Ring der Elemente
- Bastei-Lübbe
- Erschienen: Januar 2011
- 0
Klassisches Fantasythema unterhaltsam präsentiert
Wussten der Kapitän und der Gouverneur, was sie taten, als sie Cidos als Schiffsmagier auf das Patrouillenschiff "Meerwolfs Zorn" beorderten? Cidos soll ihnen auf der Jagd nach Schmugglern behilflich sein, gerät aber in einen moralischen Konflikt. Helger, sein einziger Freund aus den Kindertagen auf der Straße von Tarsus, ist einer von ihnen. Das der Jungmagier den Gouverneur allerdings gleich umbringt, schockiert ihn selbst am meisten. Was bleibt ihm übrig, als mit jenen Schmugglern zu fliehen? Einmal mehr überrascht Cidos, wer sich als Auftraggeber dieser Bande entpuppt; Theimenes, der geschasste Erzmagier der Stadt. Zusammen begeben sie sich auf eine gefährliche Jagd nach Artefakten, die zahlreiche Opfer fordern wird. Doch Theimenes folgt unbeirrt seinem Plan und sichert sich durch äußerst geschickte Manipulationen die Gefolgschaft seiner Mitstreiter. Doch aus seinem naiven und beeinflussbaren Schüler wird ein mächtiger Zauberer, dem sich nach und nach die wahren Hintergründe dieser Tour de Force offenbaren.
Trotz turbulenter Quest - eine feinsinnige Geschichte
Die bloße Beschreibung der Handlung offenbart recht wenig über die wahren Qualitäten dieses neuen Fantasyromans von Alexander Lohmann. Die suggeriert nämlich eine Handlung, wie man sie schon in x anderen Büchern des Genres vorgefunden hat, nämlich die mit Zauberern, die sich auf eine Quest begeben. Der eine, vermeintlich alt und weise, strebt nach der absoluten Macht, sein naiver Schüler erkennt, das die Welt im allgemeinen und die Absichten des Meisters im Speziellen nicht das sind, was er ursprünglich geglaubt hat. Der Autor hat in "Ring der Elemente" das Fantasygenre sicherlich nicht neu erfunden. Was macht dieses Buch nun trotzdem lesenswert?
Auch der Einstieg fällt ein wenig schwer. Denn die Hauptfigur, mit der sich viele der geneigten Leser identifizieren möchten, stellt sich erst einmal mit einem Mord vor, der unnötig brutal und willkürlich erscheint. Die Reue und Verzweiflung des Täters lässt immerhin hoffen, das Cidos nicht allein aus eigenem Antrieb getötet hat. Unmittelbar werden Leser und Protagonisten in die erste Etappe der Reise, die mit der Befreiung eines Dämons endet, hineingeworfen. Alexander Lohmann verzichtet darauf, Geografie und Kultur seiner Geschichte zu erläutern, sondern widmet sich dem Abenteuer und den Protagonisten. Die episodenhafte Erzählweise und der teilweise lakonische Stil des Autors wirkt in einer High-Fantasy-Story ungewohnt, entfaltet aber nach und nach seinen Charme. Lohmann kreiert auch mit wenigen Worten die passende Atmosphäre, mal düster, mal dramatisch oder voller Galgenhumor.
Die Handlung kommt aktionsgeladen daher und mit vielen, detailliert beschriebenen magischen Tricks, die das Zaubern einmal mehr zum Handwerk erklären. Es wirkt glaubwürdig, das hier die Magie nicht einfach nur eine Gabe ist, sondern von Cidos mühsam erlernt und ständig verfeinert werden muss. Jede Flucht, jeder Diebstahl, jedes Erreichen eines Etappenziels verlangt Cidos und den Schmugglern mehr ab, gerät gefährlicher, extravaganter und düsterer.
Etwas zu klischeehaft als klassisch zwielichtigen und größenwahnsinnigen "bad guy" hat der Autor den Führer der Gruppe Theimenes gezeichnet. Im Zeitalter des "wulffen" muss man allerdings manchmal schmunzeln, wenn dieser geniale Manipulator die Konsequenzen seines Tuns mit Halbwahrheiten rechtfertigt.
Eine vielschichtigere Entwicklung vollzieht der einfache Schmuggler Helger. Er entpuppt sich als listenreicher und kluger Freund, der einfach nicht das Glück hatte, als Junge von der Straße geholt und einem Magierorden anvertraut zu werden. Seine Rettungsaktionen geraten auch ohne Magie so spektakulär wie ideenreich und machen einfach Spaß.
Besonderes Feingefühl hat der Autor allerdings bei der Entwicklung seines Hauptakteurs Cidos bewiesen. Anfangs wirkt er getrieben, kommt arrogant daher und lässt sich im Rausch der erlernten Kräfte benutzen. Nach und nach durchschaut Cidos die Machenschaften und weiß diese Erkenntnis zu nutzen. Nicht unvorhersehbar, aber dennoch originell hat Lohmann das Finale gestaltet und noch einen schönen, wenn auch melancholischen Epilog drangehängt. Hier bleibt keine Frage offen und der Leser kann genüsslich das Erlebte Revue passieren lassen. "Ring der Elemente" ist ein Fantasyroman, der zwar wenig Neues bringt, aber ein spannungsreiches Abenteuer voller Gefahren über die Macht der Freundschaft in einer Magierwelt erzählt.
(Eva Bergschneider, März 2012)
Alexander Lohmann, Bastei-Lübbe
Deine Meinung zu »Ring der Elemente«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!