Das Schwert der Erinnerung

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2010
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Das Schwert der Erinnerung
Das Schwert der Erinnerung
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Carsten Kuhr
70°1001

Phantastik-Couch Rezension vonSep 2010

Die Dämonen und die Krieger

Eine unheimliche Bedrohung macht sich auf, die Menschen ihres Wichtigsten zu berauben. Nicht Reichtum ist es, auch nicht das Leben, das die Dämonen den überfallenen Menschen rauben, nein, nichts weniger als die Seele fällt den Invasionshorden der Dämonen zum Opfer. Ihrer Seele beraubt wandeln sich treu sorgende Familienväter und liebevolle Mütter zu Besessenen, die ihre eigenen Verwandten gnadenlos jagen.

Die Küstenregionen stöhnen unter den Überfällen. Scheinbar kann nichts den Vormarsch der Dämonen aufhalten. Selbst ihre kunstfertig hergestellten Bögen vermögen die Invasion allenfalls zu verzögern, aufhalten können die tödliche Pfeile sie nicht.

Nach dem Überfall und dem Tod des Familienvaters fliehen die Bogenbauerin Mirophet und ihr Sohn Ankmet ins Landesinnere. Hier, bei den stolzen galdamerischen Kriegern, die alleine mit dem Schwert der Erinnerung der Dämonenfurcht trotzen, hoffen sie Aufnahme zu finden und vor den Dämonen sicher zu sein. Ihr Fertigkeit im Bau der mächtigen Bogen verschafft der Witwe und ihrem Sohn zunächst Aufnahme auf dem Hof des Kriegers Silberklinge. Doch die Gebräuche der Krieger sind nicht leicht zu akzeptieren. Die Krieger des Stammes stehen über allem, dürfen ungestraft alles tun, was ihnen in den Kopf kommt. Sei es eine Frau oder ein Sack Silber - wenn ein Prentas oder ein Krieger es will, kann er es sich ungestraft nehmen, so er nicht das Opfer verstümmelt. Als Ankmet sieht, dass Messer, ein junger eingebildeter Prenta, sich Grünauge gegen deren Willen aufdrängen will, greift er ein - mit verheerendem Ergebnis. Doch trotz gebrochener Nase und ausgeschlagenen Zähnen weckte die erste Niederlage nur seinen Ehrgeiz, es den arroganten Kriegern zu zeigen und selbst die Ausbildung zu bestehen. Im Angesicht einer immer dynamischeren Invasion der Dämonen nimmt Ankmet seine Ausbildung und den Kampf um die Zuneigung Grünauges auf. Ist Messer wirklich der verheißene Auserwählte der die Anführerin der Dämonen besiegen wird, und welche Rolle hat das Schicksal Grünauge zugeteilt, die als erste Frau seit Jahrhunderten das Schwert der Erinnerung in sich trägt und von den Dämonen bedrängt wird?

Potential ist vorhanden, mit den Vergleichen aber tut man Autor und Werk keinen Gefallen

Die Fantasy-Sensation aus den USA, das spektakuläre Debut von Mike Shultz - für alle Fans von Joe Abercrombie, Peter Brett und Brandon Sanderson - so preist der Verlag den Roman an. Die Latte liegt hoch, ein wenig zu hoch für Mike Shultz, auch wenn der Roman durchaus zu unterhalten weiß. Sicherlich gibt es Parallelen zu den genannten Autoren - gerade die Invasion einer Welt durch Dämonen ist hier zu nennen, doch Shultz geht seine eigenen Wege.

Der Roman besticht zunächst durch die Darstellung einer in sich glaubwürdig kreierten Kultur. Die Art und Weise, wie Shultz seine Gesellschaft beschreibt, in der die Krieger über Allem stehen, in der Frauen unterdrückt und missachtet werden, erinnert in Ansätzen ein wenig an die Wikinger, geht dann aber doch eigene Wege.

Insbesondere zu Beginn der Romans tut sich der Leser schwer, sich in die Handlung einzufinden. Zwar beleuchtet der Autor die Gesellschaft der Galdamerikaner durch die Augen der ebenfalls unwissenden Protagonisten, dennoch wirkt die ungewohnte Ausrichtung auf die im wahrsten Sinne des Wortes Furchtlosen, denen die Dämonenfurcht nichts anhaben kann, zunächst gewöhnungsbedürftig. Erst nachdem wir uns ein Drittel in den Plot eingelesen haben, kommt wirklich ein spannender Lesefluss auf. Bis dahin benötigen wir Zeit, um mit den Gestalten warm zu werden, diese auch jeweils einschätzen und einordnen zu können.

Danach nimmt das Tempo deutlich zu, und mit diesem auch die Spannung. Es gibt mehrere Fragen und Rätselkomplexe, die aufgegriffen werden, packende Auseinandersetzungen und schlussendlich einen verlustreichen Kampf im direkten Aufeinandertreffen mit den Dämonen. Das hat Potential, insbesondere weil Shultz sich bemüht, nicht dem ausgetretenen Pfad zu folgen, sondern eigene Imagination walten zu lassen, auch wenn er Brett´sche Wucht und Abercrombie´sche Faszination noch nicht ganz erreicht.

Das Schwert der Erinnerung

Mike Schultz, Piper

Das Schwert der Erinnerung

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