Der Protektor von Calderon
- Blanvalet
- Erschienen: Januar 2011
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Ave Ceasar, pardon - es lebe der Erste Lord - die Legionen ziehen gegen die Canim - und Verrat aus den eigenen Reihen droht noch dazu
Willkommen zurück in Alera - einem fiktivem Land, das dereinst von römischen Legionären besiedelt wurde. In einem Reich, in dem jeder besondere Kräfte, Elementare genannt, wirken kann, haben wir einen Jungen kennengelernt, der eben jene Kräfte nicht entwickelt hat. Gaius Octavius oder Tavi, wie er sich nennt, kann keinen Windelementar herbeirufen, um mit dessen Hilfe zu fliegen, mittels Erdkräften über die imperialen Strassen eilen oder mit Hilfe der Wasserelementare Krankheiten und Verletzungen heilen. So ist er Zeit seines Lebens darauf angewiesen, mit Witz und Einfallsreichtum seine vermeintliche Schwäche auszugleichen. Was keiner, er selbst am allerwenigsten ahnt, ist, dass ausgerechnet der unbegabte Tavi der Enkel des Ersten Lords, Gaius Sextus ist.
Zwischenzeitlich hat er die Ausbildung zum imperialen Kursor, zum Spion durchlaufen, und soll nun zunächst aus der Schusslinie der vielen den Imperator bedrohenden Adeligen gebracht werden. Als Versorgungsoffizier übernahm er im vorhergehenden Band eine neu aufgestellte Legion, und führte diese, allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz mit und durch sein persönliches Vorbild, seinen Mut und seine Cleverness zum Sieg.
Nun aber setzt ihm der Senat einen der bedeutendsten Adeligen vor die Nase, der nur sein eigenes Wohl im Auge hat. Nur mit Mühe kann sich Tavi angesichts von Dilettantismus und Habgier zunächst zügeln. Als aber Zivilisten ermordet, deren Wehrhöfe geplündert werden, begehrt er auf. Während die Legionen von den Canim gnadenlos dezimiert werden, der Krieg und damit die Zukunft Aleras selbst verloren scheint, muss Tavi sich entscheiden. Enthüllt er sein Geheimnis, dass ausgerechnet er, der unbegabte Junge, der sich nur langsam seine Kräfte erschließt, der Erbe des Ersten Lords ist, und schließt einen Waffenstillstand mit den Canim, oder bleibt er weiterhin in Deckung.? Er weiß, sobald seine Existenz bekannt wird, werden die Meuchler sich vor Aufträgen nicht retten können. Was die Verräter unter den Adeligen des Reiches in ihrem Ränkespiel am wenigsten brauchen können, das ist ein legitimer Erbe ...
Abenteuerfantasy der Extraklasse - Raymond Feist, David Eddings, Dave Duncan und Richard Schwartz müssen sich warm anziehen
Jim Butchers insgesamt sechsteiliger Codex-Alera-Zyklus erweist sich zunehmend als veritabler Pageturner. Nach einem etwas zögerlichen Auftakt, in dem der Autor uns seine Weltenschöpfung mit all ihren Besonderheiten und die wichtigsten agierenden Personen vorgestellt hat, zog das Tempo schon im zweiten Band merklich an.
Nachdem unser Protagonist seine Ausbildung zunächst abgeschlossen hat, gerät jetzt zunehmend die politische Situation in den Brennpunkt des Interesses. Da der herrschende Fürst es bislang, nach dem Tod seines Sohnes, in einer Schlacht versäumt hat, einen Thronerben zu benennen, scharren die mächtigsten Adeligen mit den Hufen. Intrigen, Verrat und Gewalt breiten sich aus. Gaius Sextus selbst versucht, geschwächt und zurückgezogen, die unterschiedlichen Parteien gegeneinander auszuspielen. Dass er, nachdem er die auch für ihn überraschende Existenz eines Enkels verinnerlicht hat, diesen zunächst aus der direkten Schusslinie nehmen will, ist dabei verständlich.
Das erinnert mich in seiner Faszination wie auch Ausgestaltung an die sehr gelungene TV-Serie ROM, in der wir die Karriere Gaius Julius Caesars verfolgen konnten. Ähnlich wie dort nimmt uns Butcher an die Hand und berichtet uns, besonders in den bewusst eingestreuten Details, von einer Zivilisation, die sich auf dem Höhepunkt ihrer Macht befindet. Innere Animositäten, Neid und Verrat aber schwächen das Reich, dazu kommt die Bedrohung von außen in Form der größten, am besten ausgebildetsten und zerstörerischsten Streitmacht, die das Reich je heimgesucht hat. Zusätzlich zu diesem politisch-wirtschaftlich sehr schön herausgearbeiteten Element gesellen sich mit der Elementarmagie, den Canim und der noch vagen Bedrohung durch die Vord diverse phantastische Elemente.
In den zwei alternierend erzählten Handlungssträngen - hier der Erste Lord, der einem Verräter in dessen eigenen Reich stellt und zur Verantwortung zieht, dort sein Enkel, der mit Mut und Einfallsreichtum, nachdem er sich anfänglich wie ein Dummkopf hat ausspielen lassen, flieht, sich mit Piraten einlässt, den verfluchten Grauen Turm in der Hauptstadt überfällt, dort den wichtigsten Gefangenen des Reiches befreit, bevor er in einem magischen Duell auf Leben und Tod die Zukunft des Reiches von seinem Fechtglück abhängig macht - berichtet uns der Autor eigentlich wenig wirklich Neues. Die Canim sind nach wie vor in Alera gelandet, die intriganten Adeligen verfolgen ihre jeweils eigenen Ziele, der Erste Lord bleibt mysteriös. Dennoch liest sich das Ganze wie aus einem Guss, will man unbedingt wissen, wie Tavi seinen Kopf dieses Mal letztlich natürlich triumphierend, wenn auch oftmals angezählt, aus der Schlinge zieht. Gerade weil er eigentlich auf verlorenem Posten kämpft, weil ein Triumph nicht vorstellbar scheint, wollen wir wissen, wie es ihm dennoch gelingt, letztlich zu überleben und seinen Gegnern eine lange Nase zu zeigen. Er gibt nie auf, schafft mit Mut und Cleverness immer wieder, dass er selbst aus aussichtslosen Situationen entkommen, ja teilweise triumphieren kann.
Dabei verbirgt der Autor den Preis, den es hierfür zu zahlen gilt, nicht. Natürlich wuchert er mit dem Nimbus des Underdogs, dem es aus eigenem Einsatz gelingt, gegen alle Chancen zu überleben. Gerne schlüpft der Rezipient in die Rolle des Jungen, gerade, weil er sich durch seine anfängliche Unfähigkeit, Elementare zu wirken als normaler Mensch durchsetzen muss. Mit ihm zusammen triumphieren wir, lieben, kämpfen und trauern wir. Das ist bestes Abenteuer-Garn, voller Dramatik, Tempo und Spannung.
Jim Butcher, Blanvalet
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