Der Novize des Assassinen

Taro lebt an der Küste Japans und träumt davon, eines Tages einer der bewunderten und allseits geachteten Samurai zu werden. Tagträume eines Jungen, dessen Schicksal als Sohn eines Fischers und einer Taucherin vorgezeichnet scheint. Da kann er mit dem Bogen auch noch so gut umgehen, als Kind aus einfachen Verhältnissen kann er allenfalls darauf hoffen, als Kanonenfutter in einer der Armeen der Adeligen verheizt zu werden.

Doch dann ändern die Ereignisse einer Nacht alles. Im Japan des sechzehnten Jahrhunderts sind die Ninja eine Kaste von hervorragend ausgebildeten Attentätern, die im Auftrag der vielen Adeligen, die um die Vorherrschaft Nippons streiten, ihre Dienste teuer anbieten.

Warum aber sollten solch teure und versierte Assassinen ausgerechnet Tanos Dorf angreifen, warum seinen bettlägrigen Vater köpfen und ihn selbst nach dem Leben trachten? Als Taro ein Schwert in die Eingeweide fährt, scheinen diese Fragen an Bedeutung zu verlieren, doch dann bietet ihm einer der Ninja an, ihn zu retten - auch wenn der Taro dafür zum Vampir wandeln muss.

Zusammen mit seinem besten Freund Hiro folgt der Junge seinem Retter, um zum Ninja ausgebildet zu werden. Nur mit den besonderen Fähigkeiten der tödlichen Kinder nach Nacht kann er Rache für den Tod seines Vaters üben. Schon auf der Reise zur Feste der Ninjas wird ihm von der Äbtissin, einer weisen Frau geweissagt, eines Tages als Shogun über Nippon zu herrschen und die seit Generationen verlorene Buddha-Kugel wiederzufinden.

Auch der machtgierige Daimyo Oda, der für den Überfall auf Taro verantwortlich ist, hat ein Auge auf die verschollene Kugel geworfen. Um sein Ziel, die Shogunwürde zu erobern, scheut er sich nicht davor zurück, alles aufzugeben, was ihm lieb und teuer ist - auch seine bezaubernde Tochter soll seinen Herrschaftsplänen geopfert werden ...

Vampirkiller im Land der aufgehenden Sonne

Nick Lakes Auftaktband einer etwas anderen Vampir-Trilogie bietet dem Leser ein ungewöhnliches Panorama an. Das Land der aufgehenden Sonne dient als faszinierendes Setting für eine Handlung, die man vergleichbar so noch nicht gelesen hat. Natürlich kommt einem Lian Hearns Otori Saga in den Kopf, doch Lake gewichtet zum einen ganz anders, zum anderen verbindet er zwei Themen miteinander, aus denen er viel Spannung und Faszination zieht.

Die nächtlichen Attentäter als Vampire zu beschreiben, ist auf den ersten Blick eine solch logische und in sich überzeugende Option, dass man sich wundern muss, dass bislang kein anderer Autor auf die Idee kam. Erstaunlich dann aber, dass die Tatsache, dass es sich bei den Assassinen um Vampire handelt, über weite Strecken des Bandes kaum eine Rolle spielt.

Statt dessen beschreibt uns der Autor überzeugend und versiert die fernöstliche Welt des 16. Jahrhunderts mit seinen intriganten Adeligen, ihren oftmals grausamen Kriegen, ihrem Herrschaftsdenken und der mythologischen Welt Nippons. Dabei taucht er tief in die Geschichte des Landes und ihrer Überlieferungen ein, behält die japanischen Ausdrücke bei, die dann in einem an den Text angehängten Glossar näher erläutert werden. Auf diese Weise bietet er seinen Lesern viel Lokalkolorit, beschreibt in sich überzeugend die etwas andere Denk- und Verhaltensweisen der Untertanen des Shoguns und verzaubert zum einen durch märchenhafte Einschübe, die sich mit packenden Kampfszenen abwechseln. Das hat den Reiz des Neuen, bietet ungewöhnliche Ein- und Ansichten und weckt das Interesse an den Fortsetzungen.