Midwinter

  • Bastei-Lübbe
  • Erschienen: Januar 2011
  • 1
Midwinter
Midwinter
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Carsten Kuhr
70°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMär 2011

Noch ein Elfenroman - oder doch vielleicht mehr?

Willkommen im Land der Elfen. Hier, fernab der Metropole Smaragdstadt in einem kalten, unwirtlichen Gebiet entsorgt die Herrscherin alle jene unliebsamen Untertanen, für die der Strick oder das Beil ein zu hartes Strafmaß wären. In einer ehemalig prinzlichen Burg, die zu einem Gefängnis umgestaltet wurde, vegetieren die Sträflingen vor sich hin, eine Flucht ist in den Jahrhunderten, die das Gefängnislager schon besteht, nie gelungen.

Eines Tages kommt ein Bote aus der fernen Hauptstadt. Der designierte Hauptmann der Garde der Seelie überbringt im Auftrag von Titiana ein Schreiben, das denjenigen, die die Chance ergreifen, Freiheit und Rehabilitierung verspricht. Der Pferdefuß - und einen solchen muss es natürlich geben - ist, dass der Auftrag ein Himmelfahrtskommando in die Umfochtenen Lande beinhaltet. Dennoch, die Verlockung ist zu groß, als dass sich nicht Freiwillige finden würden, die die Chance am Schopf ergreifen.

Lernen wir unsere Abenteurer, Helden vermag ich sie nicht zu nennen, kennen. Anführer der Schar ist Mauritane, der frühere Hauptmann der Garde, der zu Unrecht aufgrund gefälschter Beweise als Verräter verurteilt wurde. Ihm zur Seite stellt das Schicksal und der Autor mit der aus Avalon stammenden Raieve eine Clanskämpferin, mit Lord Silverdun einen zaubermächtigen Elfen und mit dem Menschen Brian Satterly einen Mann, der auf der Suche nach seiner entführten Nichte nach Faerie kam und fälschlicherweise als Kinderhändler gefangen gesetzt wurde.

Während sie sich auf den Weg machen, rüsten ihre Gegner zum Schlag. Die Unsselie Königin Mab bereitet sich auf eine Invasion vor, Purane-Es, ein alter Feind Mauritanes, plant derweil diesem das einzige zu rauben, was ihm noch wichtig ist - seine Ehefrau aus noblem elfigen Geschlecht. Es sieht wahrlich nicht gut aus für unsere Schar - doch noch lassen sie sich nicht unterkriegen ...

Ein Debutwerk mit einigen wenigen Schwächen, aber vielen starken Seiten

Es gibt Bücher, die im monatlich wechselnden Allerlei der Verlage untergehen. Die meisten dieser Titel haben es verdient, vorliegender Roman aber hat gerade für ein Debutwerk mehr Aufmerksamkeit verdient. Nicht etwa, dass die Geschichte neu wäre. Doch die Art und Weise, in der Sturges, der zwischenzeitlich insbesondere auf dem Gebiet der Comics auf sich aufmerksam machen konnte, uns seine Handlung präsentiert, erweist sich als überraschend frisch und unverbraucht.

Zunächst sind es die Figuren, die den Leser für sich einnehmen. Alle, die sich der Queste anschließen, werden im Verlauf der ersten Kapitel beleuchtet, sie und ihre Hintergründe vorgestellt. Dabei sind es insbesondere die auf diplomatischer Mission befindliche Kämpferin aus Avalon, aber auch der adelige Elf, von denen zunächst die größte Faszination ausgehen. Der Mensch ist eher beobachtendes Beiwerk, erst im letzten Teil des Romans übernimmt er auch eine bedeutsamere Rolle. Dominiert wird die Gruppe unserer Abenteurer ganz eindeutig von dem geschassten Hauptmann, ein Elf voller Ehrgefühl, der geborene Anführer, der über die gesamte Dauer des Romans seine Versuchung in Form der Avalonischen Streiterin bekämpft. Schließlich ist er verheiratet, auch wenn er von seiner Angetrauten seit Monaten nichts mehr gehört hat. Dramen, Abgründe tun sich in diesen Seiten auf, Schicksale, die den Leser anrühren und die Handlungsweise des jeweiligen verständlich machen.

Dazu gesellt sich eine Welt, die uns nur bruchstückhaft vorgestellt wird, hier aber zu faszinieren weiß. Insbesondere die Umfochtenen Lande mit den Überbleibseln verlorener Magie aus längst vergessenen Kriegen bieten eine wunderbar unverbrauchte Bühne für die Handlung.

Dass der Text zwischen typisch elfischen Szenen, zynischem Humor und packenden Kämpfen hin und her springt, sei erwähnt, stört den Fluss der Lektüre aber nicht wirklich. Natürlich ahnen wir, wie die Handlung ausgehen wird, dennoch ist für genügend Überraschung auf dem Weg gesorgt. Insofern wird der Text seine Leser in seinen Bann ziehen, wird man gut und spannend, abseits der ausgetreten weichgespülten Elfenpfade unterhalten.

Midwinter

Matthew Sturges, Bastei-Lübbe

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