Farlander. Der Pfad des Kriegers

Willkommen in der Fantasy-Welt des Col Buchanan. Eine Welt, die sich kurz vor der industriellen Revolution mit einem gigantischen Krieg beschäftigt. Die siegreichen Heere der religiös entsandten Aggressoren haben bereits die halbe Welt eingenommen, und ihrem Glauben unterworfen. Nur wenige Stadtstaaten und Inseln entziehen sich noch dem Einfluss der skrupellosen Priester und deren Soldaten. Musketen und Vorderladerdonner beherrscht das Schlachtfeld, Luftschiffe durchkreuzen den Himmel.

In einem bezwingenden Prolog lernen wir einen der Protagonisten kennen. Ash, ein alter, todkranker Attentäter reist in den eisigen Norden um dort seine Vendetta zu vollenden. Sein Orden der Rōshun verkauft die ultimative Lebensversicherung. Wer auch immer einen ihrer Schützlinge meuchelt, der wird von den Attentätern des Ordens zur finalen Verantwortung gezogen.

Danach begegnen wir Ash in einer belagerten Stadt. Einmal mehr hat ihn sein Kopfweh, an dem bereits sein Vater und Großvater elend zugrunde gingen, aufs Bett geworfen. Ein junger Gelegenheitsdieb, der kurz vor dem Verhungern steht, steigt bei ihm ein, um seine Börse zu entwenden. Gefasst und verurteilt bietet Ash dem Jungen Nico an, ihn nicht nur vor der Strafe zu schützen, sondern ihn auch in seinem Orden auszubilden.

Während Nico in der abgelegenen Ordensburg seine Ausbildung zum Assassinen aufnimmt und Nicos Onkel in der belagerten Stadt in den Stollen unter den Festungsmauern gegen die Angreifer kämpft, macht sich die Oberpriesterin auf, ihren Sohn zu initiieren. Dass dieser sich ungezügelt und skrupellos an einer von den Rōshun geschützten jungen Frau vergreift und diese ermordet, bringt alle Beteiligten in große Bedrängnis. Soll es der Orden, auf die Gefahr hin, dass er ausgelöscht wird, wirklich mit der allmächtigen Priesterschaft aufnehmen? Sind die Attentäter von den Tempelgarden zu stoppen? Ist gar der Krieg selbst in Gefahr? Fragen, die sich auch Ash und Nico, die zusammen mit zwei weiteren Rōshun ausgesandt werden, den feigen Mörder zu meucheln, stellen ...

Der Reiz der Mörder

In den letzten Jahren sind phantastische Romane mit und um Attentäter en vogue gekommen. Seien es die Trilogien um Scott Lynchs Locke Lamora (dt. Heyne Verlag) oder Paul Hoffmans Linke Hand Gottes (dt. Goldmann Verlag), Joshua Palmatiers Assassinen-Trilogie (dt. Bastei-Lübbe) oder Brent Weeks Schatten-Trilogie (dt. Blanvalet Verlag), die Bücher boten und bieten spannende Unterhaltung aus einer anderen, ungewöhnlichen und damit faszinierenden Sichtweise.

Col Buchanans Debut, einmal mehr der Auftakt einer projektierten Trilogie, fügt sich zwar in diese Reihe ein, besitzt auch Gemeinsamkeiten mit den Vorgenannten, enttäuscht aber doch inhaltlich ein wenig.

Man muss dem Autor zugute halten, dass er weiß, wie man erzählt. Sowohl seine Ortsbeschreibungen als auch die Charakterisierung der Gestalten ist gelungen, mit dem leidenden Ash und dem unwilligen, moralisierenden Nico hat er geschickt ein ungleiches Paar ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit gestellt. Die weltpolitische Situation kann man als gegeben akzeptieren, einzig das fehlende Tempo macht die Lektüre, insbesondere im Mittelteil des Buches, zu langatmig.

Umständlich werden letztlich unmaßgebliche Geschehnisse geschildert, kommt, ich muss es so krass sagen, Langeweile auf. Nimmt man rein den Prolog und das letzte Viertel des Buches, so zeigen diese, dass der Autor sehr wohl faszinierend und temporeich zu unterhalten weiß. Doch bis dahin vergehen zu viele Seiten, als dass der Roman seine Leser wirklich zu packen vermöchte.