Vergessene Welten - Legende von Drizzt 03: Der Wächter im Dunkel - Die Saga vom Dunkelelf 3
- Goldmann
- Erschienen: Juli 1992
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Der größte Feind: Die Einsamkeit
Willkommen zurück, liebe Leser, zu einer weiteren Episode von Drizzts Abenteuern im Unterreich. Ihr habt sicherlich gemerkt, dass R. A. Salvatore es mir mit seinen Romanen über den Dunkelelf Drizzt Do’Urden angetan hat. Meine positiven Eindrücke habe ich bereits in meinen ersten beiden Buchbesprechungen zu diesen Werken mit Fakten belegt. Nun folgt mit „Der Wächter im Dunkel“ der dritte Band der 6-teiligen Saga vom Dunkelelf. Da die Bücher dieser Episoden mit ihren jeweils knapp 200 Seiten äußerst schlank daherkommen, versuche ich euch auch in meiner Rezension, mit Kompaktheit zu begeistern.
Flucht ins Ungewisse
Nach den Ereignissen in Band 2 hat unser Held endgültig mit seinem Volk gebrochen. Er flieht in die unendliche Dunkelheit des unterirdischen Reiches. Weit entfernt von Menzoberranzan wird eine einsame Höhle zur neuen Heimat. Drizzt und sein Panther trotzen erfolgreich den Gefahren des Unterreichs. Unser Protagonist schärft seine tödlichen Instinkte, entwickelt jedoch im Gegenzug immer mehr Zwänge eines Getriebenen, der gefangen ist in einem einsamen Käfig aus Leben und Tod. Mit den Jahren, die Drizzt alleine in der Dunkelheit verbringt, wird immer deutlicher, dass nicht die feindlichen Bewohner des Unterreichs die größte Gefahr für Drizzt darstellen, sondern die finstere Einsamkeit seiner Existenz, die wie ein Vorschlaghammer auf unseren Recken eindrischt. Trotz dieser mentalen Folter ist unser Held weiterhin Herr seiner Sinne und beschließt, das Martyrium seines Daseins zu durchbrechen. Hierzu trifft er eine folgenschwere Entscheidung und liefert sich dem Wohlwollen der Tiefengnome aus, den Erzfeinden der Dunkelelfen, um endlich wieder in den Genuss zwischenmenschlicher (oder sollte ich lieber sagen „zwischenelflicher“?!) Interaktionen zu kommen.
Die Kraft einer Freundschaft
Dieser Roman besticht insbesondere durch die Fokussierung auf das Thema Freundschaft. Die Melancholie, die Drizzts Kampf um die bestialische Realität seiner Existenz umgibt, schwappt auf die Leserschaft über, wie die tosende See über die Reling eines im Sturm gefangenen Schiffes. Gefühle und Empfindungen zu transportieren gehört zur hohen Kunst der Schriftstellerei. Trotz der Kompaktheit dieses Romans gelingt es Salvatore formvollendet, den Leser in den Strudel der Empfindungen seiner Hauptfigur mit einzubeziehen. Hierdurch wird das Lesen zu einer mitfiebernden Erfahrung und Drizzts Schicksal verankert sich in den Gedanken der Lesenden.
Als es unserer Hauptfigur dann geglückt ist, eine ungewöhnliche, dafür aber umso schönere Freundschaft zu schließen, erwärmt es unser Innerstes. Drizzt gelingt es, sich von den wilden Instinkten, die erwachsen sind in der lebensfeindlichen Einsamkeit des Unterreichs, zu befreien, um endlich das Leben zu führen, das er sich schon immer gewünscht hat.
Da wäre noch was...
Neben all diesen fabelhaften Momenten, die uns dieses Buch beschert, komme ich doch um folgende Kritik nicht herum: So viel Liebe der Autor seinen Dunkelelfen widmet, so wenig Details schenkt er den anderen Bevölkerungen des Unterreichs. Insbesondere den Tiefengnomen, die in diesem Werk einen großen Part einnehmen, fehlt es an genügend Tiefgang. Angefangen bei äußerlichen Beschreibungen und endend bei gesellschaftlichen Strukturen kommen die sympathischen Gnome eher blass daher. Dieser Umstand trübt den Lesespaß zwar nur minimal, ist aber umso tragischer, weil der Wissensdurst, den der Autor mit seinen Romanen über die Abenteuer seines Dunkelelfen weckt, zum Teil ungestillt bleibt.
Fazit:
Dieses Buch sowie seine Vorgänger gieren danach, der Leserschaft in einem neuen Dress präsentiert zu werden. Selten wären Neuauflagen und kreative Werbekampagnen sinnvoller als hier. Also liebe Verlagshäuser, merkt euch meine Worte: R. A. Salvatore begeistert auch Jahrzehnte nach seinen Erstveröffentlichungen mit bildgewaltiger und emotionaler Fantasy.
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R. A. Salvatore, Goldmann
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