne

Die dunkle Schwinge

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