Roadmovie in einer Endzeitwelt
Zu "neuen Ufern" begibt sich der 13Mann-Verlag mit dem gleichnamigen Debütroman von Andreas Schnell. Denn bislang beschränkte sich der Verlag auf die Veröffentlichung von Rollenspielen. Doch so ganz fern von dieser Schiene liegt Schnell mit seinem Roman nicht, baut er doch auf seine Rollenspielwelt "Heredium" auf.
Die Erde im Jahr 2200 hat sich grundlegend verändert. Dies beruht auf dem "Mondfall" zehn Jahre vorher. Ein großer Teil des Mondes wurde abgespalten, Teile davon stürzten auf die Erde, was zu Katastrophen im großen Ausmaß führte. 90 Prozent der Weltbevölkerung kam ums Leben, die Überlebenden haben sich in verschiedenen Ballungszentren verteilt über die ganze Erde angesiedelt. So entstand unter anderem die Kuppelstadt Hirohito City in Südostasien. Außerhalb dieser Städte ist die Zivilisation zerstört, Tiere und Pflanzen beherrschen diesen Teil der Welt.
In Hirohito City befindet sich in einer Klinik ein Mann, der nichts vom "Mondfall" weiß. Seit zehn Jahren liegt er im Koma, betreut von der Krankenschwester Jenny. Und nun wacht Lennart auf, was keiner mehr für möglich hielt. Als Jenny zufällig aufschnappt, dass Lennart umgebracht werden soll, bringt sie ihn aus der Klinik fort und befindet sich bald mit ihm auf der Flucht. Doch was hat es mit Lennart auf sich? Er scheint ein Debellator zu sein, ein Individuum der geächteten Menschen, die der Telepathie und der Telekinese mächtig sind. Doch warum will man Lennart ans Leben? Sein Gedächtnis spielt noch nicht so ganz mit. Doch scheint er vor seinem langen Schlaf ein Mitglied der Han no Hoqosha, einer der mächtigen Unterwelt-Familien, gewesen zu sein.
Die Motivation der Charaktere bleibt unverständlich
Das Lesen des Buches ist eine Zumutung. Mir ist klar, dass kleine Verlage am Lektorat sparen müssen, aber eine solche Häufung von Fehlern kann bereits vermieden werden durch jemanden, der der deutschen Schriftsprache mächtig ist. Ein Fehlerschnitt von mehr als einem pro Seite ist schlichtweg für einen Leser unzumutbar und ich verstehe jeden, der das Buch nach zwanzig Seiten in die Tonne wirft. Wohlgemerkt handelt es sich hierbei selten um Druckfehler, sondern falsch geschriebene Wörter (da wird mehrmals gehakt statt gehackt), Fehler in der Groß-Klein-Schreibung sowie Zusammen- oder Getrenntschreibung. Gar nicht davon zu reden, dass jegliche Kommaregeln außer Kraft gesetzt sind.
Auch sprachlich bietet "Neue Ufer" nur unterdurchschnittliches Niveau. Kurze Abschnitte, schnelle Perspektivwechsel und viel direkte Rede in sehr plattem Stil sorgen zwar dafür - sieht man mal vom ständigen "hängenbleiben" bei den Fehlern ab -, dass sich das Buch überaus flott lesen lässt, das Tempo aus der Story jedoch weitgehend herausgenommen wird.
"Neue Ufer" erinnert an ein Roadmovie in einer Endzeitwelt. Die Handlung schreitet so stetig voran, wie sich die kleine Gruppe auf unserem Planeten vorwärts bewegt. Doch ein globales Konzept und eine wirkliche Intention des Verfassers ist nicht zu erkennen. Die Motivation der einzelnen Charaktere bleibt unverständlich.
Gut aufgebaut ist einzig der Charakter des Protagonisten Lennart, der eine wirkliche Entwicklung durchmacht und der für den Leser greifbar ist. Alle weiteren Charaktere verschwinden ebenso plötzlich wie sie erschienen sind und bleiben während ihres Auftritts überaus blass. Der Roman besteht einfach aus kleinen Ereignissen, die gute Ansätze bieten, jedoch irgendwann einfach stecken bleiben. Aus der Weltentwicklung hätte man mehr machen können. Das Noah-Verfahren, das Schadstoffe aus der Luft filtern sollte, jedoch Mutationen bei Lebewesen aller Art auslöste ist eine der Ideen, die leider nicht ausgearbeitet wurden.
"Neue Ufer" ist bestenfalls empfehlenswert für Fans der Rollenspielwelt "Heredium". Alle anderen sollten die Finger davon lassen.
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