Die Hexe, der Dämon und der Elf - eine explosive Urban-Fantasy-Mischung
Rachel Morgan, Dämonenjägerin und Hexe hat ein Problem - letzteres groß geschrieben! Statt sich zusammen mit ihren Freunden und Partnern ihrer etwas anderen Hexen-Agentur zu widmen, muss sie, seitdem der Hexenzirkel sie gebannt hat, schauen, dass sie überlebt. Killerkommandos des Hexenzirkels haben sich auf ihre Fersen geheftet, Dämonen versuchten sie in ihren Bann zu ziehen, Fairies habe ihre Kirche - ja sie lebt in einem früheren Gotteshaus - angegriffen, und das alles nur, weil sie schwarze Magie benutzt hat, um sich und ihre Liebsten zu retten. Dass sie selbst, was niemand ahnt, ein im Sonnenlicht wandelnder Dämon ist, macht ihr Leben nur noch interessanter, sprich gefährlicher.
Der Hexenzirkel hat ihr versprochen, die Bannung bei der jährlichen Sitzung in San Francisco aufzuheben, doch dazu muss sie, natürlich begleitet von der Vampirin Ivy, dem Pixie Jenks und dem gestaltgewordenen Geist Pierce erst einmal lebendig dort ankommen. Dass sie dabei auch noch versprochen hat, ihren alten Intimfeind, den Elf Trent sicher nach Seattle, zu seiner Elfenqueste zu bringen, trägt auch nicht dazu bei, die Fahrt über die verlassenen Highways gen Westen beschaulicher zu gestalten.
Verfolgt von elfischen Killerkommandos und Hexenassassinen versucht sie verzweifelt am Leben zu bleiben. Als Trent dann aber einen seit 2000 Jahren unter dem Arc von Seattle gebannten, tageslichtresitenten Dämon befreit, scheint der Weltuntergang nicht mehr aufzuhalten, zumal der Hexenzirkel gar nicht daran denkt, sein Versprechen einzuhalten ...
Eine überzeugende Zäsur, die den Weg zu neuen Ufern freimacht
Neun Romane um die Hexe Rachel Morgan liegen zwischenzeitlich vor, die der Leser allerdings goutiert haben sollte, sonst wird er der Handlung in vorliegendem Band kaum folgen können. In den voluminösen Bänden hat uns die Autorin zunächst ihre Handlungsträger, dann ihre Welt und schließlich die Nebenfiguren näher gebracht.
Dabei haben nicht nur die Charakterzüge unserer Hauptperson deutlich an Kontur gewonnen, sondern auch ihre Freunde und Feinde sind uns ausführlich vorgestellt worden. Angefangen von dem in diesem Roman eine ganz neue Rolle einnehmenden Dämon Al über Trent, den Freund aus Jugendtagen, der ihr mittlerweile als Politiker und Herrscher eines Verbrechersyndikats das Leben schwer macht, die Avancen von Ivy und die Melancholie, die Jenks nach dem Tod seiner Frau befallen hat, alles wird in diesem Werk aufgearbeitet und zu einer meist überraschenden, gleichzeitig in sich stimmigen Lösung geführt.
Natürlich nimmt Rachel wieder die zentrale Rolle ein. Einmal mehr spielt ihr das Schicksal in Form der Autorin übel mit. Als aufopfernde Heldin, die bereit ist, für ihre Freunde buchstäblich durch die Hölle zu gehen, werden all ihre Versuche, Gutes zu bewirken, verdreht, wird sie als böse gebrandmarkt bis sie selbst kurz davor ist, diese Behauptung zu akzeptieren.
Wie gewohnt geht es im Roman viel darum sich selbst zu erkennen und anzunehmen, um Vertrauen und nicht zuletzt um Gefühle. Mit einem unnachahmlichen Gespür sucht sich Rachel die falschen Partner aus, wird ein ums andere Mal verletzt und enttäuscht. Nun wird der kundige Rachel-Leser zurecht sagen, dass er respektive sie dies bereits aus den vorhergehenden Bänden kennt. Was vorliegenden Roman von den Vorbänden unterscheidet ist, dass wirklich Neues auf den Leser wartet, dass Entwicklungen zum Abschluss gebracht werden, eine Zäsur erfolgt. Dabei sind die emotionalen Wallungen in die packend beschriebenen Kämpfe eingebettet, und liest sich die Handlung, nach einem etwas geruhsamen Start ab dem zweiten Viertel des Romans flüssig und spannend auf einen Rutsch durch.
Mit Rachels erneutem Ausflug ins Reich der Dämonen hat Harrison dabei den Boden für die Fortsetzung der Reihe bereitet. Hier, abseits der mittlerweile ausgetretenen Pfade kann sie zukünftig Neuland betreten, finden sich erfrischend andere Gegner und Partner unserer Heldin und bietet sich eine interessante Kulisse, vor der Rachel zu Höchstform auflaufen kann. Hoffen wir, dass die Autorin das Potential nutzt.
Kim Harrison, Heyne
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