Judastöchter
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2010
- 3
Blutrünstig und voller Action
Theresia Sarkowitz - kurz Sia genannt - ist eine mehrere hundert Jahre alte Vampirin und ihres Wissens das letzte der so genannten Judaskinder. Sia wacht aufmerksam über ihre Nachkommen - und ist zu allem bereit, um zu verhindern, dass der Fluch der Judaskinder an Emma und Elena weitergegeben wird. Während Emma Karkow nach einem heftigen Angriff im Schlusskapitel des Vorgängerbandes "Judassohn" im Koma liegt, muss sich Sia besonders intensiv um die kleine Elena kümmern. Als das Mädchen in Leipzig beim Eislaufen ist, tauchen verschiedene dunkle Gestalten auf, und nach einem Kampf zwischen ihnen wird die Kleine von einem Engländer entführt.
Für Sia beginnt ein mörderischer Wettlauf mit der Zeit, denn sollte sie Mutter und Kind nicht retten, könnten sie nach ihrem Tod zu Töchtern des Judas werden, und Sia wäre gezwungen, die beiden zu töten. Bei ihrer Suche trifft sie auf Eric von Kastell, der sich nach anfänglichem Misstrauen als wertvoller Verbündeter herausstellt. Während Elena in der Obhut des Butlers von Harm Byrne ist, der ein Feind von Sia war und von ihr getötet wurde, wird Emma von irischen Vampiren auf die grüne Insel entführt. Sie wollen Sia zwingen, in den Machtkampf zwischen Wandelwesen und Vampiren zu ihren Gunsten einzugreifen. In einem U-Boot gelangt die Judastochter nach Irland, wo es zu heftigen und brutalen Kämpfen kommt.
Heitz zieht alle Register seiner Erzählkunst
Markus Heitz fackelt im Finale seiner Trilogie zu den Kindern des Judas nicht lange. Von Beginn an geht es gewohnt blutrünstig und actionreich zur Sache - eingefleischte Fans der Urban-Fantasy kommen hier voll auf ihre Kosten. Dem Autor gelingt es dabei allerdings immer wieder, die Schilderung des heftigsten Gemetzels nicht allzu unappetitlich zu gestalten. Heitz ist ein hervorragender Geschichtenerzähler - und man spürt bei der Lektüre förmlich seine Lust am Schreiben und Fabulieren.
Anders als in "Kinder des Judas" und "Judassöhne" verzichtet der Autor im Schlussband der Trilogie auf historische Ausschweifungen, und lässt die Handlung ausschließlich in der Gegenwart spielen. Das trägt enorm zur Übersichtlichkeit bei und sorgt für einen durchgängigen Spannungsbogen. Der Finalband hebt sich in dieser Hinsicht positiv von den Vorgängern ab. Es gibt - wie von Heitz schon bestens bekannt - immer wieder Anspielungen auf frühere Romane, auch aus anderen Reihen. Der Autor bekennt in seinem Nachwort, dass er es einfach nicht lassen kann - und wer Markus Heitz persönlich kennt, sieht förmlich sein Augenzwinkern. Das bedeutet jedoch nicht, dass dieses Buch nur zu verstehen ist, wenn man die Vorgänger-Bände gelesen hat. Gleichwohl wäre eine kleine Zusammenfassung der zwei anderen Bücher der Reihe für Neueinsteiger hilfreich gewesen. Den Lesegenuss dürfte das allerdings nicht schmälern.
Neben Theresia Sarkowitz wird mit Eric von Kastell eine zweite starke Figur präsentiert, den Lesern von "Ritus" und "Sanctum" bereits gut bekannt. Aber auch wer ihn noch nicht kennt, stellt schnell fest, dass Sia hier ein ebenbürtiger Verbündeter an die Seite gestellt wurde. Intellektuell und von seinen besonderen Fähigkeiten her ist Eric ein Partner auf Augenhöhe. Die Judastochter wird angesichts der Bedrohung ihrer Nachkommen zur rasenden Furie - und Eric unterstützt sie bei ihrem Rachefeldzug. Der enger werdenden Beziehung steht ein Hindernis im Weg, aber mehr zu diesem interessanten Nebenaspekt der Geschichte darf hier nicht verraten werden.
Der politische Machtkampf zwischen irischen Vampiren und den in Clans organisierten Wandlern ist hoch spannend - und das mörderische Duo aus Deutschland mitten drin. Heitz zieht hier alle Register seiner Erzählkunst. Es gibt Wandler verschiedener Rassen, mächtige Vampire und Dämonendiener sowie wechselnde Allianzen, und es wird mit Silbergeschossen geballert und mit goldenen Tortenlöffeln getötet - zuweilen etwas schräg und leicht übertrieben wirkend, aber es passt prima in das Gesamtkonzept. Ständig tauchen neue Probleme auf, die Spannung lässt nicht nach, sondern wird vom Autor gekonnt immer weiter angeheizt. "Judastöchter" ist ein mehr als würdiger Abschluss dieses Themen-Zyklus, der nicht erst mit den "Kindern des Judas" begann, sondern bis auf "Ritus" zurückgeht. Wer beim Abschlussband einsteigt, wird vermutlich Lust auf die älteren Bücher des Zyklus bekommen - und dann den vollen Genuss erleben. Aber auch einzeln gelesen dürfte "Judastöchter" nicht nur den eingefleischten Fans von Markus Heitz viel Freude bereiten - das Buch ist ein "Pageturner" im besten Sinne des Wortes. Die gelungene Mischung aus Fantasy und Horror bereichert die phantastische Literatur, ob "Urban Fantasy" der passende Begriff dafür ist, mögen Literaturtheoretiker beurteilen. Ich kann das Buch einfach nur uneingeschränkt zur Lektüre empfehlen.
Markus Heitz, Droemer-Knaur
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