Fairwater

  • Feder & Schwert
  • Erschienen: Januar 2007
  • 1
Fairwater
Fairwater
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Lisa Reim-Benke
60°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMär 2010

Fairwater ist ... anders

Mysteriöse Todesfälle. Merkwürdige Gestalten. Und ein kleines bisschen Wahnsinn. Das ist Fairwater, die kleine Stadt in Maryland, bestimmt von Kanälen, Brücken, Fabriken und der allgegenwärtigen Familie van Bergen. Die Reporterin Gloria kehrt nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder in ihre Heimatstadt zurück, um die Beerdigung eines früheren Freundes zu besuchen. Ihre Nachforschungen decken ein Geflecht von dunklen Geheimnissen auf. Doch ihre Recherchen beleuchten nur einen kleinen Teil von etwas viel Größerem...

Was genau es mit dieser Stadt und seinen Bewohnern auf sich hat, erfährt der Leser anhand von acht Kurzgeschichten, die auch unabhängig voneinander lesbar sind, jedoch erst als Ganzes dem Leser fast alle Zusammenhänge offenbaren. Fast, denn vieles bleibt ungeklärt, was vermutlich auch dem gewöhnungsbedürftigen Erzählstil Plaschkas zu verdanken ist. Denn spätestens nach den ersten zwei Kapiteln heißt es: Dranbleiben! Ansonsten geht man schnell verloren in den Wirrungen des Romans und in dem zeitlichen Hin und Her der Handlung. Auch für den aufmerksamsten Leser wird am Ende vieles ein Geheimnis bleiben, so manche Motivation der Figuren wird nie aufgedeckt. Nicht jedes Buch muss am Schluss bis ins letzte Detail Antworten liefern, doch im Falle von „Fairwater“ hinterlässt das Ende, zu dem man sich mühsam durchgekämpft hat, einen doch eher unbefriedigenden Beigeschmack.

Wirre Ansammlung von Versatzstücken

„Fairwater“ erschien bereits im Jahre 2007 im kleinen Verlag Feder und Schwert, um 7 Jahre später vom Autor aus der Schublade geholt, überarbeitet und schließlich bei Knaur neu aufgelegt zu werden. Inzwischen hatte „Fairwater“ 2008 den renommierten Deutschen Phantastik Preis ergattert und zu einer erheblichen Polarisierung in der phantastischen Fangemeinde geführt. Auch die modifizierte Wiederauflage spaltet die Gemüter: Was für die einen ein Meisterwerk, ist für die anderen eine Zumutung.

Aber was ist „Fairwater“ denn nun eigentlich? Mystery, Horror oder Urban Fantasy? Das lässt sich nicht eindeutig beantworten. In diesem Buch versammelt sich alles, was die Phantastik zu bieten hat: unheimliche Morde, ominöse Kraftwerke, ein geheimnisvoller Antiquar, ein nächtlicher Maskenball, Sanatorien, Geigenspieler und natürlich Außerirdische. Originalität beweist Plaschka nur bei seinem eigenwilligen Schreibstil, der jedoch schnell die Lesernerven strapaziert, denn erzählerisch mag es der Autor mitunter wirr. An den ungewöhnlichen, collagenhaften Stil muss man sich erst einmal gewöhnen, genauso wie an den Umstand, sich in jedem Kapitel auf neue Figuren und Handlungen einzustellen. Sprachlich kommt das Ganze dabei teilweise recht blumig daher. Ganz besonders fallen die häufigen Vergleiche mit Filmen, Büchern oder Liedern auf, die mitunter auch gerne mal zitiert werden. Überlegt eingesetzt sicherlich eine nette Ausschmückung, hier verleitet es aber zu oft zu genervtem Augenrollen.

Gute Ansätze, schlechte Ausführung

Für sich genommen macht Plaschka alles richtig, was vermutlich auch zur Auszeichnung mit dem Phantastik-Preis geführt hat: Eine düstere Atmosphäre, ein ausgefallener Erzählstil, handfeste Fantasy-Elemente und ein Hauch Mystery. Doch zusammen kombiniert mag das Konstrukt leider nicht überzeugen. Nach dem vielversprechenden Start plätschert die Geschichte nur dahin, mit den Figuren wird man nicht so richtig warm und der Zugang zur Geschichte fällt zunehmend schwerer. Hier verwundert es nicht, dass viele Leser das Buch nach der Hälfte frustriert zur Seite gelegt haben. Ein besonders fesselnder Text ist „Fairwater“ leider tatsächlich nicht.

Fazit

Nicht sehr handlungsbezogen schwelgt „Fairwater“ irgendwo zwischen seiner eigenen sprachlichen Künstlichkeit und seinem Versuch, einen anspruchsvollen Plot abzuliefern. Der Grundgedanke überzeugt, jedoch wirkt der Text zu unausgeglichen. Dennoch wird es Leser geben, für die das funktioniert, die sich auf dieses literarische Experiment einlassen können. Leser, die handlungsgetriebene Geschichten lieben und das Konkrete bevorzugen, anstatt sich zu sehr gedanklich in ein Buch einarbeiten zu müssen, sollten lieber zu einem anderen Buch greifen.

Fairwater

Oliver Plaschka, Feder & Schwert

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