Die Prophezeiung
- Heyne
- Erschienen: Januar 2010
- 1
Phantastisches Ganovenstück
Ein hässlicher, aber mächtiger 13-jähriger präsentiert sich den Baronen des Grünen Hofs. Er ist der seit 8000 Jahren prophezeite Bote, der die Weltherrschaft erlangen soll - für eines der drei Herrscherhäuser der verborgenen Stadt, die sich unerkannt in das moderne Moskau einfügt. Jahre später: Der Dunkle Hof warnt den Orden, das dritte Herrscherhaus, vor einer Bedrohung und bietet ihm Unterstützung an. Der lehnt ab und die Rothauben - Rockerzwerge - überfallen ihn im Auftrag des Boten mit schwerster Militärtechnik und klauen das Kathargische Amulett, aus dem der Orden seine Macht bezieht. Das ruft die Spezialeinheit der Moskauer Polizei unter dem erfolgreichen Kommissar Kornilow auf den Plan, der ja eigentlich den Vivisektor fangen will, den Serienmörder, der schöne Mädchen vom Lande lebendig seziert. Artjom, ein langweiliger Bürohengst, hat urplötzlich einen verletzten Fahrgast in seinem Auto und wird unwissentlich zum Hüter des Karthagischen Amuletts. Eine wilde Hetzjagd beginnt durch das offensichtliche und das versteckte Moskau.
Panov ist auf jeden Fall eins: oberwitzig! Er verzichtet auf großartige detaillierte Beschreibungen und lässt dieses Buch durch knappe, aber ausgefeilte Dialoge zum Lesevergnügen werden. Diese Rothauben sind einfach nur zum Schießen komisch. Ob sie nun in der Nase bohren, nur nachdenken können mit der entsprechenden Dosis Whisky oder mit Dolchen in ihren schlechten Zähnen stochern. Auf plumpe Art intrigieren die drei Clans um Pulle, Säbel und Desastro gegeneinander, um sich beim Boten anzubiedern. Jeder will ihm das Amulett bringen. Doch Meister der Intrigen und komplizierter Pläne, um das Amulett wieder zu bekommen und den Boten zu erwischen, sind auch alle anderen mächtigen Vertreter der Herrscherhäuser und die angeheuerten Humos, menschliche Söldner. Das macht Spaß und gipfelt bei einigen Kämpfen in Dick-und Doof-Schlachten. Auf jeder Buchseite kann der Leser schmunzeln und an manchen Stellen schallend lachen. Jedem Charakter haucht Panov eine gewisse Tragikomik ein mit kleinen liebenswerten Marotten. Der Originaltitel "Wars are started by Losers" trifft den Roman besser als unsere Übersetzung, die ansonsten sehr gut gelungen ist.
Ein schöner Klamauk
Die Story um den Vivisektor ist das einzige brutal eklige im Roman, der Rest unterhält uns kurzweilig. Action und Abenteuer garantiert. Tiefgehende philosophische Ergüsse oder Tiefgang sucht der Leser vergeblich. Das ist wohl auch nicht das Anliegen des russischen Autors, der mittlerweile im russischsprachigen Raum Kultstatus erlangt hat. Einige Kritiker vergleichen ihn mit Lukianenko. Doch gehört Panov in eine ganz andere Schublade. Er ist vorrangig ein Komiker unter den Fantasyautoren. Wenn er verglichen werden soll, dann eher mit dem Briten Millar, der seinen Figuren jedoch mehr Seele und Intensität gibt.
Also, wer mal einfach nur abschalten will, holt sich "Die verborgene Stadt" nach Hause und amüsiert sich.
Vadim Panov, Heyne
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