Urban Fantasy nach der Moebus´schen Art
New York City, der Big Apple, die Stadt, die niemals schläft. Was gehen einem da nicht für Bilder durch den Kopf: die Freiheitsstatue, Broadway, die fallenden Zwillingstürme des World Trade Centers, die Börse in Manhattan. Das alles ist New York, doch dann gibt es da noch eine unbekannte, verborgene Seite, eine Seite, die niemand kennt, der nicht Scott Mebus' Jugendromane gelesen hat.
Mannahatta, eine Stadt, in der sich vergessene Götter misstrauisch beäugen, in der intelligente Tiere unterwegs sind, in der Munsee-Indianer gefangengesetzt wurden, aber auch eine Stadt, in der Rory Hennessy als "Licht" einer der ganz wenigen Menschen ist, die dieses verborgene Reich überhaupt sehen können.
Dieses Mal führt ihn eine indianische Halskette und ihre Besitzerin auf die Spur eines lange verschollenen Mannes - seines Vaters. Im Verlauf der Ereignisse muss unser Protagonist so manches Mal tief Luft holen, gilt es doch, sich unangenehmen Wahrheiten zu stellen.
New York - High Tech und Wunderland der Götter - eine etwas andere, märchenhafte Urban Fantasy
Wie schon im ersten Band, versteht es der Autor auch dieses Mal, die beiden so ungleichen Welten des modernen New York und des verborgenen Mannahattas miteinander zu verschmelzen und in Einklang zu bringen. Geschickt teilt er seinen Plot in zwei Handlungsstränge auf, die seine Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln vorantreiben und sich beide sehr angenehm und spannend lesen.
Aufgrund der Ausrichtung auf ein jugendliches Publikum sind zu gewaltbetonte Schilderungen eigentlich obsolet, was aber beileibe nicht heißt, dass es solche nicht geben würde. Diese sind aber notweniger Bestandteil der Handlung, nie Selbstzweck und auch in ihrer Ausführung eher moderat.
Besonders gelungen erschien mir die bereits im ersten Teil begründete Darstellung von Rorys Schwester, die als Papierorigami ihr Dasein fristen muss. Welch eine Idee, ein kleines Mädchen in ein Papiermännchen zu verwandeln, dessen Abenteuer mit in den Roman einfließen.
Daneben werden alte Gegner reaktiviert, neue Konflikte eingebaut, es gibt Abenteuer zu bestehen und Siege zu feiern. Natürlich geht nicht alles glatt, gibt es Ansatzpunkte für weitere Fortsetzungen. Die Lektüre selbst gestaltet sich flüssig und faszinierend, die Übersetzung erscheint mir, ohne dass ich das englischsprachige Original kenne, sehr einfühlsam und angenehm zu lesen. Das Gebotene ist weit von der sonst so angesagten Urban Fantasy entfernt, erinnert in seiner Eigenständigkeit eher ein wenig an Cabons "Sommerland" oder die "Percy Jackson" Titel von Rick Riordan.
Viele der Anspielungen, insbesondere was die zu Göttern aufgestiegenen historischen Figuren New Yorks anbelangt, wird der deutsche Leser aber aufgrund schlichten Nichtwissens der entsprechenden Geschichte kaum einordnen können, geschweige denn die Anspielungen verstehen. Dies liegt in der Natur der Sache begründet, ist schade, da dem Leser hier sicherlich einiges entgeht, aber kaum zu ändern. Insgesamt gesehen ein Buch, das sich auf eigene Art dem Genre annimmt, eher leise Töne anschlägt, dabei seine Leser aber verzaubert.
Scott Mebus, -
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