Vampire lieben länger

Kismet Knight hat alles erreicht, was sie sich vom Leben erträumt hat - und mehr. Nicht nur, dass sie als Psychologin weit über die Grenzen ihrer Heimatstadt Denver hinaus bekannt ist, dass ihre Praxis mehr als gut läuft, auch ihren Mr. Right hat sie gefunden. Deveraux, der Mann ohne Nachname, ein Multimillionär mit Waschbrettbauch und erotischer Ausstrahlung - Herz, was willst Du mehr?

Das Mehr besteht darin, dass die meisten ihrer begüterten Patienten Vampire sind, Deveraux der Anführer eines Vampirzirkels und sie sich jetzt auch noch mit einem schmierigen Rundfunkmoderator herumschlagen muss.

Überraschung, als mitten am Tag - man stelle sich das vor, bei hellem Sonnenschein - in der Sendung ein Nosferatu anruft und Kismet über die Telefonleitung mit besonderen Gaben ausstattet. Lyren Hallow heißt der uralte Vampir, und nun raten sie einmal, was der von Beruf ist? Da kommen sie nie drauf, der Uralte versüßt sein untotes Dasein damit, seine Artgenossen zu jagen. Doch jetzt hat er ein neues Spielzeug entdeckt - aber so einfach lässt sich Kismet nicht als willenloses Sexobjekt missbrauchen, zumal auch Deveraux ein Wörtchen mitzureden hat ...

Urban Fantasy - dieses Mal mehr Tempo und weniger Romantik

Romance-Urban-Fantasy, so nennt man, inhaltlich durchaus zutreffend, die Abart der phantastischen Literatur, die seit einigen Jahren zu immer neuen Höhenflügen ansetzt. Schaut man sich die Programme der namenhaften Verlagshäuser an, untersucht man, was in den Buchhandlungen über den Ladentisch geht, so darf man konstatieren, dass die erotischen Vampirromane und ihre Ableger mit gefallenen Engeln, mächtigen Werwesen und gewieften Hexen längst den klassischen Frauenroman abgelöst haben. Geboten wird das, was die Leserin erwartet - und das sind einfühlsame Beschreibungen von großen Gefühlen, schöne, gestählte Männerkörper, ungezügelter Sex verbunden mit einer spannenden Rahmenhandlung um zumeist zwei Alpha-Wesen, die sich um die Zuneigung der Protagonistin streiten.

Vorliegend geht die Autorin mit ihrer Ich-Erzählerin genau diesen Weg. Natürlich ist einer der beiden charismatischen, orgasmenauslösenden Männer ein wirklich böser Bube, der andere dagegen zwar in seinen Ansichten ein wenig altmodisch, doch mit dem nicht mehr schlagenden Herz auf dem rechten Fleck ausgestattet.

Im ersten Band wurde uns die Protagonistin, ihr Umfeld mitsamt ihrer Freunde und ihr Mr. Right vorgestellt. Dieses Mal kann die Autorin darauf aufbauen und sich mehr und intensiver mit ihren Personen auseinandersetzen - zumindest nahm ich dies vor der Lektüre an.

Doch dann überraschte mich Lynda Hilburn. Statt sich Zeit zu nehmen und uns insbesondere den noch nicht gänzlich in der modernen Neuzeit angekommenen Deveraux näher vorzustellen, sein Gefühl der Haltlosigkeit, seine Zuneigung zur Vergangenheit näher zu beleuchten, präsentiert die Autorin uns die Geschichten eines packend und rasant aufgezogenen Kampfes. Es wird viel intrigiert, gefightet und geliebt, es fließen die nicht nur roten Körpersäfte, für Dramatik ist gesorgt. Das liest sich durchaus spannend und kurzweilig, setzt jedoch die Kenntnis des ersten Teiles voraus.

Insgesamt gesehen eine Reihe, die sich gut in das Sub-Genre einpasst, die weder sonderlich herausragt noch enttäuscht, solide zu unterhalten weiß und dem Leser genau das offeriert, was er sucht.