Black Dagger 15: Vampirseele
- Heyne
- Erschienen: Januar 2010
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Vampire und die dunkle Seite der Begierde
Von all den vielen Vampir-Serien, die die Tische unserer Buchhandlungen fast unter ihrem Gewicht zusammenbrechen lassen, nimmt die Black-Dagger-Reihe eine Sonderstellung ein. Geradezu exemplarisch gelingt es der Autorin hier deutliche erotische Darstellungen mit der packenden Beschreibung von Kämpfen zu paaren. Dass sich die Ward'schen Vampire nicht von Menschen nähren, dass ihre Gegner untote Wesen sind, beweist, dass die Autorin gewillt ist, eigene Pfade zu beschreiten.
Die Romane selbst bieten sich inhaltlich doch recht schematisch dar. Einer der Dagger und ihrer Verbündeten steht immer im Mittelpunkt der für die Übersetzung geteilten Handlung. Berichtet wird jeweils seine Geschichte, wie er sich verliebt, mit seinen Gefühlen und seiner Umwelt deswegen hadert und schließlich doch die Erfüllung in der Armen seiner Erwählten Shellan findet. Das sind große Gefühle, gepaart mit viel Dramatik, einer reichlichen Prise anrüchigem Sex und jeder Menge Verwicklungen, die einer Daily Soap gut zu Gesicht ständen.
Wie wir es von den bisherigen Bänden inzwischen schon kennen, wurde auch dieses Mal ein Originalroman für die Übersetzung in zwei Bücher aufgespalten. Nachdem die Autorin jeden Black-Dagger-Krieger in jeweils einem Roman näher beleuchtet hat, seine Geschichte, seine Ängste und Abhängigkeiten beschrieben und die Hinwendung zur geliebten Shellan geschildert hat, sucht sie sich nun außerhalb des schlagenden Arms der Bruderschaft eine neue Figur, um diese näher zu beleuchten.
Nach dem Drogendealer und Halbsympath Rehv rückt vorliegend Xhex in das Zentrum des Geschehens. Und wieder geht es, wie so oft auch um die Suche nach wahrer Liebe, nach Erfüllung und Sex.
Wir erinnern uns: die Welt, wie wir sie kennen, ist längst nicht alles. Verborgen vor den Augen der menschlichen Öffentlichkeit existieren seit Jahrtausenden die Vampire in einer Art Parallelgesellschaft. Vampire aber, die ein wenig anders sind als die üblichen Blutsauger. Zum einen ernähren sie sich ausschließlich vom Lebenssaft ihrer Artgenossen, die Menschen sind obsolet, zum anderen tobt ein gnadenloser Krieg zwischen den Kindern der Jungfrau der Schrift, einer mystischen, göttlichen Macht, und den Vampirjägern von Omega, den so genannten Lessern. Die Lesser werden durch ein dunkles Ritual von den Toten zurückgeholt und machen gnadenlose Jagd auf alle Vampire.
Der schlagende Arm der Vampire, die Black Dagger befinden sich seit Jahren auf dem Rückzug. Nicht zuletzt dem erfolgreichen Einschleusen eines Verräters in die Reihen der Vampire fielen viele der Geschöpfe der Nacht zum Opfer. Besagter Verräter, gleichzeitig Omegas Sohn, hat sich dann gleich noch eine Gespielin gesichert. Die toughe Sicherheitsexpertin Xhex, halb Sympath halb Vampir, wird von ihm grausam gefoltert, missbraucht und erniedrigt. Am Ende ihrer Kraft gelingt ihr die Flucht und nur dem stummen Black Dagger John Matthew, dem Findelkind, ist es zu verdanken, dass sie zunächst überlebt. Er, der in wahrer Liebe zu ihr als seiner Shellan entbrannt ist, denkt nur noch an Eines - den Unhold zu jagen und zur Strecke zu bringen ...
Routiniert erzählte Power-Fantasy - Blood, Sweat and Tears kombiniert mit einer rührseligen Love-Story
Mit versierter Hand gelingt es der Autorin, uns immer wieder von Schicksalen zu berichten, die uns betroffen machen und gleichzeitig unseren Respekt für den Protagonisten wecken. Hier hat sie mit dem stummen Waisenjungen mit traumatischer Kindheit vorliegend natürlich leichtes Spiel. Erstaunlich aber um so mehr, dass sie ihr Augenmerk zunächst eher auf die gefangen gehaltene Halbsympathin richtet. Eine Frau, die von Verlust und Gewalt gezeichnet, sich normale Gefühle selbst nicht mehr erlaubt. Eigentlich also ein bedauernswertes Geschöpf, die man aber gleichzeitig bewundert, die durch die Aggressivität, ihren Mut und Hingabe besticht. Es fällt leicht, sich mit ihr trotz aller Widrigkeiten, die ihr zustoßen, zu identifizieren, ja sie zu bewundern.
Verpackt hat die Autorin ihre Handlung einmal mehr in ein Geflecht aus Gewalt und Sex. In deutlichen Bildern wird der Akt zumeist als gewaltsames Ereignis der rein triebhaften Lustbefriedigung geschildert, der Plot nimmt hier voyeuristische Tendenzen an.
Die Kämpfe sind wiederum sehr intensiv, aber auch packend geschildert. Beides, sowohl die sexuellen Darstellungen, als auch die Kämpfe gehen an die Grenze dessen, was in einem Mainstream-Roman erlaubt ist. Ich habe das Gefühl, dass die Autorin hier ganz bewusst ihre Grenzen auslotet, wieweit Verlag und Leser ihr gestatten, mit dem Verruchten und Verbotenen zu kokettieren, ihre an eine Soap-Opera erinnernde Handlung voller Dramatik und Emotionen durch das Spiel mit dem Anrüchigen von der Masse entsprechender Titel abzuheben.
Das hat durchaus auch außerhalb der anrüchigen Szenen seinen Reiz, zumal durch den regelmäßigen Wechsel des Protagonisten immer wieder ein anderer Blickwinkel auf die Personen und die Handlung ermöglicht wird. Ohne die Kenntnis der Vorbände aber wird sich der Leser in der verschachtelten Handlung, die immer wieder auf bisherige Geschehnisse Bezug nimmt, kaum zurechtfinden können. Gerade dies aber, der Seriencharakter, die vielen Details, die uns aus den vorherigen Büchern bekannt sind, machen die Lektüre so spannend. Immer wieder tauchen Gestalten und Schicksale auf, die bereits aus einem anderen Blickwinkel beleuchtet wurden, verfolgen wir unsere Lieblingsfiguren und deren Los weiter. Für Fans ein Muss, Neuleser sollten mit den ersten Titeln der Reihe beginnen.
J. R. Ward, Heyne
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