Vergessene Welten - Legende von Drizzt 02: Im Reich der Spinne - Die Saga vom Dunkelelf 2

Band 2 der Saga vom Dunkelelf setzt nahtlos an seinen Vorgänger an. Aufgrund der Kompaktheit der Romane aus dieser Episode unseres Helden Drizzt Do‘Urden hätten die Bücher der Leserschaft durchaus als zusammenhängende Werke an die Hand gegeben werden können. Aber wer bin ich, um mich mit diesen strukturellen Entscheidungen aus den 90er Jahren auseinanderzusetzen? Fakt ist, dass wir mit dem Vorgänger „Der dritte Sohn“ herausragend gute Fantasy präsentiert bekommen haben, die 2025 und nach kurzem Abstauben des Einbandes inhaltlich absolut zeitlos daherkommt und sich nicht vor Genregrößen der moderneren Literatur verstecken braucht.

Der wahre Schrecken

Drizzt wächst zu einem Virtuosen der Schwertkunst heran. Er absolviert die Schule der Krieger, eine der drei Säulen der akademischen Ausbildung der Dunkelelfen. Neben dem Tanz der Klinge können Dunkelelfen auch die Zauberei als Bestimmung wählen. Außerdem können die weiblichen Elfen sich zu Priesterinnen ihrer Spinnengöttin ausbilden lassen.

Für unseren Protagonisten brechen harte Zeiten an. Wird er in Band 1 noch überwiegend isoliert von seinem Erzeuger und heimlichen Gleichgesinnten (Zaknafein) an das Leben eines Dunkelelfen herangeführt, öffnet sich ihm nun die gesamte Grausamkeit seiner Spezies. Drizzt sehnt sich händeringend nach Freundschaft und Zuneigung, stößt jedoch nur auf Hinterlist und Gier. Zu allem Überfluss verhärten sich die Fronten zwischen unserer Hauptfigur und ihrem langjährigen Weggefährten Zaknafein. Obwohl sich beide die Abneigung gegen ihre eigene Kultur teilen, haben sie nie über diese Gemeinsamkeit miteinander gesprochen. Da beide versuchen, durch eine sich anpassende Heimlichkeit dem Fokus ihrer Zeitgenossen zu entgehen, verstricken sich Vater und Sohn in einem gefährlichen Konstrukt aus gegenseitigem Misstrauen.

Dieser Roman beschreibt, wie sich der junge Drizzt in dieser Gesellschaft der Drow zurechtfindet und welche Wege er wählt, um seine Andersartigkeit auszuleben. Außerdem trifft unser Held zum ersten Mal auf den Panther Guenhwyvar, der im Laufe seiner Abenteuer noch eine wichtige Rolle einzunehmen vermag.

High-Fantasy-Blockbuster

Dem Leser gelingt es nicht, sich der Lethargie und der allgemeinen Resignation, die Drizzt auf jedem Schritt und Tritt begleitet, zu entziehen. Diese Grundstimmung entfaltet eine Sogwirkung, die felsenfest mit Drizzts Schicksal verbunden ist und die Leserschaft mit ihren aufkeimenden Erwartungen und Ängsten an die Hauptfigur kettet. Wie bereits im Vorgänger ist diese Gängelung von Drizzts Seelenleben in ein Konvolut aus phantastischen Elementen eingebettet, die jeden Liebhaber von klassischer Fantasy beglückt zurücklässt.

Fazit:

„Im Reich der Spinne“ schreitet über den roten Teppich seines Vorgängers und weiß sein Erfolgsrezept erneut in Szene zu setzen. Der Griff zum nächsten Band erfüllt mich mit freudiger Erwartung.