Die Republik der Diebe (Locke Lamora 3)

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2014
  • 8
Die Republik der Diebe (Locke Lamora 3)
Die Republik der Diebe (Locke Lamora 3)
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Carsten Kuhr
84°1001

Phantastik-Couch Rezension vonAug 2010

Der Meisterdieb trifft auf ein Konkurrentin

Locke Lamora, Meisterdieb, Lügner und genialer Betrüger geht es schlecht. Nicht etwa, was Sie jetzt meinen – den Liebeskummer über seine einzig wahre Liebe Sabetha, die ihn vor 5 langen Jahren verlassen hat, schwelt zwar immer noch, doch das Gift in seinem Körper, das ihn unter grossen Qualen langsam zu Tode foltert, lässt für andersweitige Gedanken keinen Raum. Als ausgerechnet eine Soldmagierin an seinem Totenbett auftaucht und ihm sowie seinem treuen Freund und Waffenbruder Jean das Angebot ihres Lebens unterbreitet – Heilung für Locke und Reichtum sowie ein Fortbewegungsmittel ihrer Wahl nach Abschluss des Vertrages - hat er keine wirkliche Chance, das Angebot auszuschlagen.

Achtung, aufgepasst, wenn etwas zu gut aussieht um wahr zu sein – eine Heilung für einen einfachen Auftrag, eine Wahl zu beeinflussen – dann ist da irgendwo ein Pferdefuss versteckt.

Und richtig, noch nicht in Kartain angekommen, erfahren sie, dass auch die Gegenseite eine Spezialistin angeheuert hat, die versiert ist in der Kunst der Beeinflussung, Erpressung und Nötigung – Lockes alte Geliebte Sabetha.

So kommt es in der Küstenstadt zum Aufeinandertreffen der beiden wohl geschicktesten Betrüger, die die Welt jemals gesehen hat. Dabei werden Erinnerungen wach an die gemeinsame Jugend, als sie bei einer Theatertruppe ihren letzten Schliff bekommen sollten, und einmal mehr mitten hinein ins Fettnäpfchen traten. Und sie werden, wie kann es auch anders sein, von den Soldmagieren über den Tisch gezogen ....

Fantasy soll out sein? Scotty Lynch beweist das Gegenteil!

Hört man sich bei den großen Verlagen um, so trifft man auf die einhelligen Meinung, dass die High-Fantasy out sei. Verkauft sich trotz Kinoerfolge des Hobbits nicht, ist überholt, letztlich ein Ladenhüter, so die Zitate.

Dass dies nur ein Teil der Wahrheit ist, dass es ganz entschieden von der Qualität des Buches selbst abhängt, ob es sich verkauft, ob es die Leser in die Buchhandlungen zieht, wird sträflich unterschlagen.

Scott Lynchs dritter Roman um Locke Lamora, immerhin ein Wälzer mit fast 1000 Seiten und mit 16 Euronen nicht eben billig, wohl aber preiswert ist ein solches Buch, das seine Käufer und Leser finden wird und diese an die Seiten bannt.

Trotz, oder vielleicht gar wegen dem Umfang liest sich das Werk unheimlich dicht und faszinierend. Natürlich wuchert Lynch wieder mit dem Nimbus des Gentelman-Gauners, des versierten Filous, der es den Honoratioren ein ums andere Mal zeigt, wie ein Coup zu Lasten derer, die es verdient haben, durchzuziehen ist. Doch die Versuche beiden Fraktionen, die politische Wahl mittels Tricks, Betrügereien und Einflussnahme zu lenken tritt vor dem Schicksal Lockes in den Hintergrund.

Nicht, dass es nicht Abenteuer satt geben würde, dass wir dem Spiel, das beiden Seiten unnachahmlich beherrschen nicht fasziniert folgen würden, doch mehr noch interessiert uns das, was in Locke innerlich vorgeht. Über die eingeschobenen Kapitel, in denen wir den jungen Locke, Jean und Sabetha während ihrer Lehrzeit folgen beobachten wir, wie die Liebe zwischen ihnen, allen Widerständen zum Trotz wächst, ohne dass ihr letztlich ein Happy End gegönnt wäre.

Und so ist dieses Buch auch ein Roman über eine grosse Liebe, um Treue, Ehrlichkeit – und dies bei Locke! - Offenheit und die Macht des Schicksals. Eines Schicksals, das es wahrlich nicht gut meint mit unserem Helden. Hinweise werden gestreut, ein längst besiegt geglaubter Gegner greift wider ins Geschehen ein und schon sind fast 1000 Seiten um, und man möchte doch so gerne weiterlesen – Fortsetzung folgt.

Das hat Suchtcharakter, verwöhnt den Leser mit interessanten intelligenten Charakteren, einer Handlung die ebenso faszinierend wie temporeich daherkommt und so manchen nachdenkenswerten Gedanken – so muss Fantasy sein, dann kann von einer Krise, einem Abwenden der Leser vom Genre nicht gesprochen werden.

Die Republik der Diebe (Locke Lamora 3)

Scott Lynch, Heyne

Die Republik der Diebe (Locke Lamora 3)

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