Zwielicht II
- Eloy Edictions
- Erschienen: Januar 2010
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Das Horror Magazin - nicht nur für blutrünstige Vampire geeignet
In Zeiten, da sich alle großen Verlage aus dem Markt für phantastische Anthologien und Magazine verabschiedet haben, ist es um so wichtiger, dass die so genannten Kleinverlage Leser wie Autoren und Illustratoren die Möglichkeit geben, entsprechende Werke zu goutieren. So kann es dem Verlag Eloy Editions nicht hoch genug angerechnet werden, nicht nur immer wieder entsprechende Werke aufzulegen, sondern sogar das verlegerische Wagnis einzugehen, ein regelmäßiges Horror-Magazin zu publizieren. Nachdem die nächste Ausgabe des Festa´schen Omen bereits seit Jahren auf sich warten lässt, ist man hier im Printbereich auch allein auf weiter Flur.
Michael Schmidt als versierter Kenner der Szene hat sich erneut und - um dies vorweg zu nehmen - erfolgreich bemüht, dem Leser ein nicht nur schmuckes Werk an die Hand zu geben, sondern auch für jeden Geschmack etwas in petto zu halten. Der Strauß, den er kredenzt, ist so bunt und abwechslungsreich wie das Genre. Er reicht von gefühlvollen, fast sanft anmutenden Visionen des Absonderlichen hin bis zu plakativem Horror, dabei aber immer sprachlich erstaunlich versiert und inhaltlich abwechslungsreich. Beigefügt hat er jeder Geschichte eine passende Illustration, die den Inhalt kongenial umsetzt. Nicht zu vergessen drei Artikel zu Twilight Zone, House of Leaves und Repairman Jack, die dem Interessierten das jeweilige Topic näher bringen.
Um was es in den Geschichten geht, möchten Sie auch noch wissen - bitte schön:
Christian Weis stellt uns in "Mia" eine junge, erfolgreiche Familie vor. Während Mark als angehender Stararchitekt in der Stadt zu Reichtum und Macht gelangt, versucht seine psychisch etwas angeschlagene Frau in ihrem neuen Heim, einem restaurierten, abgelegenen Bauernhaus, heimisch zu werden. Doch dann entdeckt sie im Keller den wahren Grund, warum ihr Mann so schnell Karriere machte - ein dunkler Pakt fordert seine Erfüllung - und ihr Leben ist in Gefahr. Gut, dass sie sich in ihren Glauben flüchten kann...
Sabine Ludwigs' "Kaltblütig" berichtet vom Anschlag der Schneekönigin auf zwei Brüder. Dass der eine der beiden Zeit seines Lebens geistig behindert ist, sich mit Schutzmächten unterhält und Stöckchen mit seltsamen Runen beschriftet, erweist sich als wahrer Segen für die beiden...
Peter Nathschläger erzählt uns in "Exit Criteria" von einer Rache. Jugendliche können so verletzend sein. Da offenbart sich ein nicht wirklich hübsches Mädchen einem sechzehnjährigen Jungen, und der weiß nichts anders, als zusammen mit seinen Freunden auf den Liebesbrief zu urinieren. Als er kurz darauf bei einem Motorradunfall stirbt, stibitzt das Mädchen einige Proben seiner Haut, Haare und seines Blutes. Jahrzehnte später schreitet die Gedemütigte zur Rache...
In Martin Clauß´ "Das Idyll" trifft ein Vater nach Jahren seine Tochter wieder. Während sie gemeinsam das Feld bestellen und sich glücklich und zufrieden von ihrer Hände Arbeit ernähren, offenbart seine Tochter ihm, dass sie von ihrem Stiefvater missbraucht wurde - doch dies ist noch lange nicht die schlimmste Wahrheit, die auf den geschockten Vater wartet...
Antje Ippensens "Eisig" erzählt uns die Geschichten zweier russischer Prostituierter. Während die Vierzehnjährige sich im Winter die Beine abfriert, besorgt ihr Freund, der Stricher ihr einen mächtigen Zauber. Wenn sie nur genügend Glauben aufbringen kann, wird sie Rache an allen nehmen können, die ihr weh getan haben - und das sind viele...
In Jakob Schmidts "Im Himmel" stellt dieser uns einen Kammerjäger vor, der, nachdem seine Frau gestorben ist, mit seiner Tochter an einem See unweit von Berlin lebt. Ist er verrückt, weil er annimmt, dass die Insekten ihm eines Tages alles nehmen werden, was ihm teuer ist?
N. T. Neumanns "Die Nacht des Kranichs" berichtet davon, dass eine junge Frau mitten in der Nacht auf der Heimfahrt mit ihrem Autor einen Kranich überfährt. Als sie gefühllos dem dahinsiechenden Tier bei seinem Sterben zusieht, ahnt sie noch nicht, dass die Rache der Vögel sie bald einholen wird...
Walter Diociaiuti beweist in "Magic Potion" einmal mehr, dass auch erfolgreiche Künstler für ihre Rache bereit sind, ihr Seelenheil aufs Spiel zu setzen.
Markus Niebios erzählt uns in "Pechmarie" von einer Nonne, die ihren Peiniger aus Kindheitstagen wiedertrifft. Doch irgendetwas scheint bei ihren perfiden Plänen nicht geklappt zu haben...
Michael Schmidt entführt den Leser in "Der Tod ist dir sicher" nach Tanger. Ein Abenteurer findet sich in der Endlosschleife des Grauens wieder - bis er vielleicht doch einen Ausweg findet...
Torsten Scheibs "Motten" zeigt uns ein heruntergekommenes Haus, dessen finstere Ausstrahlung auf seine Bewohner Einfluss nimmt - bis aus dem hässlichen Kokon vielleicht eines Tages ein strahlender Schmetterling schlüpft...
Lothar Nietsch nimmt sich in "Unsterblich" der Suche nach einer Medizin gegen das Altern an. Und wirklich scheint dem Wissenschaftler der Durchbruch gelungen zu sein - doch muss er nun von der Lebenskraft anderer zehren...
Marcus Richter "Feuerhaut" erzählt von einer gepeinigten Seele, die bereits im Kindbett vom Feuer versengt in der unansehnlichen, halb zerschmolzenen menschlichen Hülle zurückblieb und nun nach dem Sinn seiner Existenz sucht ...
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