Engelskuss - Gilde der Jäger 1

  • LYX
  • Erschienen: Januar 2010
  • 8
Engelskuss - Gilde der Jäger 1
Engelskuss - Gilde der Jäger 1
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Anja Helmers
60°1001

Phantastik-Couch Rezension vonDez 2009

Das Blut der Engel ist gefährlich

Gottähnliche Wesen mit Flügeln, angeführt vom Kader der zehn Erzengel, herrschen über die Welt. Um Unsterblichkeit zu erlangen, lassen sich Jahr für Jahr Menschen freiwillig von den Engeln in Vampire verwandeln. Der Preis dafür ist hundert Jahre Frondienst.

Elena Deveraux arbeitet als Vampirjägerin für die Gilde der Jäger. Dank ihrer angeborenen Gabe spürt sie vertragsbrüchige Vampire anhand ihres Geruchs auf. Als Erzengel Raphael, Herr über New York und ganz Nordamerika, sie für eine Spezialaufgabe anfordert, hält sich ihre Begeisterung in Grenzen. Raphael ist zwar strahlend schön, aber ebenso arrogant und noch dazu unmenschlich grausam und gefährlich. Hin und her gerissen zwischen irrationaler Faszination und rationaler Vorsicht, beginnt für Elena nicht nur eine gefährliche Jagd, sondern auch eine emotionale Achterbahn.

Neue Helden braucht das Land

Nach Gestaltwandlern und Vampiren könnten Engel die neuen Lieblinge der romantischen Fantasy werden. Speziell zugeschnitten auf eine hauptsächlich weibliche Leserschaft, sprießen Romane mit titelgebenden Engeln wie Pilze aus dem Boden. Nalini Singh springt mit dem ersten Band ihrer Gilde der Jäger-Reihe geschickt auf diesen Zug auf. Mit 427 Seiten nicht zu lang, flüssig zu lesen, kommt Engelskuss routiniert daher. Die Figurenzeichnung bleibt völlig im Genre, das Hauptaugenmerk liegt auf den beiden Protagonisten Elena und Raphael, die Nebenfiguren bleiben mehr oder weniger blasse Statisten für den Paarreigen.

Der Roman zieht seine Spannung hauptsächlich aus der sich langsam aufbauenden Liebesbeziehung, dem Prickeln zwischen Elena und dem Erzengel. Die Jagd nach dem abtrünnigen Erzengel Uram und die Aufklärung der Morde entwickeln sich nicht allzu spannend, obwohl nicht an brutalen und blutigen Szenen gespart wird. Der erotische Anteil hält sich bis auf eine Szene in Grenzen, aber diese ausgewalzte Liebesszene ist sicherlich von vielen Leserinnen genau so erwünscht.

Die Idee einer von machtgierigen Erzengeln dominierten Menschheit mutet auf den ersten Blick neu an. Beim Lesen kamen mir allerdings die beschriebenen Erzengel wie eine Kreuzung aus allzu Bekanntem vor. Frei nach dem Motto: man nehme aus erfolgreichen Vampir- und Gestaltwandler-Serien einige Eigenschaften der Helden, schüttle einmal kräftig und fertig ist die neue Lichtgestalt. Mit Engelsstaub überpuderte Vampire, die ihre Beißerchen gegen Flügel getauscht haben.

Ärgerliche Klischees und austauschbare Schauplätze

Elena hat sich mit ihrem Vater überworfen, weil sie sich nicht den Geboten einer blaublütigen Familie unterwerfen wollte. In den Augen ihres Vaters ist es Sinn und Zweck einer Tochter, durch eine Heirat den Besitz seines Imperiums zu mehren. Elenas Mutter und zwei ihrer Schwestern sind tot. Das traumatisches Erlebnis in ihrer Kindheit und der Konflikt mit ihrem Vater sind wichtige und logische Elemente für Elenas Charakterzeichnung. Sie fesseln den Leser an die Hauptfigur und bringen spannende Aspekte in den Handlungsverlauf. Das Klischee einer adligen Tochter ist allerdings völlig überflüssig und wirkt einfach nur kitschig.

Nalini Singh wählt das moderne New York als Handlungsort. Elenas Wohnung liegt in Manhattan, mit Blick auf den imposanten Erzengelturm. Allerdings beschränken sich die Beschreibungen der städtischen Landschaft, der Tatorte und ihrer Umgebung aufs Notwendigste. Man bekommt als Leser kein Gefühl dafür, dass es sich um New York dreht, sondern es hätte genauso gut in einer anderen modernen Großstadt geschehen können. Details der Inneneinrichtungen werden dafür teilweise ausgiebig geschildert, und ebenso das Äußere der Protagonisten wird dem Leser wiederholt ins Gedächtnis gerufen.

Ja, ich weiß, dass Raphael unglaublich blaue Augen hat und von überirdischer Schönheit ist, möchte man nach gefühlter tausendfacher Wiederholung dieser Attribute, aufschreien. Und zum ´Unwort' des Romans würde ich ´männlich' wählen. Sätze wie: Voll männlichen Feuers war sein Blick, ebenso wie: Rau erklang Raphaels Lachen, männlich überlegen, das tut einfach nur weh. Warum die Autorin mit solchen Kombinationen wie männlich überlegen, männlich leidenschaftlich etc. immer wieder betonen muss, dass der Erzengel ein Mann ist, entzieht sich meinem Verständnis.

´Engelskuss' wird sicherlich von vielen Leserinnen geliebt und verschlungen werden, denn der Roman gehört trotz meiner aufgeführten Kritik nicht zu den schlechtesten seines Genres. Die Autorin beherrscht ihr Metier und weiß, was die Leserinnen von ihr erwarten. Elena ist eine sympathische Heldin, stark, intelligent und gefühlvoll. Die Diskrepanz zwischen ihrem teilweise unprofessionellen Verhalten und der aufgestellten Behauptung, sie wäre die beste Jägerin der Gilde, mag man der Autorin ankreiden, aber das macht die Figur menschlicher. Der schöne Raphael bietet genug Projektionsfläche für romantisch veranlagte Herzen. Es bleiben genügend unaufgeklärte Punkte und lose Fäden für die nächsten Bände.

Engelskuss - Gilde der Jäger 1

Nalini Singh, LYX

Engelskuss - Gilde der Jäger 1

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