Alterra. Im Reich der Königin
- Droemer-Knaur
- Erschienen: Januar 2010
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Ein modernes Märchen - hochspannend erzählt
Eine unbekannte Macht, von den Menschen als Sturm wahrgenommen, hat die Welt über Nacht vollkommen verwandelt - in einen Ort voller Gefahren und Abenteuer, in der Kinder und Jugendliche täglich ihren Mut beweisen müssen. Auf der Flucht vor einem unheimlichen Schattenwesen, dem so genannten Torvaderon, verschlägt es die drei besten Freunde Matt, Ambre und Tobias von der Carmichael-Insel, wo sie vorübergehend Zuflucht gefunden hatten, noch weiter in den gefährlichen Süden, der von den Zyniks und ihrer fanatischen Königin Malronce beherrscht wird. Als sie in einer Stadt neue Vorräte suchen, treffen sie auf eine weitere Pan-Gemeinschaft. Diese Kinder raten den drei Freunden davon ab, den Blinden Wald, wo riesige Pflanzenwesen auf sie lauern, durchqueren zu wollen.
Aber Matt, Tobias und Ambre lassen sich nicht beirren, und geraten im Blinden Wald in große Gefahr. Kurz vor der Gefangennahme durch den Torvaderon und seine Stelzenläufer werden sie von den Kriegern einer weiteren Kinder-Gesellschaft gerettet. Die sich selbst als "Gaia-Volk" bezeichnenden Jugendlichen wohnen über den Baumkronen des Blinden Waldes. An Bord eines Schiffes werden die drei Flüchtlinge in die Heimstatt der Chloropanphyliker - wie sie das geheimnisvolle Gaia-Volk nennen - gebracht. Nach etlichen Missverständnissen müssen die drei an Bord eines Bootes fliehen und gelangen so doch noch in das Reich der schrecklichen Königin Malronce. Dort kommen sie hinter das Geheimnis der Hautjagd, müssen aber weitere gefährliche Abenteuer bestehen, die nicht für alle Mitglieder der Gemeinschaft der Drei folgenlos bleiben. Es gibt ein überaus dramatisches Finale, und einen Hinweis auf den Fortgang der turbulenten Geschichte im dritten Alterra-Band.
Tiefschürfende Diskussionen
Maxime Chattam ist ein begnadeter Geschichten-Erzähler, das beweist er auch in diesem zweiten Band seiner Trilogie um den Fortbestand der Menschheit unter völlig veränderten äußeren Bedingungen. Wer die Helden dieser neuen Welt - Ambre, Matt und Tobias - im ersten Band noch nicht in sein Herz geschlossen hat, kommt jetzt kaum darum herum. Es macht einfach Spaß, die menschliche Weiterentwicklung dieses verschworenen Trios zu verfolgen. Da werden tiefschürfende Diskussionen geführt, da werden gemeinsame Ängste eingestanden und durchlebt. Und es wird souverän mit den unterschiedlichen Sichtweisen des Lebens in den verschiedenen Gesellschaftsformen umgegangen, die die drei während ihrer abenteuerlichen Reise kennen lernen.
Es erfolgt aber auch eine Art von Binnendifferenzierung in der Gemeinschaft der Drei. Tobias fällt immer stärker in die Rolle des Mitläufers, aber auch des wichtigen Seelentrösters, zurück. Matt entwickelt sich zum durchsetzungsstarken Anführer, der zwar mit seinen Entscheidungen nicht immer richtig liegt, aber dennoch für das Fortkommen der Gemeinschaft sorgt. Ambre versucht zunehmend ihre Eigenständigkeit zu behaupten und betont vor allem ihre weibliche Sonderrolle. Die Art und Weise, wie diese drei miteinander umgehen und alle Krisen meistern, ist schon beeindruckend. Und der Autor baut diese Entwicklung derart geschickt in seine spannende Geschichte ein, dass der Leser oft gar nicht bewusst merkt, wenn wieder neue Entwicklungsstufen genommen werden.
Kein moralischer Zeigefinger
Als wohltuend habe ich es bei der Lektüre empfunden, dass Maxime Chattam zwar immer wieder den Anlass für die Katastrophe thematisiert, also das Aufbegehren der Erde und der Natur gegen den Raubbau der Menschen, aber dabei weitgehend den moralischen Zeigefinger vermeidet. Vielmehr sind die Anspielungen so unterschwellig, oder das Thema wird einfach von den Kindern völlig natürlich im Gespräch aufgegriffen, dass es nicht unangenehm moralisierend wirkt. Dennoch ist die Botschaft klar - verpackt in eine hochspannende Geschichte. Ein modernes Märchen, überaus fesselnd erzählt. Man freut sich schon auf den dritten Band, um zu erfahren, wie es im Konflikt zwischen Kindern und Erwachsenen - Pans und Zyniks -weitergeht. Diese Art von Erzählkino schreit übrigens geradezu nach einer Verfilmung, und dürfte auch nicht lange auf sich warten lassen - ich bin schon gespannt darauf.
Maxime Chattam, Droemer-Knaur
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