Gelungener Serienauftakt
Der bekannte Fantasy-Autor Heitz wendet sich der Science Fiction zu. Wie er im Nachwort erklärt, hat er die Rechte zu einem Fantasy-Rollenspiel aufgekauft, das ihn einmal sehr fasziniert hatte und dann aber zu seinem Bedauern in der Versenkung verschwand. In diesem Justifiers-Universum spielt die neue Serie. Den Auftakt hat er selbst geschrieben, andere Autoren werden weitere Romane beisteuern, das Rollenspiel wird neu erscheinen und somit das alte-neue Universum wieder auferstehen. So der Plan..
"Collector" ist das erste Buch der Heyne-Taschenbuchserie und kommt in schwarz daher mit einem gelben angedeuteten Sonnensystem und futuristisch anmutendem Autorennamen und schwarz abgesetztem Titel: schick. Die Rahmenhandlung ist Spannung. "Schützenswerte, bedrohte Rasse Mensch - eure Rettung ist nah" skandiert die nichtmenschliche, weit entwickelte Rasse der Collector, wann immer sie beschließt, einem von Menschen besiedelten Planeten - und da gibt es 3042 so einige - "Schutz" zu gewähren. Der Haken daran ist, dass die Collectors das so auslegen, dass sie den Planeten komplett übernehmen und jeder Kontakt der Collector-beschützten Planeten mit dem Rest des Universums unterbunden wird. Da die Collectors technisch so übermächtig sind, ist jeder Widerstand sprichwörtlich zwecklos ist oder es erscheint zumindest so. Aber es bleiben bohrende Zweifel. Was passiert wirklich auf den geschützten Planeten, auf denen die Menschen glücklich wirken und sind die Collectors die selbstlosen Beschützer, als die sie sich ausgeben?
Anglizismen und recht offenes Ende
Die Besetzung von "Collector" ist klassisch: da gibt es den typischen Underdog Kris, der eigentlich nur in Ruhe gelassen werden will, aber als Schwerlastfahrer prompt in eine Intrige verstrickt wird und eine gefährliche Mission antreten muss. Er trifft auf der Mission die toughe Abenteurerin Faye, die sich ganz in Tradition von Lara Croft und Salander weder den Mund verbieten oder sich gar - auch kämpferisch - die Butter vom Brot nehmen lässt. Trotzdem hat sie einen weichen Kern. Ganz anders ihre Schwester Nuria, brillante Professorin, bildschön und leicht nymphomanisch, was zum Teil an einem Wesen in ihrem Kopf liegt, das sie steuert. Der schillernde Charakter Anatol Lyssander arbeitet als zwielichtiger mental begabter Übersetzer, ein bisschen Han Solo ein bisschen Diana Troy, ein bisschen halb Wahnsinniger zwischen den Fronten. Diese Truppe muss zusammen herausfinden, was es mit den Collectors auf sich hat und jeder von ihnen auch noch so seine ganz eigenen Probleme auf die Reihe bekommen. Dann gibt es noch Chimären, Raumschiffbesatzungen, Konzernvertreter und Organisationen, die die technische Aufwertung des Menschen auf die Spitze treiben wollen, Raumschiffe, Kämpfe und hach, was man halt so braucht für eine waschechte Raumoper.
Heitz hat einen ordentlichen Weltraumschmöker hingelegt. Die Charaktere sind glaubhaft und man bleibt an der Story dran, auch wenn Heitz wirklich eine Menge auf einmal anzupacken versucht. Manchmal ist die Vielzahl der Strippenzieher, wirtschaftlichen Bündnisse und Organisationen ein wenig viel, gerade weil man - noch - nicht wie Heitz in dem Universum zu Hause ist. Aber das Personenregister hilft dabei. Die Anglizismen stören jedoch. Nicht nur, dass fast alle Gattungs- und Organisationsbegriffe englisch sind, da gibt es die "Church of Stars" und die "Order of Technology", die "Preacheress" arbeitet mit der "Deaconess", der Ausbilder heißt "Instructor" und der Befehlshaber "Air Marshal". Okay, vielleicht ist das eine Hommage an das Rollenspiel und man kann argumentieren, dass englisch wahrscheinlich die Hauptsprache später im Universum werden wird. Warum Heitz Figuren aber "einen guten Job" machen und - schlimmer - "eine Dusche nehmen", erschließt sich nicht, es wirkt schlecht übersetzt, ohne übersetzt zu sein. Das Ende erscheint ein wenig konstruiert und lässt Fragen offen. Aber klar, die Serie fängt ja auch erst an. Insgesamt ein gutes Science-Fiction-Abenteuer, das sich flüssig und schnell liest und bei dem man Heitz gern zu den Sternen statt zu den Zwergen begleitet.
Markus Heitz, Heyne
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