Die Mauern des Universums

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2010
  • 0
Die Mauern des Universums
Die Mauern des Universums
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Verena Wolf
87°1001

Phantastik-Couch Rezension vonFeb 2011

Ein Science-Fiction Abenteuer, das man nicht mehr aus der Hand legt

Science Fiction lebt ja zurzeit ein wenig im Schatten der übermächtigen Schwester Fantasy. Heyne bleibt dem Zukunftsroman aber doch noch unerschrocken treu und legt mit "Die Mauern des Universums" ein Werk ganz ohne Vampire und Werwölfe vor. Danke! Der amerikanische Autor Paul Melko ist deutschen Lesern noch nicht sehr bekannt. Es gibt von ihm bisher vor allem Kurzgeschichten, für die er aber zuhause in den Staaten schon einige renommierte Preise wie den Hugo Award einheimsen konnte und sich dort so schnell einen Namen machte. Auch "The Walls of the Üniverse" so der Originaltitel, begann als Kurzgeschichte, aus der Melko später diesen Roman strickte. Lohnt es sich, den Namen Paul Melko zu merken?

Parallelwelten und Nostalgie perfekt angemischt

In "Die Mauern des Universums" geht es um Parallelwelten und das mit einem sehr coolen Ansatz. John 1 aus einer Alternativwelt schneit bei John 2 rein und macht ihm das Angebot, "nur mal so für einen Tag" mit seinem handlichen umgeschnallten Maschinchen in eine Parallelwelt zu reisen, so wie er es auch schon x-mal getan hat. Das reizt natürlich. Allerdings verschweigt John 1 hinterlistig, dass der Reiseapparat defekt ist und man mit ihm nur in "höhere" Universen reisen kann, die Reise damit eine klassische Einbahnstraße ohne U-turn Richtung Heimathafen ist. Der Gauner, der selbst so sein zu Hause verloren hat, will es sich nämlich in dem netten Universum von John 2 gemütlich machen und darum muss John 1 weg! Der Plan geht voll auf. John 1 reist gutgläubig los und kann nicht mehr zurück. Na Dankeschön! John 2 übernimmt in aller Ruhe das Leben von John 1, inklusive Freundin, Eltern und heimatlicher Provinz. John 2 verschlägt es schließlich in eine Welt, die unserer recht ähnlich ist - mit deutlichen Anklängen an die Fünfziger Jahre allerdings. Er will nicht ruhen, bis er den Apparat repariert hat und zurück kann, um sich John 1, den Lebendieb vorzuknöpfen. Aber in der Zwischenzeit findet er Freunde an der Uni, "erfindet" einen Flipperautomat, macht damit das große Geld und leider auch die falschen Leute auf sich aufmerksam. Denn er ist nicht der einzige Universenreisende....

Sehr schön ist die Ausgestaltung der verschiedenen Welten, die einen bei der atemlosen Reise von John 2 in ihrer Ähnlichkeit an russische Babuschka-Püppchen erinnern, alle verwandt und doch auf erstaunliche Art verschieden. Bei der Reise kommt ein gewisses "Murmeltiertag"-Gefühl auf. Melkos Science Fiction kommt keinesfalls kalt technikverliebt daher oder ergeht sich in physikalischen Raffinessen oder Raumschiffantriebdetails. Vielmehr ist es ein echtes Abenteuer, das von den verschiedenen Charakteren und den Situationen, in die sie hineinrutschen, lebt. Geschmückt wird das mit Retro-Schick und Zurück-in-die-Zukunft-Nostalgie, gerade als sich John 2 in dem neuen etwas altmodischen Universum einrichtet. Das ist gewitzt, neu und unterhaltsam.

Schlaue Story, schneller Stil

Melko kann wirklich schreiben. Mit Bravour schafft er es, zwischen den Leben und Erlebnissen der beiden Johns zu wechseln, die zwar Doppelgänger sind, aber doch auf ganz eigene Art ihr Leben im jeweiligen Universum meistern. Diese zwei Handlungsstränge geben der Geschichte Fahrt. Und genug Einfälle und Liebe zum Detail hat Melko auf jeden Fall. Vor allem bleibt der Roman stets spannend. Auf Seite eins wird der Leser mitten ins Geschehen hinein geworfen und ab da will man die "Mauern des Universums" nicht mehr aus der Hand legen. Es entwickelt einen sehr starken Sog. Keine Längen, keine doofen Zwischengeschichtchen, die keinen interessieren, keine Rückblicke, die zwar atmosphärisch dicht sind, aber langweilig. Dass dieses Buch einmal als Kurzgeschichte anfing, merkt man Null. Hey, das Buch fliegt nur so dahin. Der Stil ist geradeaus, präzise und doch humorvoll:

"Scheiß drauf", flüsterte er und kippte das Bier in einem Zug hinunter.

Bücher, die mit so einem Satz enden (keine Angst, das ist kein Spoiler) muss man doch einfach mögen! Also, wer wirklich mal wieder einen guten Science-Fiction-Schmöker lesen und mit Melko vielleicht sogar einen aufgehenden Stern kennenlernen will, der dem ganzen Genre Aufwind auf unkonventionelle Art gibt: zugreifen.

Die Mauern des Universums

Paul Melko, Heyne

Die Mauern des Universums

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