Im Namen der Engel
- Piper
- Erschienen: Januar 2010
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Die Anwältin, der Schnüffler und die Engel
Savannah, Georgia ist unstrittig die bezauberndste Metropole des Bundesstaates. Malerisch gelegen haben die Immobilienpreise schwindelerregende Höhen erreicht. Und ausgerechnet dort erbt Brianna Winston-Beafort von ihrem verstorbenen Onkel dessen Anwaltskanzlei. Sie selbst hat als eine der besten ihres Jahrgangs promoviert und in der Kanzlei ihres Vaters erste Erfahrungen gesammelt. So bedeutet der Trauerfall zugleich das große Los für die junge Single-Frau.
Das Feuer, dem das Büro ihres Onkels zum Opfer fiel zwingt sie allerdings, sich zumindest vorübergehend nach neuen Räumlichkeiten umzuschauen. Eine Anzeige erweckt ihr Interesse. Eine etwas schrullige, aber herzensgute ältere Dame vermietet den unteren Stock ihres von innen malerischen Hauses. Einziger Wermutstropfen ist, dass das Anwesen sich auf dem einzigen Privatfriedhof der Stadt, der in alten Zeiten ausschließlich Mördern vorbehalten war, befindet. Derartig, nun nennen wir es einmal anrüchiges Umfeld könnte die solvente Klientele abschrecken. Doch die herzliche Art der Vermieterin und ihre innere Stimme, die ihr zurät, lassen Bree zuschlagen.
Kurz darauf läuft ihr eine treue Prominadenmischung zu, und zwei engagierte Angestellte findet sie auch. Auch der erste Fall lässt nicht lange auf sich warten. Eines Abends bekommt sie auf ihrem neuen, von ihrem ehemaligen Professor gerade geschenkt bekommenen Handy einen Anruf. Mr. Stinger, einer der exzentrischsten und blasiertesten Multimillionäre des Staates will sie sprechen - dabei ist dieser am selben Tag zur Mittagsstunde ertrunken. Bree hält den Anruf zunächst für einen schlechten Scherz, der ihr gespielt werden soll. Als sie am nächsten Tag ihren emerierten Professor Armand Cianquino besucht, vermittelt dieser ihr allerdings zum einen erhellende Einsichten in die Welt, aber auch ihren ersten wirklichen Fall.
Im Auftrag der ehemaligen Partnerin des Verstorbenen soll sie ermitteln, ob der Unsympath wirklich ertrunken ist oder doch eher einem Mordanschlag zum Opfer fiel - andernfalls würde der Geist des Verstorbenen seine ehemaligen Kompagnonin weiterhin heimsuchen.
Ist sie von lauter Verrückten umgeben oder hat sie einen Albtraum? Weder noch, wie der Leser unschwer und viel früher als seine Protagonistin ahnt, und so macht sie sich, unterstützt von dem smarten Detektiv Gabriel Striker daran, die mysteriösen Geschehnisse aufzuklären ...
Urban Fantasy goes Advocat - zunächst jedoch ein eher lauer Beginn
Gerichts- und Anwaltsserien sind seit Jahrzehnten aus dem Programm der TV-Sender nicht mehr wegzudenken. So ist es eher erstaunlich, dass die Autoren das Topic noch nicht aufgegriffen und entsprechende Serien lanciert haben.
Vorliegender Reihenauftakt kommt zu Beginn ein wenig arg behäbig daher. Lange vor der Erzählerin ahnt der Leser, was auf ihn zukommt und wie die Personen einzuschätzen sind. Die Vorstellung des Handlungsortes und der relevanten Personen nimmt viel, fast zu viel Platz in Anspruch, so dass die Spannung und das Tempo in der ersten Hälfte des Buches ein wenig auf der Strecke bleiben.
Als Anwältin im Auftrag des Jenseits wird sie für die Opfer nach Gerechtigkeit suchen und dabei von himmlischen Wesen begleitet und unterstützt. Ihre eigentlich gut nachvollziehbare Skepsis weicht ein wenig zu schnell der Akzeptanz, bis sie sich in den Fall hineinkniet. Hier wirkt die Erzählerin als Person nicht ganz stimmig, lässt der Plot innere Überzeugungskraft vermissen.
Gelungen fand ich, dass die Autorin versucht, ein wenig Humor in ihre Handlung einfließen zu lassen. Eine Romanze ist glücklicherweise noch nicht in Sicht, und ab der Mitte des Buches zieht das Tempo dann an und es kommt Faszination auf. Das Gebotene liest sich dann flüssig und nett, ohne den Leser aber inhaltlich oder sprachlich zu überfordern. Das sonst so uniforme Engel-Thema wird endlich einmal ein wenig differenzierter angegangen, so dass sich hier, zu den bekannten Ermittlungen im Dienst der Gerechtigkeit, auch ein ungewöhnliches übernatürliches Element gesellt.
Als Fazit bleibt, dass nicht unbedingt eine weltbewegend andere Serie auf den Leser wartet, dieser aber in den aufgezeigten Grenzen flüssig und nach einem etwas zähen Beginn auch spannend unterhalten wird.
Mary Stanton, Piper
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