In die Tiefe

  • Arena
  • Erschienen: Januar 2010
  • 1
In die Tiefe
In die Tiefe
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Carsten Kuhr
73°1001

Phantastik-Couch Rezension vonSep 2010

Auf Verne´schen Spuren in den Untergrund

Tief unter London, ja sogar weit über die Grenzen der Metropole hinaus, existiert seit Jahrhunderten ein unterirdisches Reich. Ein reicher Exzentriker zog sich zusammen mit seiner Dienerschaft hierher zurück, um dem rasanten Fortschritt und der Zerstörung, die der Menschheit von den neuen Techniken droht, zu entgehen. Nun, Jahrhunderte später hat sich sein Refugium verselbstständigt. Viele Menschen leben, de facto versklavt, ein entbehrungsreiches, geknechtetes Dasein, während die Führer, die so genannten Styx, ihre dunklen Pläne vorantreiben und ihre despotische Herrschaft zementieren.

Alles begann damit, dass Wills Vater im Untergrund verschwand. Zusammen mit seinem Freund Chester machte Will sich auf die Suche nach dem Vermissten und stieß tief unter der Erdoberfläche auf ein von Unterdrückern regiertes Reich, dessen Herrscher sich nichts weniger auf ihre Fahnen geschrieben haben, als die Zivilisation der Oberfläche in die Knie zu zwingen. Dass er selbst über seine Mutter direkt mit der unterirdischen Bevölkerung verbunden ist, erfährt er erst im Verlauf seines Abenteuers.

In den ersten beiden Bänden werden unsere beiden Freunde, zu denen sich mit der energischen Elliott bald eine junge Dame gesellt, von den Styx gnadenlos gejagt. Es stellt sich heraus, dass Wills eigene Schwester Rebecca ihn über Jahre im Dienst der Styx überwachte und nun weiter gnadenlos verfolgt, ja hetzt. Nach dem Tod eines Gefährten stürzen tief im Erdinneren alle Beteiligten - Jäger wie Gejagte - in einen gigantischen Trichter. Statt aber vom Aufprall getötet zu werden, fängt sie ein riesiger, weicher Pilz auf. In einer Umgebung, in der die Schwerkraft aufgrund der Nähe zum Erdmittelpunkt deutlich vermindert ist, muss sich Will entscheiden - nimmt er zusammen mit seinem wiedergefundenen Vater den aktiven Kampf gegen die Styx und den künstlichen Virus, mit dem sie die Oberflächenbevölkerung auslöschen wollen, auf, oder begeben sie sich weiter auf den Spuren Vernes auf die Reise zum Mittelpunkt der Erde?

Abgedrehte Ideen, abwitzige Ereignisse, aber auch viel Fabulierfreude und Spannung

Was ursprünglich als Trilogie geplant war, das wird nun aufgrund des Erfolges der Reihe weiter ausgebaut. So kann sich der Leser zwar auf gut sechshundert Seiten feinsten Abenteuergarn freuen, ein - befriedigendes - Ende mit der Auflösung aller Rätsel und offnen Handlungsstränge aber ist bislang noch nicht in Sicht. Stattdessen hat das Autorengespann bereits den laufenden Band vier des so genannten Tunnel-Zyklusses beendet, mindestens ein weiterer Band ist in Planung.

Inhaltlich bleiben sich die Autoren treu. Mit Anspielungen auf Jules Verne (Reise zum Mittelpunkt der Erde) entführen sie uns einmal mehr tief ins Erdinnere. Eine wissenschaftlich fundierte Expedition aber kann man das Beschriebene nicht nennen.

Historisch belegte, gar aberwitzige Vorstellungen, Thesen und Konzepte, wie es wohl in unserem Erdinneren aussehen könnte, die zwischenzeitlich alle wissenschaftlich widerlegt wurden, fanden Aufnahme im Roman, der folgerichtig auch in sich nicht ganz logisch daherkommt. Stattdessen aber suchen die beiden Autoren mit dem dem so oft beschworenen, selten erreichten Sense of Wonder zu punkten.

Und wirklich, wenn man das physik- chemie- und biologiegeschulte Hirn außen vor lässt, taucht man ein in eine wahrhaft faszinierend fremde Welt. Das ist inhaltlich zwar stringent aufgezogen, aber auch recht geradlinig, um nicht zu sagen einfach angelegt. Die Gestalten bleiben dieses Mal blass. Kaum eine entwickelt sich fort, ja die Antagonisten geraten zusehends zu Abziehbildern ihrer selbst. Hier machen es sich die Autoren ein wenig zu einfach.

Der Handlungsbogen wird des öfteren unterbrochen, so manches Mal liest sich der Roman fast wie eine Aneinanderreihung verschiedener Kurzgeschichten mit verbindenden Protagonisten. Dies aber in einer spannenden Art und Weise, so dass man dem Gebotenen gerne folgt.

Ein Buch also, das sich von der handwerkliche Ausführung her eher an ein jüngeres Publikum richtet, das zwar spannend unterhält, mit faszinierenden Beschreibungen einer fremden Welt aufwartet, zugleich aber in der Personenzeichnung ein wenig zu wünschen übrig lässt.

In die Tiefe

Roderick Gordon, Arena

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