Sanfte Finsternis

Sie war die körperlich stärkste Frau der Welt. Als Illa Gardella führte sie die Venatoren, die Vampirjäger an. Eine Frau, die über so viel Kraft und Schnelligkeit verfügte, dass sie alle Vampire, selbst Königin Lilith, der Dunklen, das Fürchten lehrte. Doch dann wird sie nicht nur in Liebesdingen vor eine schier unlösbare Probe gestellt, sondern muss auch miterleben, wie eine neue Gefahr ihr böses Haupt erhebt.

Mittlerweile ist sie es ja schon gewohnt, dass Max, ihr alter Lehrer und der Mann, mit dem sie glücklich werden könnte, sich ihr verschließt. Einmal haben sie das Bett miteinander geteilt, doch Max sieht sich selbst als nicht würdig an, an die Seite der verwitweten Lady Victoria zu treten. Statt dessen will er sie in die Arme des Venators Sebastian Vioget treiben, mit dem sie Nachkommen zeugen und so die Konstanz der Venatoren sichern soll.

Doch dann erheben die Dämonen, vor Urzeiten gefallene Engel, ihr dunkles Haupt. Während sich die ahnungslosen Menschen des ton (gehobene englische Gesellschaft im 19. Jh.) ihre Zeit noch mit Tanzkarten, Bällen und dem Auf und Ab des britischen Heiratsmarktes vertreiben, ist das Siegel eines der Tore zur Hölle gebrochen. Um dieses wieder zu schließen, bedarf es eines Kristalls, der sich in einem verzauberten Teich in Rumänien befindet. Und Hüterin des Teiches und damit auch unabdingbare Verbündete im Kampf gegen die gefallenen Engel ist ausgerechnet die Herrscherin der Nachkommen von Judas Iscariot - Lilith, die Dunkle. Wie immer hat ihre Hilfe ihren Preis - die Vampirfürstin will Max ...

Versiert dem eigenen Rezept gefolgt - fertig ist der Bestseller

Das Britische Reich des 19 Jahrhunderts ist eine beliebte Bühne bei Autoren aller Couleur. Lässt man einmal die ärmlichen Lebensumstände der einfachen Bevölkerung außen vor, bietet sich die Hautevolee als ideale Kulisse an, vor der man seine Handlung ablaufen lassen kann.

Colleen Gleason nutzt diese Bühne, um von einer ungewöhnlichen Heldin zu berichten. Eine junge Engländerin aus guter Familie, die ganz im Gegensatz zur üblichen Verhaltensweise nicht nur darauf aus ist, eine gute Partie zu machen und ihre Tanzkarte zu füllen, sondern die ihre Erfüllung in der Jagd und dem Pfählen von Vampiren findet. Äußerlichkeiten wie die damals übliche Kleidung und die Verhaltensweisen der Bohème mischen sich mit den Aufregungen der Abenteuer einer emanzipierten Heldin.

Daneben erweist sich unsere Erzählerin auch in anderer Hinsicht als untypisches Kind ihrer Zeit. Statt keusch und verschüchtert die Zuneigung ihres Ehemanns bei der Begattung über sich ergehen zu lassen, sucht sie aktiv ihre Lust zu befriedigen. Dass es sich bei ihren Galanen nicht nur um stand- und statthafte Herren handelt, sondern dass diese ihre Extravaganzen auch noch akzeptieren und honorieren, verblüfft hier.

Das Rezept der Colleen Gleason ist dabei denkbar einfach, aber auch erfolgreich - man mische eine actionbetonte Hatz der unterlegenen Vampirjäger mit jeder Menge Dramatik, streue ein gehöriges Maß Sex ein und opfere immer wieder einige Sympathieträger - fertig ist der Erfolg. Das funktioniert erstaunlich gut, wiederholt sich zwar in Grundzügen immer wieder, liest sich aber nett und flüssig auf einen Rutsch durch.

(Carsten Kuhr, November 2011)